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Fünf Kopeken

Fünf Kopeken

Titel: Fünf Kopeken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stricker
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ihren immer wieder zur Faust geballten und dann sprunghaft auseinanderschießenden Fingern nach zu urteilen wohl Temperament meinte, »in den Genen« läge. »Ich bin eben ein Heißblut«, sagte sie, »nicht wie die Deutschen, die für alles einen Plan brauchen«, worauf Alex natürlich zustimmend nickte. Worauf meiner Mutter das gar nicht kalte Blut in den Kopf schoss. Erst recht als sie sah, wie sich die beiden Lichtpunkte aufeinander zubewegten, wie Alex seinen Arm aus der Tasche zog, ihn hin und her schwingen ließ, immer näher an das Bein des Mädchen heran zu pendeln schien, bis meine Mutter endlich nicht mehr an sich halten konnte und vor lauter Verzweiflung »ich soll dir übrigens von Schnuckiputzi ausrichten, dass er dich nicht fürs Däumchendrehen bezahlt« schrie. Vielleicht auch nur sagte. Aber der Effekt war derselbe.
    Wie eine Spindel flog Alex herum und starrte sie an.
    »Von wem ausrichten?«, fragte die Exfreundin des Exsportlers.
    »Vom Chef des Restaurants«, antwortete meine Mutter, trotz allem ein bisschen stolz auf ihren Wissensvorsprung.
    »Ach so«, sagte die Berühmtheit und lächelte Alex wieder an.
    Aber der war ganz damit beschäftigt, meine Mutter mit seinem Blick in den Boden zu rammen. Nicht mal, als die Berühmtheit ihm über den Arm strich und »dann geh ich mal besser wieder rein« murmelnd zur Tür lief, wichen seine Augen von ihr.
    Aber darüber konnte meine Mutter sich jetzt nicht mehr freuen. Seine Feindseligkeit war so groß, dass sie richtig davor erschrak.
    Im Vergleich dazu klang er überraschend ruhig, als er endlich »Was machst du hier?« fragte.
    Meine Mutter überlegte. Aber tatsächlich hatte sie plötzlich keine Ahnung mehr, was sie hier wollte. Warum war sie eigentlich gekommen? Ihre Finger bohrten sich fast durchs Futter, während sie angestrengt nach einer Antwort suchte. Aber diesmal huschten die Worte ganz ohne Vorwarnung heraus: »Ich liebe dich.«
    Er sah sie an, als sehe er sie zum ersten Mal. Seine Stirn legte sich in Falten. Dann streckte er plötzlich die Hand aus und griff nach ihrem T-Shirt , wie nach einem Stück Stoff auf einem Wühltisch.
    Seine Knie stießen gegen ihre Oberschenkel. Sie wich zurück, stolperte gegen die Mülltonne, aber er hielt nicht an, drückte sie immer fester gegen den Deckel. Seine Küsse schmeckten faulig. Oder vielleicht war es auch der Abfall. Er fasste in ihr Haar, zog ihren Kopf nach hinten. Drehte sie mit einem Mal um und schubste sie vor sich her. Wie eine Handpuppe lenkte er sie zurück in den Flur, den Arm um ihre Taille gelegt, die Finger der anderen Hand an ihrem Rücken, bugsierte sie in irgendeinen Raum, knallte die Tür zu und sie dagegen. Er drehte den Schlüssel um, zog ihr das T-Shirt vom Kopf. Meine Mutter ging in die Knie, half ihm, den Reißverschluss zu öffnen, während sie aus den Augenwinkeln ein Waschbecken erkannte, den Handtuchspender, dann die Toilette selbst. Sie zog ihm die Hose von den Beinen, spürte endlich seine Haut darunter. Aber die Sehnsucht ließ kein bisschen nach. Eher wurde sie sogar noch quälender, bis sie fast glaubte, was sie da fühlte, könne noch gar nicht wirklich seine Haut sein, er müsse noch einen unsichtbaren Strumpf darüber tragen, unter dem sich die echte verbarg. Fahrig ließ sie die Finger über seinen Körper gleiten, suchte nach der Stelle, an der sie endlich zu ihm durchkäme.
    Er griff nach ihrer Hand und legte sie auf seine Unterhose, schob sie ruckartig hin und her.
    »Was machst du nur mit mir?«, stöhnte er, auch wenn es ja eigentlich er war, der etwas mit sich machte.
    Aber meine Mutter wollte kein Lob, das ihr nicht zustand. Verzweifelt bemüht, es sich nachträglich zu verdienen, zog sie ihn ganz aus, ließ ihre Lippen über seine wunderschönen Leberflecken gleiten, legte sie endlich um seine Eichel.
    Alex stöhnte noch mehr. Er sank gegen die Fliesen, bohrte seine Finger in ihre Schulterblätter.
    Und dann riss er sie plötzlich hoch. Er drehte sie um, klappte den Klodeckel zu und drückte sie vorwärts darauf. Meine Mutter griff nach der Spülung, während er ihr den Rock hochschob, die Unterhose vom Po zerrte, spürte plötzlich einen bestialischen Schmerz, der durch ihren Unterleib fuhr, an ihren Därmen zerrte, ihrem Magen, ihren Nieren, als versuche jemand mit aller Kraft ihre Organe durch ihren Bauchnabel herauszureißen.
    Ihre Augen flogen auf, sie sah den Spülkasten, in den sich die bräunlichgelben Punkte unzähliger ausgedrückter Zigaretten

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