Fuenf Maenner Fuer Mich
an und lacht plötzlich los. Sein Lachen klingt ein wenig wirr. „Ich habe etwas Wichtiges entdeckt“, sagt er, „ich darf in Beziehungen keine Gefühle haben, das tut mir nicht gut.“
„Ach?“, frage ich nach.
„Ja“, betont er mit ernster Miene, „ich hab mir einen Schutzschild zugelegt.“ Er macht eine kreisende Bewegung um seinen durchtrainierten Oberkörper. „Einen Panzer, der mich vor Gefühlen schützt.“
„Ach!“, wiederhole ich. „Da sind wir ja schon zwei. Zwei mit Schutzpanzer und ohne Gefühle!“
Er schaut mir tief in die Augen. Wie kann man jemanden lieben und gleichzeitig jede Sekunde auf ihn verzichten? Ich fühle mich wie jemand, der süchtig ist nach Schokolade und ständig die Schokolade vor Augen hat, die er nicht essen darf.
„Darum sind wir eben Kumpel“, ergänze ich. „Alles ganz locker!“
Tekim nickt, umarmt mich, küsst mich. Ich reiße sein Hemd auf. Er meine Bluse. Wir verschlingen die verbotene Schokolade und die Schutzpanzer fallen rappelnd auf den Boden. Was ist es, was mich immer wieder schwach werden lässt? Wenn ich das wüsste, wenn das alle Frauen und Männer wüssten. Dann gäbe es wahrscheinlich keine Liebesgedichte und keine Liebesgesänge mehr, keine einsamen Dichter, keine Popstars, keine erfolgreichen Filme … keine Opern.
Ein kleines Ungeheuer
An Schlaf ist nicht zu denken. Wie ein kleines Ungeheuer liegt mein Handy auf dem Nachttisch und ist stumm. Endlich schlafe ich ein. Und wache eine Stunde später erschrocken wieder auf. Hat es geklingelt? Ich hab es auf „Besprechung“ gestellt, damit ich keinen Herzinfarkt bekomme vom schrillen Klingeln. Jetzt bimmelt es sanft, aber hörbar. Aber es war kein Klingeln, eher wohl ein Echo aus meinem Traum. Ich finde keinen Schlaf mehr und wälze mich unruhig hin und her. Tekim ruft meist gegen zwei oder drei Uhr nachts an, um spontan vorbeizukommen. Irgendwann meldet sich mein Verstand und schimpft böse: „Was tust du dir da an?“ Mein Lieblingslover – oder Mister Universum, wie Buddha ihn seit Kurzem nennt – kann schließlich auch tagsüber ankündigen, ob er nachts kommen will. Also stelle ich das Handy vom Modus „Besprechung“ auf „lautlos“. Ich starte in die nächste Runde. Das Einschlafen klappt prima und ich schlafe drei bis vier Stunden durch. Als ich aufwache, gucke ich auf mein Handy, sehe auf einen Blick, was Sache ist, und schlafe weiter.
Dumm ist nur, dass ich immer öfter aufwache, um nachzugucken, was ich verpasst habe. Mein Schlafrhythmus gerät aus den Fugen. Mein Psychologe, dem ich von dem Dilemma erzähle, schlägt die Hände überm Kopf zusammen: „Das geht nicht! Stellen Sie das Handy aus!“
In der nächsten Nacht liegt das Handy wie ein toter Fisch auf meinem Nachttisch. Ich habe es mundtot gemacht, es darf nichts mehr sagen. Trotzdem wache ich wieder nach wenigen Stunden auf. Der tote Fisch glotzt mich aus seinem dicken, fetten, toten Auge an und höhnt: „Du weißt überhaupt nicht, was passiert ist, während du geschlafen hast! Vielleicht hast du seinen Anruf verpasst.“ Am liebsten würde ich das verdammte Ding gegen die Wand werfen. Tue ich aber nicht, schalte es stattdessen mitten in der Nacht wieder ein, bestimmt dreimal pro Nacht. Das Mini-Monster hält mich in seinen Krallen gefangen. Mein Verstand droht, einen längeren Pauschalurlaub auf der Milchstraße zu buchen. Ich flehe ihn an, zu bleiben. Er macht mir eine Auflage: Das Handy wird ab sofort weggeschlossen! Im Nebenhaus, direkt neben meiner Wohnung habe ich seit Kurzem einen Lagerraum. Also raus aus meinem Haus, rein ins Nebenhaus, rein in den Lagerraum. Ich brauche vier Schlüssel für diese Aktion. Endlich bin ich sicher vor dem Ungeheuer. Die nächste Nacht ist gerettet. Nach dem Zähneputzen gehe ich hinüber, schließe mein Handy ein und gehe guten Gewissens schlafen. Ich falle direkt in süße Träume.
Drei Stunden später sitze ich senkrecht im Bett. Wo ist mein Handy? Ich springe auf, ziehe etwas über, schnappe mir die vier Schlüssel, renne die Treppe hinunter, schließe die Haustüre des Nachbarhauses und die Tür des Lagerraums auf und schalte das Handy an. Ich kapiere endlich, dass es sinnlos ist. Ich kann mich nicht selbst betrügen. Ich kann die Ruhe nur in mir selber finden.
Sonntagsfrühstück
Sonntägliche Totenstille durchzieht mein Viertel. Diese Sonntage sind scheußlich. Ich bin alleine aufgewacht. Mein Kühlschrank ist bis auf eine verschrumpelte Gurke und eine
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