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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meisl
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schnell weg. Ich bleibe noch ein bisschen und lasse mir von Alfredo meine tägliche Ration Komplimente verabreichen, nach denen ich längst süchtig bin. Selbstvertrauen aufzubauen fällt leichter, wenn man dabei Unterstützung hat. Und die – so weiß ich jetzt – muss man nehmen, wo sie sich bietet. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich Bastian auf. Ich habe ihn ewig nicht mehr gesehen. Das letzte Mal winkte er mir von der anderen Straßenseite aus zu. Er kommt vom Bahnhof, hat eine lange Zugfahrt hinter sich. Als Unternehmensberater ist er ständig auf Achse und nur selten in Köln. Er hatte eine anstrengende Woche und ist erschöpft. Er kann nicht wissen, dass er seit Projektstart auf meiner geheimen Kandidatenliste steht, das trifft sich doch ganz hervorragend! Diesmal lasse ich den Fisch nicht von der Angel und sage: „Setz dich doch zu mir …“
    Ich will jetzt endlich wissen, was der Grund dafür war, dass er damals meine Türklingel so traktierte. Seine Blackout-Story kenne ich ja schon, die kann er sich sparen. Während ich frage, lege ich meine Hände auf seine und spüre, wie er schlagartig verkrampft. Er stottert etwas von „Spaß machen …“, da stoppe ich seinen unstrukturierten Redefluss: „Wolltest du etwa mit mir ficken?“ Super, denke ich dann, genau die richtige Methode, um dieses verschreckte Reh für immer und ewig in den tiefsten, dunkelsten Wald zu locken.
    Er gerät ins Trudeln, nein, dazu müsse er schon verliebt sein. Ist das jetzt eine faule Ausrede? Oder gibt es solche Männer tatsächlich? Das wäre ja ein seltenes Fundstück. Ich sage noch alle möglichen anderen Dinge, an die ich mich am nächsten Tag nicht mehr erinnere. Er verabschiedet sich hastig und wirkt erleichtert, dass er aus der Situation noch mal heil herausgekommen ist . Ich bleibe und lasse mich weiter von Alfredo trösten.
    Das tragisch-komische Erlebnis wühlt alle möglichen Wunden in mir auf und ich breche meinen Dauerheulrekord mit zwei Stunden zehn Minuten. Wie immer versucht Alfredo, mich zu trösten. Mitten in diesem Drama schicke ich ein umgedrehtes Smiley an Birkensohle.
    Um drei Uhr nachts gehe ich ins Büro und rufe meinen geliebten Opernsänger Winston in Nordamerika an. In solchen Fällen ist es gut, wenn man seine fünf Lover auf verschiedene Zeitzonen verteilt hat. Ich halte dieses verdammte Verlassenheitsgefühl nicht mehr aus. Ich setze mich hinter meinem Schreibtisch auf den Boden und klammere mich an den Telefonhörer. Winston sagt: „Warte einen Moment!“ Mit Gitarre kommt er zum Telefon zurück. Er singt Liebeslieder durch eine endlos lange quer über den Atlantik gespannte Telefonleitung. Ich zerschmelze und rutsche noch ein Stück tiefer auf den Fußboden. Am liebsten würde ich mich an dem Kabel rüberhangeln, all die 8000 Kilometer lang, bis ich ihm in seinem Wohnzimmer auf den Schoß falle. Aber wahrscheinlich ist da gar kein Kabel, das gab’s mal früher, heute geht das über Satelliten, die taugen nicht für solche Aktionen.
    Er lacht über alles, was ich sage, auch als ich ihn anflehe, auf der Stelle zu mir zu kommen.
    „Ich bin 8000 Kilometer von dir entfernt!“
    „Ist doch egal. Komm einfach.“
    Wir sprechen zwei Stunden. Seine wohlklingende Bariton-Stimme schmeichelt meinem Flatterherzen. Ich liege jetzt hinterm Bürostuhl und lache mich tot über seine Witze. Wie schön, ihn zu haben!
     
    Am nächsten Tag bekomme ich endlich eine SMS von Birkensohle: „Bin angeschlagen.“ Was auch immer das heißen mag.
    Noch am selben Nachmittag treffe ich Buddha. Nach kurzer Berichterstattung über die aktuelle Lage an der Hauptlover-Front warnt er mich freundlich, aber bestimmt: „Tekim hat zu viel Raum in deinem Leben eingenommen, alles dreht sich nur um ihn, alle deine Gedanken. Öffne dich! Mach deine Augen auf und guck über den Tellerrand. Weißt du überhaupt, welch unglaublich schöne Überraschungen auf dich warten?“ Er gibt mir einen Rat: „Betrachte das als Medizin.“
    Ich nicke stumm. Ich bin bereit, jede Medizin zu schlucken, wenn nur endlich der Schmerz aufhört.
    „Du sagst dreimal täglich: ‚Alles, was ich brauche, um glücklich zu werden, kommt zu mir.‘“
    Er besteht darauf, dass ich diesen Satz ausspreche, immer und immer wieder, so lange, bis er überzeugend klingt. Alles, was ich brauche, um glücklich zu sein, kommt zu mir. Dieser Satz rettet meinen Tag.

    Kumpel
    Tekim besucht mich überraschend im Büro. Mit traurigen schwarzen Augen schaut er mich

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