Fuenf Maenner Fuer Mich
zwischen meinen Kissen, er schläft tief und fest. Da schießt mir die Idee durch den Kopf, die Anrufliste in seinem Handy zu checken. So etwas habe ich noch nie getan. Ich konnte Frauen nie verstehen, die sich auf so ein Niveau herablassen. Aber es hilft nichts, es zieht mich magisch zu seiner Jacke, ich nehme das Handy heraus und mit zitternden Händen gebe ich die PIN ein, die er mir anvertraut hat. Ich sehe, dass er gestern Abend mehrfach von einer gewissen Ina angerufen wurde. Von ihr hat er mir sogar schon erzählt. Er ist ja recht offen, manchmal.
Vor lauter Aufregung drücke ich auf eine falsche Taste und das verdammte Ding beginnt, die Nummer von Ina zu wählen. Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen und Angst, dass meine Missetat entdeckt wird. Wild drücke ich auf irgendwelche Knöpfe und kann den Anruf gerade noch stoppen, aber dank der modernen Technologie kann Ina jetzt natürlich sehen, dass Tekim versucht hat, sie anzurufen, morgens um sieben.
Eine Stunde später sitzen wir im Auto und fahren zum Passamt. Ich rekapituliere und denke: Du hast einen Wissensvorsprung, lass ihn nur machen, beobachte ihn. Ich mache gute Miene zum bösen Spiel. Die Passformalitäten dauern länger als gedacht und da ich auch noch einen Termin habe, nehme ich seinen Wagen. Nun lockt die gleiche Versuchung wie heute Morgen: Er hat sein Handy im Auto liegen gelassen. Ich habe Zeit und könnte das Ganze noch mal in Ruhe checken, ohne Stress. Vielleicht liefert mir das neue wertvolle Erkenntnisse für meine Entscheidung, ob ich mit in die Türkei fahre oder nicht. Schließlich habe ich das Ticket noch nicht gebucht.
Ich fahre in ein Café und nehme sein Handy mit. Es fühlt sich an wie eine kleine Bombe. Ich habe keine Ahnung, wie man das Ding richtig bedient, und will nicht noch mal einen so blöden Fehler machen wie am Morgen.
Ich muss seine SMS lesen. Meine schlimmste Angst ist es festzustellen, dass er etwas mit der Kleinen hatte, die er mir als Mitarbeiterin für mein Zigarrencafé vorgeschlagen hat. Ich bin zwar offen, ehrlich, polygam, aber ich lege großen Wert auf Stil und habe vor allem meinen ganz eigenen Ehrenkodex, den ich auch von meinen Lovern eingehalten sehen möchte. Daher würde ich das trotz aller Vereinbarungen als schlimmen Verrat empfinden. Ich fasse mir ein Herz und frage den Kellner, gebe mir Mühe, ganz entspannt zu wirken.
„Kennst du dich mit diesen Handys aus?“, fragte ich
Ich bin sicher, man kann mir auf dem Gesicht ablesen, dass ich gerade was ganz Schlimmes tue.
„Ja klar, ich hab selbst so eins, das beste Handy der Welt!“
„Bitte zeig mir doch, wie man die SMS abruft.“
„Hast du das Handy neu?“, fragt er
„Ja“, lüge ich, „ich hab es geschenkt bekommen …“
Meine Güte, mir dreht es fast den Magen um. Muss ich jetzt noch das Lügen lernen?
Etwas, was ich bisher definitiv nicht konnte!
Sind Lügen vielleicht doch notwendig, um die Liebe zu testen? Um herauszufinden, wie ein Mensch ist? Um nicht noch mal übers Ohr gehauen zu werden? Oder einfach nur, um das 5L-Projekt erfolgreich zu absolvieren? Aber jetzt muss ich erst mal lügen. Das „Warum“ dahinter kann ich später abchecken.
Der Kellner jedenfalls freut sich, dass er einer hilflosen Frau etwas beibringen kann, und erklärt mir lang und breit die Funktionen des Handys. Was mich wirklich interessiert, sind die SM Siehe da: eine SMS von Ina, bereits gestern Mittag geschickt, in der sie ihm die Adresse ihrer Wohnung mitteilt. Für mich ist jetzt klar, warum er gestern so spät kam. Vereinbarung hin oder her, es tut verdammt weh. Bei meinen anderen Lovern ist mir das schnurzpiepegal. Aber bei ihm ist es anders.
Ich verlasse das Café und fahre in mein Büro. Es ist inzwischen Mittag und ich weiß immer noch nicht, ob ich in acht Stunden zusammen mit Tekim in den Flieger steigen soll. Ich rufe Buddha an und bitte ihn um Rat.
„Jetzt hör mir mal gut zu“, sagt er ernst. „Selbst wenn ihm jetzt gerade irgendeine Tussi in seiner Bude einen bläst, ist das völlig egal. Es spielt keine Rolle. Was du mit ihm teilst, ist etwas Besonderes und Einzigartiges. Mach dir keine Gedanken und fahr mit ihm weg. Genießt es einfach, mal zusammen zu sein.“
Eine Stunde später kommt Tekim und wir machen uns auf den Weg zum Flughafen.
Eine Woche im Paradies
Das Dorf, in dem Tekims Familie wohnt, liegt mitten in Anatolien. Die Häuser sind aus Naturstein gebaut und einfach ausgestattet. Es gibt eine Feuerstelle,
Weitere Kostenlose Bücher