Fuenf Maenner Fuer Mich
eine Waschecke mit Wascheimer, einen Stall für Ziegen und Schafe und einen Gemeinschaftsraum, in dem man sitzt, Tee trinkt und nachts die Schlafmatten ausrollt. Ich kenne das, ich bereise die Türkei schon lange und fühle mich hier zu Hause. Die Häuser von Tekims Eltern, Onkeln und Tanten sind moderner ausgestattet. Sie haben in Almanya fleißig gearbeitet und ihr Geld in der Türkei investiert. Fließendes Wasser, Zentralheizung und moderne Couchgarnituren gehören zur Grundausstattung. Tekims Eltern genießen hier ihren wohlverdienten Ruhestand. Ich werde herzlich aufgenommen, keiner fragt, wer ich bin oder welche Rolle ich in Tekims Leben spiele. Ich bin da, also gehöre ich dazu. Alle Turbulenzen der vergangenen Monate sind vergessen, als habe man bei uns beiden einen Schalter umgelegt. Wir stehen morgens früh auf, Tekim schultert ein Gewehr, ein altertümliches Modell aus dem Ersten Weltkrieg, das von seinem Vater wie ein Schatz gehütet und oft stundenlang geölt und poliert wird, und dann marschieren wir mit Rucksäcken voller Proviant in die Berge. Stundenlang wandern wir durch die karge Landschaft, lassen den Blick schweifen über die Endlosigkeit der sich am Horizont verlierenden Hügelketten in allen Schattierungen von Braun und Grau.
Tekim zeigt mir, wie man schießt. Nie zuvor hatte ich eine Waffe in der Hand. Nach über zehn Versuchen gelingt es mir sogar, eine alte verbeulte Plastikflasche zu treffen. Eine Nacht verbringen wir mit Traktor und Anhänger auf dem Berg. Wir schlafen unterm funkelnden Sternenhimmel. Weit und breit gibt es keine Stadt, kein Licht stört die Sicht auf die glitzernden Himmelskörper. Es ist Mitte August, Meteoritenregen. Wir zählen in zwei Stunden über 20 Sternschnuppen. Wir sprechen kaum. Wir lauschen dem Wind, den nächtlichen Eulenrufen. Ansonsten herrscht Stille. Tiefe Stille.
Auf der Überholspur
Der Urlaub in Anatolien ist leider nur eine kurze Verschnaufpause. Danach geht alles weiter wie zuvor. Die emotionale und sexuelle Unruhe von Tekim steckt mich an. Ich frage mich, was er eigentlich sucht.
Mein Blutdruck ist hoch wie nie. Der obere Wert bewegt sich um die 160, der untere um die 100. Zahlen, einfach nur Zahlen. Aber mein Kopf droht zu platzen. Alle Erfolgserlebnisse der letzten Wochen und Monate scheinen vergessen, mein Herz pumpt, was das Zeug hält, und die Spannung in meinem Inneren steigt täglich. Ich bedanke mich bei meinem Blutdruckmessgerät, das mich mit seinen zwei schnöden Zahlen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt und mich klar und deutlich daran erinnert, dass ich so nicht weitermachen kann.
Das ist besser als jeder Rat meiner Freundinnen, die zu mir sagen: „Schalt mal einen Gang zurück.“ Oder der von Tekim, der mir neulich ein zweiwöchiges Sexverbot auferlegen wollte, weil er glaubt, dass meine Verwirrung mit den vielen erotischen Erlebnissen zusammenhängt. Dabei geht es gar nicht um Sex, sondern um die damit verbundenen Emotionen.
Eigentlich wundern mich die aktuellen Blutdruckwerte nicht. Wie eine Rakete bin ich durch die bunte Welt der Erotik gereist. Ein heftiger Gefühlsreigen prasselte immer wieder auf mich ein. Die Sexpartys, mit allem, was dazugehört, – das ist nicht gut für meinen Blutdruck, aber hoffentlich positiv für meinen Selbstversuch. Schließlich muss ich endlich zu irgendeinem Ergebnis kommen! Ich will eine Antwort auf meine Frage: Wie sieht die ideale Beziehung zwischen Mann und Frau aus? Und vor allem: Wie kann ich das Glück in der Liebe finden? In welcher Zahlenkonstellation? Eins zu fünf? Oder eins zu drei? Oder eins zu eins? Oder vielleicht ganz ohne Lover?
Statt der gewünschten Klarheit blicke ich immer weniger durch. Und leide unter unerfüllter Liebe. Mir dämmert, dass ich die Liebe nicht im Außen finden werde.
Ich habe Buddhas Regeln befolgt und mir genau vorgestellt, was ich mir ersehne. Das Universum gibt mir alles, was ich mir wünsche. Und dennoch muss ich irgendetwas falsch gemacht haben. Dabei habe ich meinen Wunsch detailliert visualisiert: Fünf Lover parallel, alle lieben und verwöhnen mich und ich bin rundum glücklich. Doch was dann passiert ist, habe ich mir nicht ausgemalt: Meine Lover sind allesamt zu Meistern des 5L mutiert.
Tekim kommt und geht, wann er will. Er dominiert auf eigene Weise, fragte mich sogar in einem Anflug von Eifersucht, was denn das für eine merkwürdige Beziehung zu Buddha sei. Selbst Birkensohle poppt munter durch die Gegend und
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