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Fuenf Maenner Fuer Mich

Fuenf Maenner Fuer Mich

Titel: Fuenf Maenner Fuer Mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meisl
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Konzentriere dich auf die Möglichkeiten deines Lebens. Denn wenn man zu sehr an gewissen Dingen festhält, kann man die Geschenke des Lebens nicht empfangen. Was uns beide betrifft, kannst du ihm sagen, dass wir so eine besondere Beziehung haben, weil sich unsere Seelen begegnet sind. Und Freundschaft oft etwas Höheres ist als Sex. Er sollte wissen, dass er dich verlieren wird, wenn er dich auch weiterhin nicht achtet. Eigentlich mag ich ihn, weil er ein gutes und offenes Herz hat – er sollte nur öfter darauf hören.
    Ich wünsche dir einen wundervollen Tag und die Energie, die dir hilft zu erfahren, wer du bist, und die Fähigkeit gibt, bei dir zu sein. Drücke dich mal! Kiss.“

    Countdown
    Eine Erinnerung blitzt auf. Ich bin drei Jahre alt und wohne mit meiner Familie in einem alten Haus mit knarrenden Dielen und Fensterläden, die klappern, wenn nachts der Wind weht. Ich will nicht ins Bett gehen. Es ist dunkel, meine Schwester schläft schon. Ich quengele und weine und halte mich am Tisch fest, als meine Mutter versucht, mich ins Kinderzimmer zu bringen. Als ihr der Geduldsfaden reißt, sagt sie: „Dann bleib meinetwegen wach. Die ganze Nacht.“
    Sie löscht alle Lichter, lässt nur die kleine Tischlampe an. Es wird ganz still im Haus. Ich höre die Blätter der großen Kastanie im Hof rauschen. Ab und zu streifen die Kegel eines Autoscheinwerfers die Ecke des Wohnzimmers, sie huschen durch den Raum wie ein Geist. Die Zeit zieht sich zäh. Ich breche in Tränen aus. Rufe nach ihr. „Was ist denn los?“, fragt sie. „Bitte, bitte, bitte …“, bettle ich weinend. „Was ist denn, mein Kind?“, fragt sie wieder und streichelt zart meinen Kopf. Ich bringe es nicht über die Lippen. Schlucke. Sie streichelt mich weiter und sagt dann: „Möchtest du schlafen gehen?“ Ich zieh die Nase hoch und nicke stumm.
     
    Vier Monate sind es bis zum Ablauf meiner selbst auferlegten Projekt-Frist. In vier Monaten kann ich die Beziehungssperre aufheben und das 5L-Projekt beenden, falls ich das möchte. Heute denke ich: Bitte, bitte, bitte … Ich bringe es nicht über die Lippen, wage es nicht zu denken. Und doch schießt die Frage aus dem Bauch: Wann darf ich dieses Scheißprojekt beenden? Wann darf ich mich irgendwo zu Hause fühlen? Gibt es nicht doch den einen Mann, der mich beschützt und glücklich macht, dem ich genüge, der nicht noch tausend andere Frauen braucht? Will ich diese ganzen Kerle? Oder will ich einfach meine Ruhe? Mein Leben spüren, meine Seele behutsam in den Händen bergen und dafür sorgen, dass sie genug Wärme und Licht bekommt? Sollte ich die Beziehung zu Tekim beenden? Ist es richtig, mir täglich eine neue Ration Schmerz zu holen? Mir zerschneidet es das Herz, wenn ich daran denke, Schluss zu machen. Solche Tage des Zweifelns hatte ich noch nie.
    Den ganzen Tag laufe ich durch mein Stadtviertel. Würde mich jemand fragen, was ich tue, ich könnte ihm nicht antworten. Meine Schritte haben kein Ziel. Es ist Sonntag, die Straßen sind leer, die Sonne strahlt.
    Ich warte immer auf irgendetwas, jeden Moment meines Lebens. Ich warte auf eine SMS von Tekim. Ich warte darauf, dass er einen kleinen Blick freigibt auf seine Seele. Ich warte darauf, dass er mir ein Häppchen zuwirft, wie einem Straßenköter ein Häppchen ins hungrige Maul. Ein Straßenköter ist auch er, dieser rumstreunende, rumfickende Straßenköter, den ich ins Herz geschlossen hab. Weil ich spüre, dass wir uns irgendwie ähnlich sind. Zwei ausgesetzte, struppige Hundeviecher. So ist das mit der Liebe. Oder mit dem, was wir für Liebe halten.
    Ich gehe nach Hause, setze mich an meinen Schreibtisch, zerreiße ein Stück Papier in Schnipsel und drehe kleine Kügelchen daraus, die ich über die Tischplatte schnipse. Aus meiner Traurigkeit formt sich ein Satz: „Ich kann nicht mehr.“ Ich murmele den Satz leise in mich hinein, kritzle ihn auf einen Notizblock. Ich kann nicht mehr. Und es fühlt sich so zutreffend an. Es ist die Wahrheit dieses Moments. Ich kann nicht mehr. Tränen steigen in mir hoch. Ich greife nach meinem Handy und tippe: „Ich kann nicht mehr, Tekim, mir tut die Seele weh.“ Ich schicke die SMS ab und schalte das Telefon aus. Ich spüre eine bleierne Müdigkeit, lege mich einen Moment auf mein Sofa und falle auf der Stelle in einen tiefen Schlaf, traumlos und dunkel. Zwei Stunden später wache ich wieder auf. Ich habe ein deutliches Gefühl in mir: Ich habe gerade Schluss gemacht. Nur habe ich es noch

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