Fuenf Maenner Fuer Mich
leidet kein bisschen. Er strahlt wie ein Kind, wenn er mir von seinen neuesten Abenteuern erzählt. Und Buddha ist sowieso ein Meister, in jeder Hinsicht. Er hat so viele Frauen, dass ich schon lange den Überblick über seine Liebschaften verloren habe, aber er scheint sie alle glücklich zu machen. Selbst mich macht er glücklich, und das sogar ohne Sex! Wenn er mit mir zusammen ist, dann spüre ich ihn voll und ganz. Dann ist er 100 Prozent bei mir. Das ist ein wunderschönes Gefühl. Aber mein 5L-Projekt hakt dennoch an allen Ecken und Enden und ich weiß nicht, wieso.
Während ich im Wartezimmer meines Arztes sitze und ängstlich darauf warte, dass er mir eine Nadel gegen Rückenschmerzen in einen hochsensiblen Akupunkturpunkt jagt, habe ich eine Vision: Ich sehe mich selbst, wie ich Tekims Rat folge und mir eine zweiwöchige Sexsperre auferlegen. Ich werde mir eine eigene Kur basteln, mir Ruhe und Meditation gönnen. Keine Männer, höchstens Gespräche mit Buddha. Ich werde Sport treiben, früh schlafen gehen und Freundinnen treffen. Und mit meinen Freundinnen werde ich nicht über Männer sprechen. Am besten, wir schweigen gemeinsam.
Straßenköter und die Pubertät im Schnelldurchlauf
Das mit der selbst verschriebenen Kur scheitert schon am ersten Tag. Statt eine heilsame Kur zu absolvieren, hole ich im Schnelldurchlauf meine Pubertät nach. Als ich abends in einem nahe gelegenen Park jogge, sehe ich Tekim mit einer schwarzgelockten Kroatin, die in einem Kiosk in unserer Nachbarschaft arbeitet. Sie vergnügen sich in der Nähe des Sportplatzes und ich erwische sie sozusagen in flagranti. Er hat sie über seine Schultern geworfen, sie zappelt und kichert im Dunkel der kleinen Waldgruppe. Alles durfte er tun, nur um eines hatte ich ihn gebeten: Er sollte unser Viertel verschonen. Das hatten wir uns gegenseitig versprochen. Und ich konnte damit auch sehr gut leben, die Welt ist schließlich groß genug! Aber wie bei einem räudigen Straßenköter ist nichts vor ihm sicher.
Ich bin so wütend, dass ich ausraste. Ich gehe auf ihn los, reiße fest an seinen Haaren. Und erschrecke plötzlich vor mir selbst. Was tue ich mir da eigentlich an? Ich weiß nicht, ob ich lachen, weinen oder mir selbst ein paar schallende Ohrfeigen geben soll. Na, dann geb ich sie doch lieber ihm. Bei dieser Fragestellung bin ich schließlich seine Schülerin. Er hat mir das beigebracht, in geduldiger Kleinarbeit. Schließlich hat er mir immer wieder gesagt: „Lass dir nichts gefallen! Verteidige dich, sag, wenn dir was nicht gefällt.“ Nun, so hat er es wahrscheinlich nicht gemeint. Ich lasse trotzdem all meine Würde fahren und prügele mich wie ein Straßenkind. Tekim steht nur wortlos da, lässt es über sich ergehen. Er versteht gar nichts mehr. Seine Selbstverteidigungsreflexe hat er zum Glück auf Schlafmodus gestellt.
Als ich atemlos zu Hause ankomme, telefoniere ich mit Buddha. Es ist ein sehr ernstes Gespräch und eine Stunde später schreibe ich ihm:
„My sweet Buddha,
du hast vorhin sehr besorgt geklungen. Tekim rief mich eben an und war böse. Ich hätte ihn heftig attackiert. In meinem Blick sei Hass gewesen. Als wolle ich ihn umbringen. ‚Halt deine Gefühle im Schach!‘, sagte er, und dass ich mich auf mich und mein Leben konzentrieren solle und nicht auf ihn (deine Rede …).
Buddha, ich bin ganz durcheinander. Also, ich klebe mir jetzt einen Zettel an den Spiegel: ‚100 Prozent Annette‘ und ‚Ruhe, Ruhe, Ruhe‘ oder so. Du musst mir beibringen zu meditieren und mich schimpfen, wenn ich Quatsch mache. Was hältst du von dem ganzen Schlachtgetümmel?
Annette“
Ich schaffe es, ein paar Stunden zu schlafen, und sehe beim Aufwachen, dass Buddha mir geantwortet hat:
„Meine liebe Annette,
manchmal ist es ein Zeichen der Freundschaft und Liebe, dass man bestimmt auf etwas hinweist. Deine Aktion hat dir gezeigt, wo du stehst oder was dir noch fehlt. Tekim darf nicht das Gefühl haben, dass du immer verfügbar bist, und du darfst ihm dieses Gefühl nicht geben. Zeige ihm, wie wertvoll du bist, indem du deine Achtung bewahrst. ‚100 Prozent Annette‘ ist sehr gut. Ich verstehe aber auch, wenn Tekim sagt, dass er keinen weiteren Druck gebrauchen kann und tun möchte, was er will. Diese Form von Freiheit kenne ich und habe damit auch schon einige Menschen verletzt. Die Wahrheit ist, dass es verletzend ist, wenn jemand auf Kosten anderer tut, was er will. Davor muss man sich manchmal schützen.
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