Fuenf Maenner Fuer Mich
nicht ausgesprochen. Später sehe ich, dass er mir zwei SMS geschickt hat:
„Annette, mach dich frei“, schreibt er in der ersten.
„Mein Schatz, was machst du gerade?“, in der zweiten.
Wollte er mich besuchen? Macht er sich Sorgen um mich? – Das ist mir jetzt egal. Ich schalte das Handy wieder aus. Ich will nichts mehr hören, nichts mehr lesen. Als habe er geahnt, dass ich ein wenig Aufmunterung brauche, schneit Gregor herein und fragt, ob ich Lust habe, mit ein paar Freunden abendessen zu gehen. Wir gehen in ein uriges italienisches Restaurant und lachen viel. Ich merke gar nichts von meinem Leid. Ich fühle mich beschwingt und befreit.
Nachts träume ich intensiv. Meine Träume knirschen wie Schuhe auf frischem Schnee. Zermalmen Erinnerungen, Gefühle. Am nächsten Morgen mache ich reinen Tisch. Ich schreibe Tekim eine E-Mail: „Es ist zu Ende.“
Er antwortet mir eine halbe Stunde später:
„Hallo Annette,
ich hoffe, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Es wäre für dich und für mich die richtige Entscheidung. Ich bin immer für dich da und werde dich nicht vergessen. Ich möchte in Kontakt bleiben. Ich weiß, dass ich nicht alles so gemacht habe, wie wir es abgemacht hatten. Das tut mir sehr leid. Ich bin nur ein paar Häuserblocks von dir weg, lass uns bitte sehr gute Freunde bleiben. Ich küsse dich.“
Der nächste Tag beschert mir ein relativ unbekanntes Gefühl. Keine Euphorie, keine Verzweiflung. Sondern ein bisschen unaufgeregtes, fast etwas langweiliges Dasein. Keine seelischen Schmerzen. Nur das Wissen, dass da mal welche waren und dass es diese als solche gibt. Vermutlich meinte das Herr Thieme mit seinen so oft empfohlenen Grauschattierungen.
Ich beginne endlich meine selbst verschriebene Kur, bestehend aus Tai-Chi-Übungen, Lesen, Spazierengehen, genieße die Rekonvaleszenz. Die blauen Blüten auf meiner Terrasse machen mich glücklich, auch die Rosen blühen üppig. Der Garten ist märchenhaft. Mein Paradies. Hier bin ich zu Hause. Ich bin dankbar. Das Leben ist schön.
Das achte Gebot
D ann holt mich der Liebeskummer doch noch ein. Mit voller Wucht. In solchen Momenten bin ich froh, dass es 5L gibt. In ihnen kommt das Projekt richtig zum Tragen. Buddha, den ich trotz unserer platonischen Beziehung zu meinen wichtigsten Lovern zähle, steht mir zur Seite. Er besucht mich und spricht mir zu wie einem kranken Kind: „Es ist gut, dass du diesen Schritt getan hast. Du warst nicht mehr bei dir.“ In schillernden Farben malt er die aufregenden Dinge aus, die wir in der nächsten Zeit gemeinsam unternehmen könnten. Er ist der geborene Sunnyboy und erwartet jeden Tag mit der freudigen Erregung eines Kindes an Weihnachten vor der Bescherung. Bei der Aufzählung seiner aktuellen Flammen komme ich schon lange nicht mehr mit. Er lebt viel mehr als das 5L-Projekt, er lebt 5L plus! Meiner Meinung nach hat er es darin zur Meisterschaft gebracht.
Die Krux ist, dass nicht nur Buddha, sondern alle „meine“ Männer mich zu überflügeln drohen. Ist das 5L-Projekt eher etwas für Kerle? Wir Frauen müssen wahrscheinlich noch sehr viel üben. Im Moment kann mich keine Orgie, keine Sexfete, nicht mal eine ganz gewöhnliche Party reizen. „Ich will keinen Sex mehr“, sage ich im Brustton der Überzeugung und Buddha tätschelt mir den Arm.
„Ja, ja“, murmelt er und tätschelt weiter. „Ich weiß.“
„Sex interessiert mich nicht die Bohne!“, versuche ich es mit mehr Nachdruck, damit er mich ernst nimmt. „Dieses alberne Rumgeficke ist doch bescheuert!“
Ich spüre, wie meine Lebensgeister zurückkehren. „Wer braucht das schon?“
„Das ist eine berechtigte Frage“, sagt Buddha und streichelt mir langsam und liebevoll den Rücken.
„Ich will weder Sex noch irgendwelche Lover“, fahre ich fort.
Buddha nickt: „Nun, das eine ohne das andere ist ja auch ein bisschen schwer zu bewerkstelligen.“
„Ich denke, ich werde das 5L-Projekt beenden.“
Buddha nickt immer noch: „Du musst nicht alles heute entscheiden. Lass die Dinge auf dich zukommen.“
Er hat ja so recht. Ich werde jetzt erst mal in mich hineinfühlen, wie es so ist ohne …
Ohne was eigentlich? Ohne mein Gesellenstück. Das ist abgeschlossen. Vielleicht ist jetzt die Zeit fürs Meisterstück gekommen? Wir verabschieden uns und ich gehe eine Runde im Park spazieren. Die riesigen Bäume mit ihren ausladenden Kronen wirken wie weise Götter, die auf mich herabblicken und sanft lächelnd
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