Fuenf Maenner Fuer Mich
flüstern: „Im Vergleich zum Universum bist du eine winzig kleine Ameise, also, was soll’s?“
Ich schwanke zwischen Resignation und Gleichmut. Und entscheide mich für Gleichmut. Ich schreibe eine SMS an Birkensohle: „Habe gerade mit Tekim Schluss gemacht. Du hattest recht, ich hab das Spiel nicht mehr selbst gespielt.“ Genau das hatte er vor ein paar Tagen zu mir gesagt, als ich ihn nach meiner nächtlichen „Ich verhaue Tekim auf dem Parkplatz“-Aktion verzweifelt um Rat fragte. „Du hast ein Spiel erfunden und Regeln aufgestellt, aber es ist nicht mehr in deiner Hand. Du bist zur Spielfigur geworden“, mahnte er.
Ich denke nach. Ich habe den Männern meines 5L-Projektes alle Freiheiten eingeräumt und das ist gut so. Aber ich habe auch dem Mann, den ich liebe, alle Freiheiten eingeräumt. Ob das auch eine gute Idee war? Er durfte so viele Frauen haben, wie er wollte. Die einzige Einschränkung lautete: Tu es nicht vor meinen Augen, nicht in meinem Viertel. Verleiten uns Spielregeln dazu, sie zu überschreiten? Ist es gefährlich, solche Spiele zu spielen? Ist es überhaupt ein Spiel?
Eigentlich war 5L nie ein Spiel, sondern mein Rettungsboot. Das 5L-Rettungsboot sollte mich nach dem Schiffbruch meiner Ehe vor dem Ertrinken retten. Nun ist aus 5L etwas anderes geworden. Ich habe mich verliebt. Ich sollte mein Regelwerk ergänzen: Verlieben ist absolut und unbedingt und ganz streng verboten!
Aber dafür ist es vielleicht schon zu spät. Ich habe den dunklen Verdacht, dass ich meinen Selbstversuch um ein paar Jahre verlängern muss, wenn ich Antworten auf meine Fragen bekommen möchte. Ich fühle mich, als sei ich nie weiter weg gewesen von der Lösung der Rätsel um die Beziehung zwischen Mann und Frau. Kann eine Frau fünf Beziehungen oder überhaupt mehrere Beziehungen gleichzeitig führen? Ist Verlieben erlaubt oder verboten, wenn es mehrere Männer gibt? Kann man sich das Verlieben überhaupt verbieten? Kann man Gefühle mit dem Verstand steuern? Immer mehr Fragen tauchen auf.
Da antwortet Birkensohle auf meine SMS: „Das tut mir leid. Möchtest du auf andere Gedanken kommen? Hätte nach wie vor Lust, dich mit einem anderen Paar zu treffen – am liebsten heute, ganz spontan. Was denkst du?“ Ich bin sprachlos. Auf so eine Idee kann nur ein Mann kommen! In meiner Situation einen Vierer zum Trost? Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Ich antworte: „Willst du dir oder mir etwas Gutes tun? Wenn du mir etwas Gutes tun willst, dann lass uns uns heute Abend treffen, reden, kuscheln und vielleicht, aber nur vielleicht ein klitzekleines bisschen Sex haben.“
Zum Glück versteht er mich und lädt mich zu sich nach Hause ein, füttert mich mit Oliven und Schafskäse, legt Jazz auf, zündet Kerzen an, streichelt meinen Kopf, spielt mit meinen Haaren und kuschelt mich sexlos in den Schlaf.
Und jetzt?
Ich spüre Frieden. Die Straßen meines Stadtviertels fühlen sich anders an. Der Asphalt brennt nicht mehr unter meinen Füßen, meine Blicke werden nicht mehr von unsichtbaren Magneten auf einen Fokus ausgerichtet, meine Schritte nicht mehr gelenkt. Nichts behindert mehr, nichts treibt mich in eine bestimmte Richtung. Tief in mir spüre ich Trauer. Sie ist angenehm und einfach nur traurig. Kein stechender Schmerz, kein tiefes Loch wie in den Monaten davor. Der Mann, den ich so heftig begehrt habe, gehört nicht mehr zu meinem Leben. Ich spüre die Liebe zu ihm, aber sie ist nun unabhängig von unserem Zusammensein. Die Liebe ist wie ein Schatz in mir, eine wertvolle Erinnerung. Er ist noch da, direkt in meiner Nachbarschaft, aber die Verbindung ist unterbrochen. Es ist nicht mehr wichtig, was er tut. Endlich bin nur noch ich wichtig!
Wie jeden Morgen messe ich meinen Blutdruck und stutze. Ist das Gerät kaputt? Ich traue meinen Augen nicht: Die Werte sind seit Sonntag um 20 Punkte gesunken und oszillieren um den Normalwert. Ich messe drei Mal. Jedes Mal erhalte ich dasselbe Ergebnis. Nachmittags gehe ich zum Arzt. „Ich mache mir Sorgen um meinen Blutdruck“, gestehe ich ihm.
„Ja, ja, wir müssen jetzt wohl doch zu Betablockern greifen“, meint er, „das habe ich ja bereits letzte Woche gesagt. Dein Blutdruck ist auf Dauer viel zu hoch.“
„Nein, nein“, protestiere ich, „seit zwei Tagen ist er extrem gesunken, ich bin etwas verwirrt.“
„Ist denn irgendetwas passiert?“, will er wissen.
„Na ja, ich habe etwas in meinem Leben verändert“, erkläre ich, „ich habe
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