Fuenf Maenner Fuer Mich
für mein Projekt sind nicht von der Hand zu weisen: Sie sind selten verfügbar, die gemeinsamen Aktivitäten lassen sich leicht auf das beschränken, was mir wichtig ist: heißen Sex. Punkt. Keiner von ihnen wird auf die Idee kommen, mich besitzen oder kontrollieren zu wollen, mein Geld zu klauen, mich zu mästen oder mich ins Ausland zu verschleppen. Sie werden einfach in mein Leben treten, mich ins Glück vögeln und dann wieder aus meinem Alltag verschwinden.
Ich erzähle Gregor von den neuesten Entwicklungen meines Liebeslebens. Er lacht, sieht mich aber auch etwas kritisch an. Er berührt heute ungewöhnlich oft meinen Arm. Ich solle aufpassen, unbedingt Kondome benutzen, und wie ich eigentlich gedenke, mich vor potenziellen Lustmördern zu schützen? Im Fall der Fälle stehe er gerne zur Verfügung und spiele meinen eifersüchtigen Ehemann, der dem Typen eine Szene mache. Huch, was ist denn plötzlich mit Gregor los? Ich sage ihm, dass wir uns schon ein bisschen ähneln mit unserer Liebe für Geschichten, für Fantasie, für das Leben als Spiel und ungewöhnliche Experimente.
Er fragt nach dem „Eventagenten“ Birkensohle.
„Ach, der ist nur was für ab und zu“, wiegele ich ab.
„Könntest du dir nach Ablauf deiner zweijährigen Beziehungssperre eine Beziehung mit ihm vorstellen?“
„Darüber will ich nicht nachdenken. Vielleicht werde ich auch nie wieder eine feste Beziehung haben. Aber wenn mich noch mal ein Mann verarscht – und damit meine ich nicht, dass er eine andere Frau fickt, sondern dass er mich belügt –, bringe ich ihn auf der Stelle um! Mein 5L-Projekt ist doch viel besser als eine feste Beziehung, noch nie habe ich so viele offene Gespräche mit Lovern, Freunden und Freundinnen geführt. Erst jetzt, wo ich nichts mehr zu verlieren habe, sind sie alle ehrlich zu mir!“
Spontan kommt mir die Idee, ihn – Gregor, den so Übercoolen, Unnahbaren – in meine Toskana-Höhle zu einer Schnupperkuschelrunde zu verschleppen. Gregor lehnt mit größtem Bedauern ab: „Ich bestehe auf Exklusivität, da bin ich altmodisch.“
Fremdgehen online
Viola klingelt stürmisch an meiner Haustür. Sie lässt ihre Einkaufstüten im Flur fallen und rennt direkt in mein Büro. „Schnell, komm, ich muss dir was zeigen! Ich hab was entdeckt!“, und schon hackt sie auf den Tasten meines Computers herum. Ihrem Tipptempo nach zu urteilen muss es etwas mit Männern zu tun haben. Ich sehe sie streng über meinen noch immer nicht vorhandenen Brillenrand an. Ihre Augen blitzen schelmisch, während sie darauf wartet, dass sich die Seite aufbaut. Bisher hielt ich alle Menschen, die im Internet nach Partnern suchen, für sozial inkompetent und wollte auf keinen Fall dazugehören. Nun bin ich gespannt, denn Viola ist alles andere als sozial inkompetent.
„Diese Seite ist für Leute, die einen Seitensprung suchen!“, ruft sie begeistert aus.
„Wie hast du die denn entdeckt?“
„Na, über Google! Stichwörter: Seitensprung und Köln“, lacht sie.
Aufgeregt wie zwei Schulmädchen kleben wir jetzt am Bildschirm. Das Internetportal ist in einem satten Lila gehalten, das mich an eine Schokoladenmarke erinnert. Jetzt fehlt nur noch, dass eine Kuh durchs Bild trottet. Schön ist anders, aber das scheint hier zweitrangig zu sein. Der Gedanke, dass auf dieser Seite lauter gebundene Männer nach einer heimlichen Liebschaft suchen, fasziniert mich. Ich habe keine Lust, dass mir bald ein Single-Mann auf dem Schoß sitzt und ich ihn so schnell nicht mehr loswerde. Zu meinem 5L-Projekt passt ein seitenspringender Ehemann viel besser. Und so lerne ich die andere Seite des Fremdgehens kennen.
Violas erstes Date war ein Typ, von dem sie vorher noch nicht mal ein Foto angefordert hatte. Sie traf ihn in der Mittagspause. Er saß ihr zitternd und schwitzend in einem Café gegenüber und meinte, er sei ihr ohnehin nicht gewachsen, sie brauche mindestens einen Zehnkämpfer. Eine Woche später hatte Viola ihr zweites Date mit einem Unbekannten von der Kontaktseite. Sie senkt kaum die Stimme, als sie mir alles brühwarm in unserem Stammcafé erzählt: „Wir haben uns auf dem Parkplatz unter der Autobahnbrücke getroffen.“
Ich bin platt. „Wie, nicht in einem Café?“
„Nein, natürlich nicht“, erwidert sie fast ungeduldig, „wo soll man denn da Sex haben?“
„Ach so“, murmele ich mehr zu mir selbst, „das leuchtet ein.“
„Aber stell dir vor, was er getan hat!“, sagt sie entrüstet. Sie hält
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