Fuenf Maenner Fuer Mich
einen Augenblick inne und schaut mir in die Augen. Sie will wohl sehen, ob ich verkrafte, was sie mir gleich schildern wird.
„Na sag schon.“
„Er wollte reden!“
Eine kleine Pause entsteht. Sie bemerkt, dass ich irritiert bin.
„Stell dir das doch mal vor, er wollte quatschen, irgendwas labern!“ Man hört ihr die Wut an. „Ich bin berufstätig! Weiß der Typ nicht, welche logistische Glanzleistung es ist, so ein Date zu arrangieren? Da haben wir zwei Stunden und er will quatschen!“
Der Satz hallt im Café nach, einige Gäste an den Nebentischen drehen ihre Köpfe zu uns. Was soll ich sagen? Dass man beim ersten Kennenlernen ein paar Sätze austauschen will, kann ich verstehen. Aber ich möchte meine Freundin nicht mit meiner Ignoranz verärgern und so frage ich nur: „Wie hast du reagiert?“
Sie schnaubt verächtlich: „Du kannst mich ruhig küssen, hab ich gesagt, und da hat er aufgehört zu reden und wir hatten geilen Sex, zwei Stunden lang.“
„Zwei Stunden lang?“
„Ja!“
„Im Auto?“
„Ja.“
„Und das ging?“
„Das war prima“, lacht sie, „wenn nur nicht plötzlich lauter Müllmänner um das Auto herumgestanden hätten.“
„Müllmänner?“
„Ja, in orangefarbenen Anzügen.“
„Wo kamen die denn her?“, frage ich und habe das Gefühl, mich anzustellen wie eine Landpomeranze.
„Was weiß ich?“, leichte Ungeduld schwingt in ihrer Stimme mit. „Auf so was achte ich nicht, wenn ich Sex habe.“
„Ach so.“ Wie konnte mir nur dieses Detail entgehen? Ich fühle mich etwas hilflos. „Und was habt ihr dann …?“
„Wir sind auf den nächsten Parkplatz gefahren und haben da weitergemacht, was sonst?“
Eine vernünftige Entscheidung, das leuchtet auch mir ein. Tja, Viola hat also den ersten Schritt getan und Maßstäbe gesetzt. Ob ich da mithalten kann?
Ich bekomme Besuch von Birkensohle. Er taucht immer mitten in der Nacht auf, weil er wartet, bis seine Söhne tief und fest schlafen, erst dann stiehlt er sich aus dem Haus. Ich hatte immer geglaubt, dass es sich um Kleinkinder handelt. Dann erfahre ich, dass sie mitten in der Pubertät sind, und frage mich, was der Senior erzählen will, wenn die Junioren mal aufwachen und feststellen, dass Papa spurlos verschwunden ist. Vermutlich wären sie happy und würden selbst auf die Rolle gehen. Aber das soll nicht mein Problem sein.
Ich bin froh, wenn Jörg überhaupt den Weg in mein Viertel findet. Ich hungere nach unseren Begegnungen und frage mich, was mich verdammt noch mal so hungrig macht. Ich würde mir lieber selbst genügen. Außer Sex läuft nichts zwischen uns und nach dem Schrecken in Dubai traue ich mich nicht, ihm auch nur ein Sterbenswörtchen von meinen Gefühlen zu verraten, zu groß ist die Angst, ihn zu verscheuchen. Da spiele ich lieber die coole Sexgöttin, die Männerverschlingerin. Dieses Gefühl koste ich bis zum letzten Kubikzentimeter meiner Haut aus. Ich erwarte ihn wie eine Luxusnutte in kurzem Jeansröckchen, ohne Höschen, die Beine frisch eingecremt. Mein Outfit macht mich selber scharf und gibt mir ein ungeahntes Selbstbewusstsein. Ich kokettiere mit meinem Spiegelbild, während ich auf ihn warte. Ich habe mir zum ersten Mal in meinem Leben knallrote High Heels gekauft. – Zum Glück muss ich nur von der Wohnungstüre bis zum Bett stolzieren, weiter würde ich es auf keinen Fall schaffen.
„Ach, hast du dir Fickschläppchen besorgt?“, lacht Viola, als sie mich eines Tages zu Hause besucht und die Ausnahmeschuhe wie ein Kunstwerk im einzigen Regal thronen sieht. Diesen Begriff habe ich noch nie gehört, aber Viola ist eine unversiegbare Informationsquelle, wenn es um Sex geht.
Ich lehne gegen die Arbeitsplatte meiner Einbauküche, drehe ein Weinglas kokett in meiner Hand und schaue Jörg tief in die Augen.
„Du bist die Weiblichkeit pur“, raunt er mir ins Ohr, „sexy ohne Ende.“
„Weißt du noch, unser erstes Mal …?“
So ganz genau kann ich mich nicht erinnern, so sehr ich auch die verstaubten Ecken meines Hirns danach durchwühle. Ich nicke trotzdem und umschiffe die Klippe, indem ich sage: „Erzähl du mal, ich höre es gerne aus deinem Mund!“
„Wir trieben es vor dem Spiegel in meinem Wohnzimmer“, setzt er feierlich an. „Und dann hast du etwas getan, was ich weder davor noch danach je wieder erlebt habe.“
Ich bin überrascht. Bin ich die Urheberin eines ungewöhnlichen Erlebnisses im Leben dieses Mannes? Was kann das nur gewesen sein?
„Du hast
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