Fuenf Maenner Fuer Mich
dich mal ein bisschen mit Politik beschäftigst? Mit Philosophie? Kunst? Literatur? Oder mit den Problemen und Sorgen der meisten ganz normalen Menschen?“ Ich schlucke eine Bratkartoffel hinunter, ohne sie zu kauen. „Ich will nichts mehr von deinen immer gleichen, mich inzwischen anödenden stereotypen Fickgeschichten hören. Es reicht jetzt!“
Ich schweige. Wenn ich ganz ehrlich bin, interessiere ich mich im Moment weder für Philosophie noch für Kunst oder Literatur. Höchstens für Philosophen, Künstler und Literaten, soweit sie in mein Beuteschema passen. Ich nehme mir vor, auf Gregor sauer zu sein. Auch wenn mir das nicht leichtfällt. Beleidigt denke ich: Spießer! Intellektueller Spießer!
Honig in mein Herz
Ich bekomme eine SMS vom „Mann von nebenan“. Tekim schreibt: „Ich mag dich.“ Seine Worte treffen wie ein Pfeil mitten in mein Herz. Tränen steigen hoch und schießen wie Fontänen aus meinen Augen. Zum Glück bin ich allein. Ich weine, als hätte man eine Schleuse geöffnet. Woher kommt all das Wasser?
„Ich mag dich“, hallt es in meinem Inneren nach. Kein besonders poetischer Satz, noch nicht mal der Anklang einer Liebeserklärung. Das könnte man auch der Gemüsefrau von gegenüber sagen. Was will das schon heißen? Nichts! Aber ich kann nicht aufhören zu heulen. Ich renne ins Bad, wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser. Das hilft in solchen Fällen. Aber kaum denke ich an dieses „Ich mag dich“, geht das Elend von vorne los. Mein Herz ist ganz offensichtlich so ausgehungert, dass schon ein winzig kleines Häppchen einen Erdrutsch auszulösen vermag.
Einen Tag später schreibt er: „Guten Morgen, du Sonne“. Jetzt muss ich nicht mehr weinen, sondern fühle mich, als habe er mir ein Tröpfchen Honig ins Herz geträufelt. Tage des sanften Wiegens folgen. „Mein Engel ohne Flügel“, schreibt er. „Meine weiße Rose“, „Meine Morgendämmerung“. Tropfen um Tropfen füttert er mein Herz mit süßem, warmem, wohligem Nektar.
Rein chronologisch ist Tekim der dritte Lover in meinem 5L-Projekt. Aber ich muss mir eingestehen, dass er sich schon nach wenigen Tagen immer mehr in meine persönliche Number One verwandelt hat, in den Mann meines Herzens, in meinen Lieblingslover.
Gregor, dem ich längst wieder verziehen habe, warnt mich noch in der gleichen Woche: „Pass bloß auf, dass das nicht so endet, wie es angefangen hat! Du gerätst sonst wieder in dieselbe Falle, machst dich abhängig und unglücklich. Hat sie vielleicht schon zugeschnappt? Lös dich von ihm, bevor es zu spät ist.“
Ich bekomme Angst. Was soll diese Schwarzmalerei? Es könnte doch auch gut gehen. Aber Gregor kennt keine Gnade: „Auch du wirst älter und landest am Ende in der Klapse oder springst in den Rhein!“
Um Himmels willen. Womit habe ich nur einen solchen Freund verdient?
Völlig unerwartet verspricht mir Tekim unilateral die Treue. Unsere Affäre ist leidenschaftlich, der Sex mit ihm ist unendlich intensiv. Bis er eines Tages einen bemerkenswerten Unterton anschlägt. „Sei brav und mach keine Dummheiten“, sagt er, bevor ich übers Wochenende verreise. Und als Antwort auf meinen verblüfften Blick fügt er hinzu: „Ich habe alle anderen Frauen in die Wüste geschickt.“ Ein paar Tage später beteuert er noch mal: „Es gibt keine andere Frau mehr für mich. Nur dich. Du faszinierst mich, das reicht mir voll und ganz.“
Noch mehr Honig für mein Herz. Ich erwidere ernst: „Ich habe nichts von dir verlangt. Du bist frei und ich bin frei. Du sollst auf keine deiner Liebhaberinnen verzichten. Ich habe ja schließlich auch meine Lover.“
Er schaut mich mit seinen großen schwarzen Augen lange an: „Das ist egal. Aber für mich bist du die Einzige.“
Innerlich schmelze ich bei seinen Worten dahin, aber davon lasse ich mir nichts anmerken. Ich sage keinen Ton. Das bleibt mein Geheimnis. „Bloß nicht rückfällig werden!“, ermahne ich mich und reiße mich zusammen.
Mit Anna sitze ich in meinem Lieblingscafé und schaue zu, wie sie ihr Bilderbuchbaby mit Haferbrei füttert. Es gluckst und gluckert und spuckt die Hälfte auf mein schwarzes Kleid. Ich erzähle ihr von Tekim.
„Das ging ja schnell“, wundert sich die glückliche Mama. „Kaum hast du das 5L-Projekt in Schwung gebracht, gerät es schon in Gefahr?“
Ich schüttele den Kopf wie ein trotziges Kind. „Nein, nicht wirklich. Ich denke nur nach. Nachdenken ist doch erlaubt, oder?“
Sie lacht. „Du denkst
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