Fuenf Maenner Fuer Mich
schnell öffnet. Ich bin eine dankbare Zuhörerin und im Laufe des langen Abends erfahre ich viel über ihn. Auch er begann nach der Trennung von seiner Frau ein neues Leben. Trennungen scheinen ein Geschenk der Götter zu sein. Wenn man bereit ist, das versteckte Geschenk zu sehen und anzunehmen. Ich lausche fasziniert. Ein buntes Universum aus Sexstorys und Lebensweisheiten breitet sich vor mir aus. Mir wird ganz schwindlig. Schon als 20-Jähriger lehrte und praktizierte er Meditation. Zwei Jahrzehnte später fand er seinen ganz eigenen Weg zur Lust. Auf mich wirkt er weise. Ich gebe ihm heimlich den Spitznamen „Buddha“.
Wir streifen durch die Kölner Kneipenlandschaft und werden in jedem Lokal mit großem Hallo begrüßt. Dann landen wir in einem Club. Weit und breit kein Platz frei, doch der Besitzer eilt sofort herbei. In Windeseile wird ein Tisch für uns arrangiert. Kaum habe ich das Wort „Meeresfrüchte“ ausgesprochen, bestellt er ein Spezialgericht, das nicht auf der Karte steht. Von rechts und links wird uns Wein nachgeschenkt, das Luxusmahl kunstvoll auf unseren Tellern arrangiert und schon beginnt die Band zu spielen. Die Szenerie wirkt wie aus den 20er-Jahren. Ich zünde mir eine dicke Torpedo-Zigarre an. Buddha staunt über meine Anzündetechnik mit Bunsenbrenner und Fächer. Plötzlich sind wir im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das haben die Jungs hier im Club noch nie gesehen: eine Zigarre rauchende Lady.
Unser Gespräch sprudelt. Ich erzähle eine Geschichte, die ich noch nie erzählt habe. Lola schenkte sie mir, als ich mal schrecklich unter Liebeskummer litt. Lola hatte mit 18 Jahren geheiratet und war bis zu ihrem viel zu frühen Tod mit ihrem Mann zusammen. Eine ihrer Freundinnen war jedoch weniger treu. Sie hatte mit Anfang 30 eine Affäre mit einem verheirateten Mann aus einer anderen Stadt. Er war bis über beide Ohren verliebt in sie, hatte aber große Angst vor den Gefühlen seiner Geliebten. Er wollte keine feste Beziehung. „Das ist bei Männern oft so“, erklärte mir Lola damals. „Sie fürchten sich vor dem Klammergriff.“ Eines Tages fragte der Mann mit einer Mischung aus Hoffen und Bangen: „Was bin ich eigentlich für dich?“ Lolas Freundin spürte seine innere Panik vor einer Liebeserklärung, vor lebensverändernden Besitzansprüchen und antwortete: „Ein Spielkamerad.“ Da nahm er sie erleichtert in den Arm.
Seither gehört der Begriff „Spielkamerad“ zu meinem Repertoire, er ist ein Mann, mit dem ich schöne Momente teilen kann, leicht, frei und unkompliziert. Der keine Panik vor mir haben muss, weil ich nichts von ihm will. Und der auch keine Ansprüche an mich stellen wird. Solche Männer möchte ich finden.
Gegen halb drei Uhr schlägt Buddha vor, noch einen Absacker in der Bar Pikant zu nehmen. Schon beim Abendessen hatte er mir von diesem Lokal erzählt. Der Besitzer der Bar ist eigentlich Veranstalter von geheimnisvollen erotischen Festen auf Burgen und Schlössern. Wenn ich Buddhas Ausführungen richtig verstanden habe, sind die Gäste dieser Abende in aufwendige historische Kostüme oder teure Abendroben gekleidet und tragen Masken. Sie kommen paarweise auf das Fest, wandern aber zwischendurch ohne Partner von Tisch zu Tisch oder in Separees. Das erinnert mich an den Film „Eyes Wide Shut“. An den Maskenbällen kann man nur auf Empfehlung teilnehmen. Buddha verspricht mir, mich mitzunehmen. Wie aufregend!
Wir gehen gemeinsam in die Bar des Ballveranstalters. Sie liegt nur drei Häuserblöcke von meinem Zuhause entfernt. Erstaunlich, welche Geheimnisse da in meiner direkten Nachbarschaft schlummern. Der Eingang ist unscheinbar, die Bar ebenso. Direkt neben der Eingangstür befindet sich ein glitzernder Vorhang, hinter dem ab und zu Gäste zu zweit, du dritt oder zu viert verschwinden, um nach ein paar Minuten mit entspanntem Gesichtsausdruck wieder herauszukommen.
Wir setzen uns an die Theke, auch hier wird Buddha mit Bussis und Umarmungen begrüßt. Ich sitze mit dem Rücken zur Wand und überblicke die kleine Lokalität, an deren Wänden hypermoderne Matratzen angebracht sind, die man bei Bedarf herunterklappen kann. „Haben die Leute hier Sex? Einfach so?“, frage ich Buddha. Er zuckt mit den Schultern und lächelt maliziös.
Am Ende der Bar sitzen zwei Pärchen, eine der beiden Frauen, eine opulente Blonde, ist in ein kitschiges rosa Spitzenkleid gehüllt. Während die beiden Männer sich unterhalten, zupft die zweite Frau an den weißen
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