Fuenf Maenner Fuer Mich
Spitzenstrumpfbändern der ersten herum und rutscht dabei mit ihrer Hand immer höher, bis sie ganz unter dem Tüll verschwindet. Die andere seufzt, das höre ich bis ans andere Ende der Bar, und spielt dabei neckisch mit ihrem kleinen perlenbesetzten Abendhandtäschchen.
In meiner Blickrichtung, hinter meinem Begleiter, sitzt ein weiteres Paar an der Bar, nippt Cocktails und betreibt gepflegte Konversation. Da Buddha meinen Blick versperrt, sehe ich von den beiden nur die Köpfe. Während wir uns unterhalten, verschwindet plötzlich einer der Köpfe. Nun sehe ich nur noch ihren Kopf und dazu ein an die Wand ausgestrecktes Bein mit schönem Fuß in glitzerndem Stöckelschuh. Ich beuge mich zur Seite, um an Buddha vorbeizuspähen, und sehe den elegant gekleideten Herrn auf dem Boden vor dem Barhocker knien, die Dame hat ihre Beine gespreizt, betrachtet gelangweilt den Kronleuchter an der Decke, dreht das Cocktailglas in ihrer Hand, während sein Kopf mit dem gegelten schwarzen Haar zwischen ihren blassen Schenkeln beschäftigt ist.
Buddha plaudert gerade über die hohe Kunst des Massierens und bietet mir das komplette Verwöhnprogramm bei sich zu Hause an. Ich will sein Angebot annehmen, da kommt mir das Klingeln seines Handys zuvor. Dem Vater einer guten Freundin geht es schlecht und er muss sich hastig um drei Uhr morgens von mir verabschieden …
Versöhnung
Dieser Abend hat mir gutgetan. Komplimente sind mir wie reifes Obst zugefallen und Männer aller Couleur haben mich mit Blicken verschlungen. Ich habe jeden Grund, ausgeglichen zu sein. Zu Fuß gehe ich nach Hause, die Straße ist dunkel, um diese Zeit trifft man nur noch vereinzelt Nachtschwärmer. Ich bin zu dünn angezogen, sehne mich nach einem warmen Bad in einer echten Badewanne, aber eine solche besitze ich nicht. Da muss mal wieder meine Küchendusche herhalten. Manchmal dusche ich dreimal am Tag. Ein Überbleibsel aus der ersten Zeit nach der Trennung, damals brachte ich es locker auf sechsmal Duschen täglich. Das heiße Wasser liebkoste meine Haut, ließ mich an Sonnenschein denken und den Schmerz abperlen.
In der Ferne sehe ich Licht im Erdgeschoß von Tekims Hotel. Mein durchnässtes Herz macht einen Satz. Vor Freude oder Schreck? Mein inneres Rechenzentrum rattert und wirft sämtliche Informationen zusammen, die es jemals über die inneren und äußeren Umstände dieses Hauses gesammelt hat. Das Rattern einer alten Rechenmaschine hallt in meinem Schädel und plötzlich, „ritsch, ratsch“ bleiben die Zahlenkolonnen stehen und spucken ihr Ergebnis aus: Tekim arbeitet manchmal nachts an seinem Bürokram. Meine Schritte steuern auf das Gebäude zu. Ich fühle mich sexy. Hinter mir liegt ein erfolgreiches Date, mein Rock ist kurz, die Stiefel sind hoch und die Strümpfe halterlos.
Wenn ich jetzt an die Türe klopfe und er mir öffnet, muss er mir nachgeben, muss er sich mit mir versöhnen – was anderes geht doch gar nicht. Kurz bevor ich die gefährliche Trennlinie zwischen Ampel und der anderen Straßenseite überquere, trifft mich die Erinnerung an das Ereignis vor ein paar Wochen wie ein Blitz. Genau dort, in diesem Haus ist alles innerhalb weniger Sekunden in die Brüche gegangen. Das Hotel ist vermintes Gebiet – ich will es nie mehr betreten, ich verliere dort meinen Verstand. Also lenke ich meine Schritte weiter nach rechts. „Das Leben ist keine Oper“, höre ich die Stimme meines Therapeuten, „und auch kein Film!“ Wie recht er doch hat. Zum Glück bin ich ihm begegnet. Mein dramatisches Talent ist einfach zu üppig. Ich gehe am Hotel vorbei, laufe weiter bis zu meinem Büro, öffne die Tür und setze mich an meinen Schreibtisch. Was mache ich um diese Uhrzeit hier? Meine Schritte haben mich hergetragen, meine in Lederstiefel gepackten Füße. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Meine Hände wählen seine Nummer.
„Hallo“, sage ich tapfer. Wer hätte gedacht, wie schwer sich dieses Wort ausspricht.
„Wer ist da?“
„Ich bin’s.“
„Wer ist ich?“ Erkennt er mich nicht oder tut er nur so?
„Kennst meine Stimme nicht mehr?“, flüstere ich.
„Ist es die Weihnachtsfee?“, fragt er mit leichter Ironie. Wahrscheinlich erkennt er mich wirklich nicht, sonst wäre er nicht so freundlich.
„Ich bin’s, Annette“, hauche ich.
Schlagartig wird er kühl. „Was kann ich für dich tun?“
„Bitte lass uns sprechen, wir können es so nicht beenden“, sage ich.
„Lass mich in Ruhe, ich muss arbeiten“, schleudert
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