Fuenf Maenner Fuer Mich
ein bisschen an einen Fischkopf erinnert, weil mein Arm nicht lang genug ist, um die Kamera weiter weg zu halten. Meine Lippen sind leicht geöffnet, mein Blick ist lasziv, da beschwipst.
Nachts telefoniere ich mit meinem Lover aus Nordamerika und seiner gesamten Familie. Sie machen sich große Sorgen um mich. In seiner großen Familie kann man sich Alleinsein nicht vorstellen. Seine Brüder, Schwestern, Onkel und Tanten treten in Gruppen, als lärmende Großfamilie auf, nicht allein. Ich denke wehmütig an die Anfänge meines 5L-Projekts zurück. Winston, damals mein einziger Lover aus Fleisch und Blut, war 8000 Kilometer weit weg. Die anderen Kandidaten existierten nur auf dem Wunschzettel. Aber das ist lange her.
Am 2. Januar klingelt vormittags der Postbote und bringt mir einen großen Briefumschlag von Buddha. Seit drei Wochen kennen wir uns nun. Buddha ist Lover Nummer 4, je nachdem, ob ich die Lover chronologisch oder nach Bedeutung zähle, und je nachdem, wen ich überhaupt in den Status eines Lovers erhebe. Buddha ist eigentlich kein Lover im strengen Sinn, wir haben nämlich keinen Sex. Aber er war mir vom ersten Moment an näher als alle anderen Männer, die ich kennengelernt habe. Ich freue mich riesig über die Post zum Jahreswechsel: Der Umschlag enthält drei CDs, auf denen das Wort „Secret“ steht. Dazu eine Karte: „Aufgabe: Höre diese CDs täglich. Immer wieder, bis du sie auswendig kannst.“
Ich schmeiße sie sofort in meinen alten verbeulten CD-Player und höre eine hypnotisierende Frauenstimme, die von sphärischen Klängen untermalt davon spricht, dass alles Energie sei. Gedanken seien Energie, die Materie schafften. Wir seien nicht das Ergebnis unserer Umstände, sondern könnten alles erschaffen, was wir uns wünschten. Dafür müssten wir uns nur so verhalten, als wären unsere Wünsche schon jetzt Wirklichkeit. Durch unsere eigene Kraft und das Universum würde sich auf diese Weise jeder Gedanke materialisieren lassen.
Das Ganze klingt so esoterisch, dass sich mir die Nackenhaare aufstellen. Aber je öfter ich mir die Worte anhöre, desto mehr leuchtet mir ihre Botschaft ein: Am Anfang steht immer eine Idee. Jeder Gegenstand, der von Menschenhand erschaffen wurde, wurde zuerst von irgendjemandem erdacht. Ob Gartenhäuschen, Kaffeetasse oder Wolkenkratzer. Irgendwann hat sich jemand an einen Tisch gesetzt und eine erste Skizze davon erstellt. So wie ich mit meinem 5L-Projekt. Buddha hatte mir schon oft von „Secret“ erzählt. Er kennt viele Menschen, die sich in Krisensituationen befunden haben. In bunten Farben schilderte er mir, wie sich einige seiner Freundinnen und Freunde durch „Secret“ zum Positiven entwickelt haben.
Auch meinem Freund Gregor habe ich einmal kurz davon erzählt, aber er winkte sofort ab: „Bitte nicht dieses Esoterik-Gehabe!“ Gregor hat mit Esoterik nichts am Hut und auch ich muss Buddha ja nicht alles glauben. Weder Buddha noch sonst jemandem. Aber es tut gut, ihn um mich zu haben. Er animiert mich, jeden Tag neue Hoffnung zu schöpfen.
Party Pikant
Buddha führt Bea und mich aus. Ziel ist die „Party Pikant“. Eigentlich hatte Bea meinen fünften Tibeter nur um Rat fragen wollen: Die Loversuche im Internet ist ihr gerade zu mühsam, daher liebäugelt sie mit dem Gedanken an schnellen und unkomplizierten Sex im Swingerclub. Bea ist einfach völlig schmerzfrei. Der Schmerz des Betruges durch ihren Mann hat sie scheinbar abgehärtet. Ich könnte mir niemals vorstellen, alleine in einen Swingerclub zu gehen. Sie jedoch ist wild entschlossen und Buddha soll ihr eine Übersicht über die Clubs in unserer Gegend geben. Sie kennt Buddha nur aus meinen Erzählungen, aber seit Wochen liegt sie mir nun schon in den Ohren: „Stell ihn mir doch mal vor, klingt alles so, als sei er ein Mann zum Pferdestehlen.“
Die Idee, bei der „Party Pikant“ vorbeizuschauen, kam Buddha beim Kaffeetrinken. Weder Bea noch ich sind vorbereitet. Lustigerweise tragen wir beide – als hätten wir uns abgesprochen – knielange Hemdkleider, sie in Lila, ich in Schwarz, deren aufregendstes Detail die Knöpfe sind. Wir wirken wie zwei brave Hausmütterchen. Als wir den Club betreten, flüstert Buddha: „Macht bitte die Knöpfe weiter auf.“
Die junge Frau an der Kasse trägt ein schwarzes Netzkleid auf nackter Haut, die Brustwarzen gucken kess durch die Löcher. Der Herr am Eingang ist mit einem Stringtanga aus weißem Leder, einer Kapitänsmütze, schwarzer
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