Fünf Schlösser
Bildern vorhanden ist, so bleiben nur etwa sechs übrig, die mir als von künstlerischer Bedeutung erschienen sind. Und zwar: La poule blanche von Pesne ; Gräfin Eulenburg, geborene von Rothkirch, von Angeli ; Jobst Gerhard von Hertefeld, mit dem Jagdspieß des Oberjägermeisters (Maler unbekannt); Ludwig Casimir von Hertefeld von der Madame Teerbusch und Minister Graf Eulenburg von Magnus . In dieser Aufzeichnung kommt Pesne, von dem doch so viele Bildnisse da sind, anscheinend zu kurz, aber ich bin nicht imstande gewesen, der ganzen Reihe dieser seiner Arbeiten, außer der mehrgenannten poule blanche, einen Geschmack abzugewinnen. Allerdings ist in Erwägung zu ziehen, daß sie doppelt gelitten haben, und zwar erst durch Übermalung und hinterher durch »Coupieren mit der Schere«. Der alte Hertefeld nämlich entbehrte wie die Zeit, deren Kind er war, alles eigentlich historischen Sinnes und nahm bei dem im Anfange der dreißiger Jahre stattfindenden Umbau die hohen, lebensgroßen und in braune Ledertapeten eingelassenen Ahnenbilder, männliche wie weibliche, nicht bloß aus ebendiesen Tapeten heraus, sondern schnitt sie sich auch, nach dem jeweiligen Bedürfnis einer neuen Zimmereinrichtung, zurecht. Er kannte dabei kein anderes Gesetz als das der Symmetrie, der zuliebe die stattlichen Vollbilder in Brustbild oder Kniestück umgewandelt wurden.
Bücher
Die jetzt in der »großen Halle« befindliche Bibliothek umfaßt, wie schon hervorgehoben, bis gegen 12 000 Bände. Während der Plünderungstage von 1806 ging nachweislich einiges verloren; im ganzen jedoch war der Bücherschaden nicht groß, da sich die Raublust des Feindes auf praktisch verwendbarere Dinge richtete.
Den Anfang einer Bibliothek machte der Oberjägermeister um 1720, von welcher Zeit an sie rasch und beständig wuchs, da sämtlichen Hertefelds, insonderheit denen des vorigen Jahrhunderts, ein literarischer Zug innewohnte. Jeder sammelte natürlich seiner speziellen Neigung entsprechend, wodurch es kam, daß Friedrich Leopold von H. die Bibliothek auf dem Gebiete der Geschichte, Karl von H. auf dem der Nationalökonomie bereicherte. Das Wertvollste wurde aus der Hinterlassenschaft der Stiftsdame Henriette von Hertefeld (Schwester Friedrich Leopolds) übernommen. Ich erwähnte dessen schon. Am reichsten in der Bibliothek überhaupt sind Memoiren und Chroniken vertreten, auch illustrierte Bücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert. So finden sich beispielsweise: Dantes »Göttliche Komödie« vom Jahre 1564, Ausgabe von Sansovius in Folio; biblische Darstellungen, namentlich aus Buch Hiob, von Johannes Frellonius , illustriert von Holbein, Lyon 1547; die Psalmen von Ambrosius Lobwasser, in Musik von Claudin le jeune, Amsterdam bei Elzevier 1646.
Auch eine Kupferstichsammlung ist vorhanden, mit zahlreichen Blättern von Albrecht Dürer, Holbein, Lucas von Leyden, Salvator Rosa, Rembrandt und andere mehr.
Waffen und Kuriosa
1) Türkische Flinte mit eingelegten roten Korallen. Geschenk des türkischen Gesandten an den Oberjägermeister Samuel von H.
2) Spanische Büchse, die der ältere Graf Sandels (später schwedischer Feldmarschall und Vizekönig von Norwegen) in den Kämpfen gegen Rußland führte. Geschenk des jetzigen Grafen Sandels an seinen Schwiegersohn, Graf Philipp Eulenburg den Jüngern.
3) Ein paar Pistolen, die Wrangel von 1848 bis 64 führte. Geschenk an Grafen Ph. E. den Vater.
4) Ein Revolver, Geschenk Wrangels an Graf Ph. E. den Sohn. Dazu folgende Worte: »Herr, segne du die Waffe, segne, die sie hebt, die Hand. Graf Wrangel, Feldmarschall. Berlin, Juli 1866.«
5) Fayencenachbildung eines großen in Pompeji ausgegrabenen Mosaikfußbodens: »Die Alexanderschlacht«. 1830 in Neapel gekauft und zu Schiff (über Stettin) nach Liebenberg geschafft.
6) Elfenbeinstock Don Pedros I., Kaisers von Brasilien. Sehr wertvoll. Alles ein Stück, von Höhe und Dicke eines starken Bambus. – Dieser Stock stammt aus der Hinterlassenschaft der Königinmutter von Schweden und wurde (niemand weiß, wie dort hingeraten) auf einer öffentlichen Auktion erstanden.
7) Große japanische Broncevasen. Sehr schön. Geschenk des Ministers Graf Friedrich Eulenburg an seinen Bruder, den Grafen Philipp.
8) Großer japanischer Kasten, reich ornamentiert und auf dem Deckel oben das Eulenburgische Wappen in Goldbronce. – Dieses Wappen wurde nach einer Zeichnung des Ministers, damaligen Gesandten Grafen Eulenburg, gleich in Yokohama von einem
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