Fünf Schlösser
Henri IV.«, »Henri et d'Aubigny«, »Le souper de Henri IV. ou la dinde en pal«, ja sogar »Le dessert de Henri IV.« In all diesen Stücken sind Lieder angebracht zum Lobe der Könige, der »souverains légitimes«, die dann möglichst beklatscht werden. Doch war kein Applaudissement so stark wie bei den oben erwähnten Worten Talmas.
Von Bekannten hab ich hier noch Dönhoff, Salpius und Serre, den Vater, gesprochen.
Paris , den 30. April 1814
Die Bauten und Arbeiten, die Napoleon teils hat vornehmen lassen, teils vornehmen wollte, grenzen wirklich an das Riesenhafte. Auf dem Platz, wo die Bastille stand, sollte ein Elefant von Bronce, zwölfmal größer als ein natürlicher, zu stehen kommen. Bloß um das Modell arbeiten zu können, hat man ein turmähnliches Gebäude aufführen müssen. Dieser Elefant sollte über den projektierten Ourcq-Kanal gestellt werden, so daß die Schiffe unter ihm weggingen, bei welcher Aufstellung er zugleich als Prospekt der ebenfalls neu edierten Rue impériale gedient haben würde. Die Herstellung dieser neuen Straße wurde, weil alte Häuser niedergerissen werden mußten, auf 14 Millionen Francs berechnet.
Ich gehe gern ins Theater, aber es wird einem fast zuwider, weil immer nur Gelegenheitsstücke gegeben werden, in denen man bei jeder passenden oder nicht passenden Strophe wütend applaudiert. Jedes der verschiedenen Theater hat sich, wie ich Dir schon schrieb, ein von Henri quatre handelndes Stück angeschafft, das nun jeden Abend zur Aufführung kommt. Die Stimmung des Volks zeigt sich dabei in einem sehr grellen Lichte. Der Kaiser von Rußland glänzt vor allen anderen Fürsten und wird fast als der einzige angesehen, der etwas zu sagen habe. Dazu kommt noch, daß sein Name sich in Gedichten gut anbringen läßt, wohingegen Frédéric Guillaume und François in keinem Couplet recht reimen wollen, sosehr sich auch die Dichter abarbeiten, solche Reime zu finden.
Paris , den 8. Mai 1814
Paris enthält jetzt so viele merkwürdige Männer wie wohl nie zuvor. Außer den Monarchen ist fast die ganze englische Generalität hier, Lord Wellington an der Spitze. Ich habe diesen merkwürdigen Mann in der Oper gesehen. Schade war es, daß er in einer dunklen Loge saß und sich, um einiger englischen Damen willen, fast wie in einen Winkel gesetzt hatte, so daß ich mir seine Gesichtszüge nicht recht einprägen konnte. Nur so viel sah ich, daß ihm keines der mir in Berlin bekannt gewordenen Gemälde glich. Er ist hager und sein Gesicht länglich; außerdem aber schien mir etwas ganz unenglisch Anspruchloses darin zu liegen, was ihn mir noch lieber machte.
Der Einzug Ludwigs XVIII. ist am vorigen Dienstag in Szene gegangen. Wegen der Kürze der Zeit hatte man nicht viel Anstalten zu seinem Empfange treffen können; auf dem Pont Neuf indessen war die Statue Heinrichs IV. vorläufig in Holz aufgerichtet worden, und von den Türmen wehten weiße Fahnen mit darin eingesteckten Lilien. Das Tor von St. Denis, durch das er einzog, war mit Tapeten aus der Gobelinmanufaktur behangen. Ich ging in den Faubourg und stellte mich auf ein zum Zuschauen erbautes Gerüst. Alsbald erschien der König. Er war fast mehr von Nationalgarden als von französischen Truppen begleitet, und weil der Zug, des Gedränges halber, oft stopfte, hatt ich Gelegenheit, Seine Majestät mit aller Muße zu betrachten. Gerade vor unserem Gerüst mußt er fast eine Viertelstunde halten, eh der Weg durch das Tor offen war. Nach den Gemälden Ludwigs XVI. zu urteilen, hat er viel Ähnlichkeit mit seinem unglücklichen Bruder. Die Nationalgarden riefen »Vive le roi«, die Truppen aber marschierten stumm vorüber. Besonders die Garden. Ein verbissener Ingrimm war in die Gesichter der alten Grenadiers eingezeichnet.
Vor einigen Tagen traf ich im Theater mit einem Herrn in einer Loge zusammen, den ich anfänglich für einen Deutschen oder Holländer hielt, bis ich durch ihn erfuhr, daß er Besitzungen in Anjou habe und jetzt als Deputierter hier sei. Weiterhin erzählte er mir, er habe seit drei Monaten weder Abgaben bezahlt, noch seien Rekruten eingezogen worden. Es habe sich nämlich in Anjou, Maine und der Vendée eine starke Partei organisiert, deren Mitglieder, mit der weißen Kokarde am Hut, das Land durchzögen und die Polizeibeamten, die die Steuern und die Konskribierten einziehen wollten, einfach wegjagten. Es seien zwar 2000 Gensdarmes samt Kavallerie von der spanischen Armee heranbeordert und mit
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