Fünf: Schwarzwald Thriller 1
Darren wirkte amüsiert.
»Was?«
»Das ist genau die Leidenschaft, die uns helfen wird, das Schwein zu überführen.« Er grinste, während er sich an Horns Schreibtisch setzte. Katrin schaltete den Computer aus.
Draußen war es noch hell und die strahlende Sonne lud zu einem schönen Spaziergang entlang der Dreisam ein. Dort war es um diese Jahreszeit wunderschön.
Nachdem sie eine Zeit lang gegangen waren und Darren ihr von seiner Aussage am Vormittag erzählt hatte, setzten sie sich auf eine Parkbank, die soeben frei geworden war.
»Hast du schon was von Horns Frau gehört?«, erkundigte sich Darren.
»Ja, Horn hat heute Vormittag angerufen, um mir einen guten Neustart zu wünschen. Er hat endlich einmal wieder ein bisschen Zuversicht in der Stimme gehabt. Deshalb hab ich mich auch getraut, ihn nach Johanna zu fragen.« Sie legte sich auf den Rücken und bettete ihren Kopf in seinen Schoß. »Sie ist heute Nacht aus ihrem Koma erwacht. Sie kann sich noch an alles erinnern, kennt noch alle Namen und so weiter. Die Schwellung im Gehirn ist vollständig zurückgegangen und das CT hat ergeben, dass die operative Verkleinerung des Tumors tatsächlich gelungen ist.«
»Das sind ja fantastische Neuigkeiten«, rief Darren und die Begeisterung in seiner Stimme wirkte ansteckend.
»Ich weiß. Josef meinte, Johanna könnte schon in ein bis zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen werden.« Sie beobachtete ein paar Tauben, die eifrig nach Brotkrumen pickten. »Das bedeutet natürlich nicht, dass sie wieder völlig gesund ist.«
»Wie stehen denn ihre Chancen?«
»Sehr schlecht. Die Operation diente lediglich dazu, den Tumor zu verkleinern, ihn räumlich einzudämmen, damit die Schmerzen erträglich und die neurologischen Ausfälle so klein wie möglich bleiben, aber die Überlebenschancen liegen bei unter fünf Prozent.«
»Das ist tragisch«, seufzte Darren. »Eine so junge Frau. Sie dürfte kaum älter sein als ich.«
»Das stimmt. Sie ist erst Ende dreißig. Außerdem sind die Kinder ja noch so klein.«
»Wird Horn seinen Dienst wieder aufnehmen, wenn Johanna aus dem Krankenhaus draußen ist?«
»Er meinte, dass er ein paar Stunden am Tag, wenigstens aber, solange die Kinder im Kindergarten und in der Schule sind, wiederkommen will.«
»Wir versuchen gerade, etwas über gleich gelagerte Morde an Kindern in der ehemaligen DDR herauszufinden«, sagte Katrin und setzte sich wieder auf. Ihr tat von der harten Parkbank der Rücken weh.
»Ich könnte ein paar Beziehungen spielen lassen. Zu Kollegen, die über solche Dinge berichtet haben, als es die DDR noch gab«, sagte Darren und wirkte wieder unzufrieden.
»Wir müssen Geduld haben, Darren«, sagte Katrin und streckte den Hals, um einen Kuss zu fordern. »Ich weiß«, sagte sie danach, »dass uns die Zeit unter den Nägeln brennt. Julia ist jetzt seit einer Woche in seiner Gewalt. Es ist nicht nur die Tatsache, dass von Tag zu Tag die Gefahr steigt, dass der Kerl die Kleine umbringt, es ist auch das, was sie in dieser Zeit alles erleiden muss.« Katrin schloss die Augen, als könnte sie damit die Bilder aus ihrem Herzen aussperren, die sich ihr bei diesen Worten aufdrängten. »Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass gerade die lange Zeit, die Emma damals ihr Martyrium überlebt hat, ihren Vater besonders fertig gemacht hat.« Sie sah das verzweifelte Gesicht von Thomas Schmid vor sich. »Ob es überhaupt so gut ist, wenn wir Julia noch lebend finden?« Der Gedanke war ihr vorher nie gekommen. »Wir wissen doch, was der Kerl mit den Kindern anstellt. Sie wird ein seelischer Krüppel sein, wenn sie zurückkommt.«
»Mir wäre es egal gewesen, in welchem gesundheitlichen oder geistigen Zustand Tammy zurückgebracht worden wäre«, sagte Darren. »Solange sie nicht tot sind, gibt es immer die Hoffnung auf Heilung und das Vergessen.«
»Du hast recht«, pflichtete Katrin ihm bei und hob seine Hand zu ihrem Mund. »Vergiss, was ich gesagt habe. Es war dumm.« Sie küsste leicht seine Hand und stand auf. »Es wird langsam kalt und außerdem habe ich Hunger wie ein Bär.« Sie wollte so gern die Bilder verscheuchen, die ihre Worte in Darren wachgerufen hatten.
»Ich dachte, wir zwei Hübschen leben jetzt nur noch von Luft und Liebe.« Er lächelte. »Aber wenn du doch noch irdisches Manna brauchst, dann wartet zu Hause ein herrlicher Wurstsalat auf uns.«
*
»Das kann doch auch bis morgen warten.« Darren schmollte.
»Kann es nicht.« Katrin
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