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Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Titel: Fünf: Schwarzwald Thriller 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rothweiler
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Tisch.
    Rainert öffnete die Arme und bot Josef grinsend seinen wehrlosen Körper an. »Nur zu, Herr Kommissar. Es wäre mir eine Ehre.« Dann ließ er die Arme fallen und sein höflicher Tonfall änderte sich. »Es bleibt dabei, Herr Kommissar. Sie sind nicht der Gesprächspartner meiner Wahl.«
    »Und wen hätten Sie denn gern? Den Bundesstaatsanwalt, die Kanzlerin, Inspektor Columbo? Vielleicht könnten wir ja auch Horst Tappert bitten, aus dem Jenseits zu erscheinen, damit er Ihnen den Derrick geben kann.« Josefs Stimme triefte vor Sarkasmus, was von Rainert mit einem leichten Stirnrunzeln kommentiert wurde.
    »Wie ich sehe, amüsieren Sie sich sehr gut, Kommissar.« Rainert warf einen Blick auf sein Handgelenk, wo bis heute seine Armbanduhr gesessen hatte.
    »Es ist nicht die Zeit auf meiner Lebensuhr, die unaufhaltsam verrinnt, während wir hier so nett miteinander plaudern.« Er beugte sich weit über den Tisch. »Sie verstehen, was ich meine, Herr Kommissar. Tick – tack, tick – tack.« Dann brach er in ein heiseres Kichern aus. »Das ist lustig, Herr Kommissar, nicht wahr? Tick – tack …« Er lachte, bis ihm die Tränen über sein Gesicht liefen.
    Der Kerl ist völlig irre, dachte Josef und ballte seine Fäuste unter dem Tisch zusammen. Er sehnte sich so sehr danach, sie Rainert mitten ins Gesicht zu schlagen, dass es weh tat.
    »Wenn der Kleinen irgendetwas passiert, du Schwein, dann reiß ich dir den Arsch auf, das schwöre ich dir.«
    Rainert lachte wieder. »Nicht, dass es mich nicht anmachen würde, von Ihnen den Arsch aufgerissen zu kriegen, Commissario«, er leckte sich provozierend langsam über die Lippen. »Aber ich möchte Sie doch lieber daran erinnern, dass Ihre lächerlichen Drohungen gegen mich das Einzige sind, das Sie daran hindert, das Mädchen zu finden.« Er wurde wieder ernst und seine Stimme sank zu einem bedrohlichen Flüstern herab. »Und wem, Herr Kommissar, glauben Sie, wird dann der Arsch aufgerissen, wenn herauskommt, dass es Ihnen wichtiger war, mir einen sexuellen Antrag zu machen als die süße, kleine Melissa zu suchen? Abgesehen davon hatte ich mit Madeleine genug Spaß.« Er schloss die Augen und leckte sich über die Lippen. »O ja. Die war echt gut.«
    Josef sprang auf. Doch anstatt sich, wie er es am liebsten getan hätte, auf Rainert zu stürzen, drehte er ihm den Rücken zu und wartete, bis sich seine Wut etwas gelegt hatte. Er war fassungslos. Obwohl er schon lange kein Anfänger mehr war und die Männer und Frauen, mit denen er es bis jetzt zu tun hatte, auch Mörder gewesen waren, die einem anderen Menschen gewaltsam das Leben genommen hatten, hatte ihn noch nie einer so provozieren können. Ralf Rainert war der erste Mensch, der in seinen Augen so offensichtlich von Grund auf schlecht und verdorben war, dass Josef das Gefühl hatte, Schwefel riechen zu können, wenn er ihm zu nahe kam.
    Aber er war auch Profi genug, um zu erkennen, dass Rainert nicht mit sich handeln lassen würde.
    »Also, was wollen Sie?«
    »Die Frage müsste heißen: Wen wollen Sie?«, erwiderte Rainert und genoss es sichtlich, dass er ihn zum Einlenken gebracht hatte.
    »Wen wollen Sie also?«, verbesserte sich Josef mit zusammengekniffenen Zähnen.
    »Im Grunde, Herr Kommissar, wollen wir beide dasselbe. Sie wollen die Kleine, und ich will die Kleine.«
    Josef verstand nicht gleich, aber dann dämmerte ihm, wen er meinte. Abwehrend schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    Rainert lächelte und lehnte sich wieder zurück. Er grinste. »Ich sehe, wir verstehen uns.«
    »Das kann ich nicht machen.«
    »Dann wird die süße Melissa leider nicht zu retten sein«, kreischte Rainert so plötzlich und unvermittelt, dass sich die Angst um Melissas Leben wie eine kalte Hand um Josefs Herz legte. Zum ersten Mal zeigte Rainert, zu welcher unberechenbaren Wut er fähig war, wenn er gereizt wurde.
    Genauso schnell, wie er aufgebraust war, beruhigte er sich auch wieder. In seiner Stimme lag jetzt nichts Menschliches mehr.
    »Bringen Sie mir Katrin Schwarz, Herr Kommissar. Ich schwöre Ihnen, es ist Ihre einzige Chance, Melissa zu retten.«
     
    *
     
    Ralf Rainert lag mit offenen Augen auf dem Bett seiner Zelle. In seiner Erinnerung war er wieder fünf Jahre alt. Seine Mutter hatte ihn am Morgen zu seinem Onkel gebracht. Er hatte das Datum nie vergessen, als seine kleine, heile Welt zerbrochen war. Es war an einem Sonntag gewesen. Sonntag, der einundzwanzigste Mai 1972.
    »Ich habe

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