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Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Fünf: Schwarzwald Thriller 1

Titel: Fünf: Schwarzwald Thriller 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Rothweiler
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heute einen Termin beim Arzt. Da darf ich dich nicht mitnehmen«, sagte sie.
    Er weinte. »Ich mag Onkel Klaus nicht«, schluchzte er in ihr langes, buntes Kleid hinein.
    »Ich weiß, Ralf. Aber weißt du, es geht nun mal nicht anders.« Sie fuhr mit ihrem blauen VW-Käfer davon.
    Er hatte lange Zeit dagestanden und ihrem Auto auch noch nachgewinkt, als es schon lange nicht mehr zu sehen war. Dass Onkel Klaus seinen kleinen braun karierten Koffer ins Haus getragen hatte, hatte er damals gar nicht wahrgenommen.
    Er wartete den ganzen Tag.
    Sein Onkel war kein freundlicher Mann. Er lebte allein auf einem einsamen Hof im bayrischen Wald. Er hatte wohl einmal eine Frau und auch Kinder gehabt, aber die waren ihm, wie Ralf irgendwann einmal mitbekommen hatte, davongelaufen.
    Sein Onkel beobachtete ihn, wie er verzweifelt auf der braunen Holzbank vor dem alten Bauernhaus saß und wartete, dass er endlich die Staubwolke entdecken würde, die der Käfer seiner Mutter aufwirbelte, wenn sie ihn endlich wieder abholen kam.
    Aber kein Staubwölkchen trübte den strahlend blauen Horizont, und seine Mutter kam nicht zurück.
    Am Abend rief Onkel Klaus ihn zu sich. »Du wirst bei mir bleiben, du nutzloser Fresser«, sagte er. »Deine Mutter kommt nicht mehr. Wir sind ihr nicht gut genug. Deiner noblen Mutter sind wir nicht gut genug.«
    Er hatte ihn in sein Zimmer geschickt. Am Abend war er zu ihm gekommen. Ralf hatte sich schluchzend in seinem Bett aufgesetzt, doch statt tröstender Worte gab es Schläge.
    »Ich dulde keine Heulsusen in meinem Haus«, schrie Onkel Klaus ihn an und die pure Angst ließ Ralfs Tränen versiegen.
    Von diesem Tag an durfte er das Haus kaum noch verlassen. Auch den Kindergarten durfte er nicht mehr besuchen, obwohl er sich dort so wohl gefühlt hatte. Er wollte oft so gern mit den anderen Jungs draußen auf der Wiese Fußball spielen, aber Onkel Klaus ließ ihn nicht. Deshalb begann er, die anderen Kinder zu hassen, denn sie führten ihm jeden verdammten Tag vor Augen, was er alles verloren hatte.
    Ralf ballte auf dem Gefängnisbett die Hände zu Fäusten, als er sich an die große Wiese vor dem Haus seines Onkels erinnerte. Sogar hinter den dicken Gefängnismauern glaubte er, den Duft frischen Heus riechen zu können, wenn der Bauer die Wiese am Sommeranfang und im September noch einmal mähte.
    Ralf schloss die Augen wieder.
    Wann genau es gewesen war, dass sein Onkel zum ersten Mal nachts in sein Zimmer gekommen war, wusste er nicht mehr, aber seitdem hatte sich diese Nacht immer und immer wieder wiederholt. Seit dieser ersten Nacht hatte er nie wieder ruhig schlafen können, denn er wusste nie, wann und wie er seinen Onkel gereizt hatte.
    Mal war es ein unbedachter Blick, der die schmutzigen Fantasien seines Onkels geweckt hatte, mal eine ungewollte Berührung. Aber gleichgültig, was es gewesen war, wenn es geschehen war, kam der Onkel in sein Zimmer.
    Dann zwang er ihn, seine Hose herunterzuziehen und sich nackt vor ihm auf den Bauch zu legen.
    Beim ersten Mal war ihm vor Angst schlecht geworden, aber sein Onkel hatte ihn nicht angerührt und stattdessen angefangen, sich selbst mit einem Stock zu schlagen, an dessen einem Ende mehrere Lederschnüre angebracht waren.
    Geißelung nannte er es, wenn der Onkel sich die schlechten Gedanken aus dem Leib prügelte.
    Schwitzend und keuchend vor Angst hatte Ralf dagelegen, ein kleines, verängstigtes Kind, das nicht verstand, was vor seinen Augen geschah.
    Auch nicht, warum die Wut seines Onkels sich plötzlich gegen ihn gerichtet hatte.
    »Du bist böse.«
    Der erste Schlag traf ihn in die Nieren.
    Er weinte.
    »Du bist böse. Böse und schwach.«
    Er schnappte nach Luft und kämpfte verzweifelt gegen den Drang, sich zu erbrechen. Panisch vor Angst drehte er sich um und versuchte, irgendwo hinter seinen Decken und Kissen Schutz vor den ohne Unterbrechung auf ihn einprügelnden Fäusten zu finden.
    Der nächste Schlag traf ihn mitten ins Gesicht.
    Er spürte, wie seine Unterlippe aufplatzte, und schmeckte Blut.
    »Als Erstes werde ich dir das Weinen austreiben, du Heulsuse. Und dann werde ich dafür sorgen, dass du mich nie wieder auf diese Art ansiehst, Satan. Hebe dich hinweg von mir.«
    Der nächste Fausthieb traf ihn am Kopf. Wie Glas zersprang sein Denken in tausend Scherben. Diesmal konnte er es nicht mehr zurückhalten und erbrach sich auf dem Teppichboden seines Schlafzimmers. Als Onkel Klaus endlich fertig war, musste Ralf seinen Teppich waschen

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