Fünf: Schwarzwald Thriller 1
Anstalt?«, fragte die Schneider über den Lärm der Wurstschneidemaschine hinweg.
Warum mussten ihre Eltern auch ausgerechnet heute beide einen Arzttermin haben? Sie hätte sich sonst einfach schnell mit einer Entschuldigung verdrücken können und ihr Vater hätte der alten Schachtel schon das Richtige erzählt. »In der Klinik war es nicht viel anders als in jedem anderen Krankenhaus auch«, erklärte sie knapp, ohne von der Arbeit aufzusehen.
»Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Hatten Sie so eine Art Aufpasser vor Ihrer Tür, oder waren einfach nur die Zimmertüren abgesperrt?«
»Weder noch, Frau Schneider. Ich hatte sogar ein sehr hübsches Zimmer mit einer äußerst sympathischen jungen Frau als Zimmergenossin.«
Frau Schneider kramte im Angebotskorb neben der Kasse. »Sie waren ja aber doch in der Geschlossenen, oder erzählen die Leute da was Falsches?« Sie legte ihre Einkaufstasche auf den Tisch neben Darren und machte Anstalten, sich niederzulassen.
Katrin wäre am liebsten davongelaufen.
In diesem Moment mischte sich Darren ein. »Es tut mir sehr leid, Frau Schneider, aber Frau Schwarz wird kaum die Zeit haben, sich mit Ihnen zu unterhalten. Wir müssen nämlich noch die Grußkartenbestellung fertigmachen«, er warf einen raschen Blick auf seine Uhr, »und das wird, schätze ich, noch ungefähr eine halbe Stunde in Anspruch nehmen.«
Katrin unterdrückte den Impuls, Darren vor Dankbarkeit um den Hals zu fallen.
»Ja, wenn das so ist, Katrin, dann will ich Sie jetzt auch gar nicht weiter aufhalten. Was bin ich schuldig?«
Katrin tippte die Preise in die Kasse. »Das macht sechs Euro neunundzwanzig«, sagte sie und beeilte sich, das Wechselgeld herauszugeben.
»Weiß die Kripo eigentlich, dass Sie hier arbeiten, obwohl Sie doch sicher krankgeschrieben sind?«, fragte die Alte, während sie das Münzgeld in ihren abgegriffenen, braunledernen Geldbeutel fallen ließ, mit einem gehässigen Blick auf Katrin. Dann verließ sie mit einem vielsagenden Nicken den Laden.
»Die Grußkartenbestellung.« Katrin lachte und ließ sich neben Darren auf einen Stuhl plumpsen. Darrens Grinsen erinnerte sie an einen kleinen Jungen, der beim Plätzchennaschen ertappt worden war.
»Etwas Besseres ist mir so spontan nicht eingefallen«, sagte er in gespieltem Entrüsten und stimmte dann in ihr Lachen ein.
»Die Idee ist Gold wert.« Sie lachte noch immer und trank einen Schluck Kaffee. »Deiner dürfte in der Zwischenzeit auch kalt genug sein«, meinte sie mit einem Blick auf seine unberührte, volle Tasse. Dann wurde sie wieder ernst. »Ich fürchte, ich muss da einiges zurechtrücken.« Sie sah ihm trotzig in die Augen.
»Du musst überhaupt nichts, Katrin«, sagte Darren ruhig.
Sie konnte den Blick nicht von seinen grauen Augen wenden.
»Aber wenn du über irgendetwas reden möchtest, dann könnten wir das ja vielleicht heute Abend bei einem Abendessen tun.« Sein Gesicht war entspannt und sein Blick ruhig, als er auf ihre Antwort wartete. Nur sein Adamsapfel zuckte.
»Ich weiß noch nicht, ob ich über etwas reden möchte«, sagte sie und versuchte, gelassen zu wirken, »aber ich würde gern mit dir essen gehen.«
Die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen und Katrin hatte den restlichen Tag das Gefühl, mehr zu schweben als zu gehen.
Sie stand vor dem großen Spiegel im Badezimmer und kämmte sich die Haare. »Straßenköterbraun«, murmelte sie unzufrieden und unterdrückte den Impuls, in die nächste Drogerie zu fahren, um sich ein verführerisches Rot oder beschützerinstinktweckendes Blond zu kaufen. Sie zupfte den cognacfarbenen Wollpullover zurecht und drehte sich einmal um die eigene Achse. Mit dem Rest ihres Erscheinungsbildes war sie einigermaßen zufrieden. Sie war nicht sehr groß, aber schlank. Ihr Gesicht empfand sie zwar als eher langweilig, aber sie hatte weder störende Pickel noch eine krumme Nase, also wollte sie nicht meckern. Dennoch streckte sie ihrem Spiegelbild die Zunge hinaus, als sie das Badezimmer verließ.
*
Die kleine Pizzeria in Donaueschingen war schlecht besucht. An der Küche konnte es nicht liegen, denn Katrin schmeckten Pizza und Salat ausgezeichnet. Darren verzehrte eine saftig aussehende Gemüselasagne und verdrehte die Augen.
»Ich wette, dass es in ganz Baden Württemberg keine bessere Lasagne gibt«, sagte er, kaute genießerisch und spülte den letzten Bissen mit einem kräftigen Schluck Valpolicella hinunter.
»Man dürfte sogar in Rom
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