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Fünf Tanten und ein Halleluja

Fünf Tanten und ein Halleluja

Titel: Fünf Tanten und ein Halleluja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Steiner
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zog sie mit sich. Ein schwaches »Nein!« entfuhr ihr, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Es war ohnehin das Beste, einer beendete diese sinnlose Zählerei. Tante Ebba hatte den Zug bereits erreicht.
    Â»Zurückbleiben, bitte!«, tönte es aus den Lautsprechern.
    Die anderen holten auf. Tante Ebba stellte sich breitbeinig zwischen die Türen. »Beeilt euch!«
    Tante Claire und Tante Immi huschten an ihr vorbei in den Waggon.
    Â»Können Sie nicht hören?«, donnerte es aus den Lautsprechern. »ZURÜCKBLEIBEN!«
    Â»Schnell!«, rief Tante Ebba. Schon hatten Toni und Kamilla die Zugtüren erreicht. Plötzlich erstarrten Ebbas Gesichtszüge. Tante Helga fehlte. Sie war weder im Zug, noch stand sie auf dem Bahnsteig.
    Â»Wat is denn an ›Zurückbleim‹ so schwer zu vastehn, junge Frau!«, rief es aus dem Lautsprecher.
    Â»Hört ihr schlecht?«, brüllte jemand aus dem Zug. »Rein oder raus, ihr verdammten Vogelscheuchen!«
    Tante Ebba gab die Bahn verloren. Alle traten zurück auf den Bahnsteig. Die Türen schlossen sich, und der Zug fuhr ohne sie los. Die Niederlage war ihr anzumerken. Dann wandte sie sich an die anderen und fragte: »Wer hat Helga als Letztes gesehen?«
    Die Suche begann am Fahrkartenautomaten. Die Halle war immer noch voller Menschen. Da konnte leicht einer verloren gehen. Toni ärgerte sich, nur auf Tante Kamilla achtgegeben zu haben.
    Â»Was würdet ihr denn an Tante Helgas Stelle tun?«, fragte er. »Würdet ihr nicht auch zum Ausgangspunkt zurückgehen?«
    Â»Das möchte man annehmen«, knurrte Tante Ebba. »Aber bei deiner Tante Helga würde ich nicht darauf wetten. Sie ist noch nie mit viel Vernunft gesegnet gewesen.«
    Â»Da ist sie ja!«, rief Tante Immi und deutete mit ausgestrecktem Finger quer durch die Halle. »Da hinten, am Zeitungsstand!«
    Tatsächlich, Tante Helga stand seelenruhig vor einem Kiosk und betrachtete den Postkartenständer. Als wäre sie gerade auf dem Weg zum Friseur, ohne es dabei sonderlich eilig zu haben. Die Gelassenheit in Person.
    Tante Ebba erreichte sie als Erste.
    Â»Helga! Was machst du denn hier?«
    Tante Helga wirbelte herum.
    Â»Oh, da seid ihr ja! Was für ein Glück!« Sie schob sich die Sonnenbrille ins Haar. »Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Auf einmal wart ihr alle weg.«
    Â»Und dann stehst du hier herum und siehst dir Postkarten an? Warum suchst du uns nicht? Wir wären beinahe mit der Bahn weggefahren.«
    Â»Ich …« Tante Helga sah verlegen in die Runde.
    Â»Du hättest wenigstens zum Automaten zurückgehen können. Da sucht man doch als Erstes!«
    Â»Ich hab kurz drüber nachgedacht. Aber dann hätte ich ausgesehen wie eine Touristin. Die Leute hätten am Ende noch gedacht, ich wäre irgendein Bauerntrampel, der sich in der Großstadt nicht zurechtfindet.«
    Sie nahm Haltung an, und ihr perfekt geschminktes Gesicht erstarrte zu einer vornehmen Maske.
    Â»Ich möchte nicht wie ein Landei wirken.«
    Toni lächelte. Im Grunde war damit alles über Tante Helga gesagt. Tante Ebba seufzte, vergewisserte sich, dass alle da waren, und steuerte wieder den Bahnsteig an.
    Â»Kommt! Und jetzt bleiben wir zusammen!«
    Es dauerte nicht lange, bis der nächste Zug einfuhr. Er war ebenfalls überfüllt, und es war gar nicht so einfach, fünf Tanten samt Gepäck hineinzubefördern. Sitzplätze waren ohnehin keine mehr frei, und so drängten sich alle in den Gang, während Toni die Koffer an einem freien Fleck neben dem Eingang übereinanderstapelte.
    Tante Ebba umklammerte die Haltestange und betrachtete konzentriert das Gruppenticket.
    Â»Bitte entwerten«, las sie vor. Und schlagartig änderte sich ihr Gesichtsausdruck. »O Gott! Die muss abgestempelt werden! Die ist gar nicht gültig!«
    Mit einem Satz war sie draußen. »Wartet kurz!« Und dann hastete sie zurück zum Automaten.
    Toni drehte sich ruckartig um. Der Gepäckstapel geriet aus dem Gleichgewicht, und Tante Immis schwerer Koffer rutschte ihm gegen das Schienenbein. Er unterdrückte einen Aufschrei.
    Â»Zurückbleiben bitte!«, erklang es aus den Lautsprechern.
    Seine Tanten sahen unruhig hinaus. Wenn Ebba sich nicht beeilte, würde sie es nicht mehr schaffen. Endlich hatte sie das Ticket abgestempelt und begann loszulaufen.
    Â»Beeil dich!«, rief Tante

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