Fünf Tanten und ein Halleluja
Vorsprechen?«
Sie nickte. »Bernd und Boris wollen dich noch mal sehen. Zum Recall. Du bist aber nicht der Einzige, den sie einladen, deshalb mach dir keine allzu groÃen Hoffnungen.«
Toni starrte sie ungläubig an. »Der Abenteuerfilm? Aber da habe ich doch total versagt.«
»Na, dann kannst du ja heute noch mal versagen.«
»Aber ich verstehe nicht â¦Â«
»Glaub mir, Toni, ich auch nicht. Vielleicht ist das ein Zeichen für ihre Verzweiflung, weil sie immer noch keinen Hauptdarsteller haben. Aber das muss uns gar nicht interessieren. Du bist weiterhin im Spiel. Nur das zählt. Kneif die Arschbacken zusammen, und mach das Beste draus.«
In seiner Brust kämpften Hoffnung und Resignation.
»Aber gegen Noah Winter habe ich doch eh keine Chance.«
»Noah Winter ist raus.«
»WAS? Wieso denn das? Er soll groÃartig gewesen sein beim Vorsprechen. AuÃerdem war er der Einzige mit VIP-Faktor. Das wollten die doch unbedingt.«
»Er kommt aus einer Daily Soap. Das war dem Produzenten dann doch zu ordinär. Jetzt heiÃt es, lieber ein unbekanntes Gesicht als Noah Winter.«
»Und ich bin in der engeren Wahl? Trotz meines totalen Versagens?«
»Richtig. Aber das heiÃt nicht, dass du die Rolle schon hast. Du darfst nur wiederkommen.«
»Und Richy Erdmann?«
»Ist auch raus.«
»Ich fass es nicht.«
»Willkommen im Showbusiness.«
Es folgte ein Hustenanfall. Viktoria Glück legte die halb gerauchte Zigarette geziert in den Aschenbecher, damit sie beide Hände frei hatte, um gegen das Ersticken anzukämpfen. Ihr Kopf wurde hochrot, es sah aus, als würde sie gleich platzen, doch sie hörte einfach nicht mehr auf zu husten.
Toni machte sich Sorgen.
»Was soll ich denn machen?«, keuchte sie schlieÃlich zwischen zwei Hustenattacken. »Etwa aufhören zu rauchen?«
»Ich weià nicht«, meinte er, doch das ging bereits wieder im nächsten Anfall unter.
Danach nahm sie wieder Haltung an, fischte die Zigarette aus dem Aschenbecher und zündete sie erneut an.
»Gibt es Text, den ich lernen muss?«
»Dafür wäre es wohl ein bisschen spät. Aber sei froh, dass sie diesmal keinen Text haben, dann kannst du ihn wenigstens nicht vergessen oder für die falsche Rolle lernen. Es geht wohl um Improvisation oder so etwas, du wirst es ja sehen.«
»Und wann gehtâs los?«
»Ach, du hast noch genügend Zeit. Erst um eins.«
Also noch vier Stunden. Da konnte er es sich noch ein bisschen gemütlich machen. Er verspeiste die Reste seines Frühstücks, wischte sich den Mund mit einer Stoffserviette ab, lehnte sich zurück und seufzte. Er war satt und zufrieden. Seine schreckliche Familie war beinahe vergessen. Unglaublich, wie viel Trost ein Besuch bei seiner Agentin spenden konnte. Das hätte er nie gedacht.
Glücklich gähnte er und schlug die Beine übereinander. Ob er jetzt auch eine Zigarette rauchen sollte?
»Du musst jetzt gehen, Toni.«
»Wie bitte?«
»Du musst gehen, hörst du schlecht? Ich erwarte Besuch. Du hast schon lange genug meine Zeit geraubt. Sieh zu, dass du pünktlich beim Vorsprechen bist. Mehr kann ich nicht für dich tun.«
Und fünf Minuten später stand er wieder auf der StraÃe. Ohne Ziel und ohne Zuhause. Ein letztes Mal blickte er zum düsteren Schlösschen zurück, aus dem er gerade vertrieben worden war, dann wandte er sich ab und trottete zurück zur S-Bahn.
»Diese alte Hexe rückt einfach nicht mit der Sprache raus.«
Ebba hatte das Telefon auf laut gestellt und es mitten auf den Küchentisch platziert. So konnten alle Kaylas Flüche hören.
»Die weià doch genau, wo Toni ist, da geh ich jede Wette ein. Aber die ist aus Granit. Aus der hole ich nichts raus. Tut mir leid, Ladys, aber da komme ich nicht weiter.«
»Machen Sie sich keine Vorwürfe, Miss Barnes«, rief Ebba ins Telefon. »Sie haben sich alle Mühe gegeben.«
Kayla Barnes stand mit ihrem Motorrad vor dem Haus von Tonis Agentin. Dort war sein Handy von der Polizei geortet worden. Doch als Kayla dort eintraf, war Toni bereits über alle Berge gewesen.
»Aber sein Handy, das befindet sich immer noch bei dieser Frau?«, fragte Kamilla.
»Ja«, meinte Kayla. »Er hat es bei ihr auf dem Tisch liegen lassen. Und jetzt halten Sie sich fest: Nicht mal das verfluchte Handy wollte sie
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