Fünf Tanten und ein Halleluja
»Ich habe unser Schnurlostelefon mit rübergenommen, falls sich einer bei uns meldet. Man weià ja nie.«
Er zog es hervor und ging ran.
»Ja? ⦠Ãhm, ja klar, hier ist Toni Müller. Am Apparat. Worum geht es denn? ⦠Ich verstehe ⦠ja ⦠ach so ⦠gut, dann vielen Dank.«
Während des Gesprächs hatte sich ein Schatten über sein Gesicht gelegt. Alle blickten ihn erwartungsvoll an. Er lieà das Telefon sinken.
»Was ist? Jetzt sag schon!«
»Das war die Polizei. Sie haben Tante Immi.«
Sie teilten sich auf. Lutz und Claire fuhren zur Polizei, um Immi aus dem Gewahrsam zu befreien. Kayla packte Helga in ihren Wagen und machte sich auf den Weg zum Bahnhof Zoo. Micha wurde schnell noch hinzugerufen, damit einer im Basislager die Stellung halten konnte, danach ging es los. Als sie aufbrachen, versank die Sonne gerade hinter den Mietshäusern. Es wurde Nacht in Berlin.
»Deine Schwester hat also eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs am Hals«, stellte Kayla fest, als sie den Motor anlieÃ. »Kannst du dir einen Reim darauf machen?«
»Nein, Immi ist noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Sie ist auch diejenige von uns, der ich es am wenigsten zutrauen würde.«
»Irgendwo muss sie eingestiegen sein. Aber weshalb?«
»Das kann nur ein Missverständnis sein. Und sie war ja auch allein, als die Polizei sie festgenommen hat. Von Ebba keine Spur.«
Kayla warf ihr einen Seitenblick zu. »Ihr Müller-Schwestern seid nicht ohne, scheint mir.«
Helga saà auf dem Beifahrersitz, den Laptop auf dem SchoÃ, und beobachtete das Blinken des Positionsmarkers.
»Kamilla bewegt sich nicht vom Fleck. Wo kann sie nur sein?«
»Vielleicht ja in einem Café oder einem Restaurant. Ich glaub, da ist ein McDonaldâs an der Stelle, woâs blinkt.«
Helga lachte. »Da kennst du aber Kamilla schlecht. Die würde im Leben keinen Fuà in einen McDonaldâs setzen. Und sie würde es sich dort erst recht nicht stundenlang gemütlich machen und Cappuccino schlürfen.«
»Vielleicht ist da auch was anderes. Wir werden es ja gleich sehen.«
Helgas Handy klingelte. Kayla registrierte mit einiger Befriedigung, wie peinlich es Helga in ihrer Gegenwart war, dass offenbar schon wieder ihr Mann anrief. Sie sah nur kurz aufs Display und drückte dann das Gespräch weg. Als es erneut klingelte, stellte sie das Gerät ganz ab.
»Es tut mir leid«, murmelte sie.
»Unsinn. Was soll dir daran leidtun?« Kayla lieà den Blick auf der StraÃe ruhen. »War das dein Mann?«
»Ja.« Sie zögerte, dann gestand sie: »Ich habe ihm nicht gesagt, dass wir in Berlin gestrandet sind. Dann würde er sich sofort auf den Weg machen. Er denkt, der Bus hat ein bisschen Verspätung, und es geht jeden Moment los.«
»Ich verstehe.«
»Er versaut mir den ganzen Urlaub«, brach es aus Helga hervor. »Er muss sich überall einmischen. Ich wünschte, er würde â¦Â« Sie stockte. Offenbar war ihr bewusst geworden, wie sie gerade von ihrem Ehemann sprach. »Ach, vergiss das bitte.«
Kayla nickte. Sie tat, als konzentrierte sie sich aufs Fahren, und steuerte den Wagen über die Oberbaumbrücke.
»Ich würde dir gerne was zeigen«, sagte sie.
Dann fuhr sie seitlich an den StraÃenrand, stellte die Warnblinkanlage an und sprang aus dem Wagen. Sie führte Helga zum Brückengeländer. Vor ihnen das glitzernde Wasser der Spree. Die Sonne färbte den Himmel blutrot, dünne Wolkenfäden zogen am Himmel. Und dann die Stadt: Kreuzberger Hinterhöfe, Antennen, Türmchen, die Schornsteine der Gaswerke, dahinter der Fernsehturm.
»Es ist wunderschön«, sagte Helga.
»Ja.« Kayla atmete die warme Abendluft ein. »Gib mir mal dein Handy.«
»Was?«
»Gib schon her.«
Helga reichte es ihr, und Kayla wog es in der Hand.
»Es könnte ins Wasser gefallen sein«, meinte sie.
Helga sah sie erschrocken an. Aber da war noch etwas anderes in ihren Augen: Begeisterung.
»Oder einer könnte es im McDonaldâs geklaut haben, während ihr auf den Bus gewartet habt.«
»Nein, das können wir nicht machen. Du bist verrückt.«
Sie sah es in ihren Augen. Helga war einverstanden. Sie würde so etwas niemals selbst tun. Das wäre gar nicht ihr Stil. Aber wenn es jemand anderes machte â¦
Kayla holte aus,
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