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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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liebsten hätte sie geflucht, weil er sie aus ihren Überlegungen gerissen hatte. «Ja bitte. Stark.»
    Er drückte die entsprechenden Tasten. «Wann sagst du mir, was in deinem Kopf vorgeht?»
    «Wenn ich sicher bin, dass es kein Quatsch ist.»
    «Okay.» Es war ihm anzusehen, dass ihn das nicht zufriedenstellte. «Obwohl ich es besser fände, neue Ansätze im Team zu diskutieren. Oder wenigstens zu zweit.»
    «Tun wir ja. Wenn ich so weit bin.» Dann hielt er sie eben für zickig. Manche Gedankenfäden waren so fein, dass sie rissen und verwehten, wenn man versuchte, sie in Worte zu packen. «Gib mir noch ein paar Stunden.» Wieder sah sie die Nadel vor sich, die in Sigarts Vene steckte. Es war so schwer vorstellbar.
Wenn Ihnen so an ihm liegt, hebe ich ihn bis zum Ende für Sie auf.
    Das Ende, dachte Beatrice, kann nicht mehr sehr weit sein.
     
    Sie verließ das Büro früher als sonst, Florins forschende Blicke brachten sie aus dem Konzept. Das Gefühl, nur noch im Kreis zu denken, verflüchtigte sich mit dem Hinaustreten ins Freie. Heute Abend waren die Kinder wieder im Mooserhof, Achim musste mit einem Kunden essen gehen. Dann war es natürlich in Ordnung, die Kinder abzugeben.
Bei ihm ist immer alles in Ordnung gewesen
. Aber immerhin brachte er sie zu ihrer Mutter, und da ging es ihnen gut.
    Diesmal hing Jakob an ihr wie ein Äffchen am Ast. «Will nach Hause», murmelte er. «Nimmst du uns heute mit?»
    Bald. Nächste Woche. Morgen
. Sie drückte ihn an sich und vergrub ihr Gesicht in seinem Haar. «Wir haben es fast geschafft. Pass auf: Entweder wir fangen den Mann in den nächsten drei Tagen, oder ich sage Florin, er soll alleine weitersuchen. Dann mache ich nur noch kleinere Sachen und kann euch jeden Tag von der Schule abholen.»
    «Ehrlich?»
    «Geschworen.» Der Gedanke, den Fall abzugeben, mit dem sie von Anfang an so intensiv beschäftigt gewesen war, grub ein schmerzendes Loch in ihren Stolz. Aber es war schon viel zu viel zulasten der Kinder gegangen.
    «Cool!» Jakob stürzte davon, um seiner Oma die frohe Botschaft zu überbringen. Beatrice umarmte Mina. «Ich freu mich schon so auf euch», sagte sie und fühlte, wie Mina an ihrer Brust nickte.
    Sie verbrachten den Abend essend und kartenspielend im Gasthof. Beatrice gab sich redlich Mühe, beim Mau-Mau zu verlieren, aß Zwiebelrostbraten und stellte verwundert fest, dass sie riesigen Hunger hatte. Richard servierte ihr eine gemischte Nachspeisenplatte, von der sie keinen Krümel übrig ließ.
    «Drei Tage?», vergewisserte sich Jakob, als sie ihn zu Bett brachte.
    «Drei Tage und kein einziger mehr.»
     
    Auf dem Weg nach Hause überzeugte sie sich mit aller Kraft selbst davon, dass es ihr nichts ausmachte, einen Schritt zurückzutreten. Stefan würde ihre Aufgaben übernehmen und seine eigenen an Bechner weitergeben. Und ich mache dann Bechners Kram, dachte sie. All das, was ich schon im Ansatz für reine Formsache halte.
    Der Gedanke hatte kaum Zeit gehabt, sie zum Lächeln zu bringen, als ihr Handy klingelte.
    «Sigart ist verschwunden.» Florin klang heiser. «Das Krankenhaus wird schon durchsucht, im Prinzip ist es immer noch möglich, dass er sich nur die Infusion rausgezogen und einen Spaziergang gemacht hat, aber seit zwei Stunden hat ihn niemand mehr gesehen.»
    Die Information sank wie ein Stein in Beatrices Magen. Das Kaleidoskop drehte sich. «Okay. Ich bin gerade in der Nähe der Theodebertstraße, ich fahre bei seiner Wohnung vorbei und sehe nach, ob Licht brennt.»
    «Gut. Halt mich auf dem Laufenden.»
    Beatrice sah auf die Uhr. Kurz vor zehn. Sie würde ihr Auto am Parkplatz gegenüber der Postbus-Zentrale abstellen und das Stück in die Theodebertstraße zu Fuß gehen.
    Hinter den Fenstern im ersten Stock von Nummer dreizehn war es dunkel. Sie blieb vor dem Eingang stehen und dachte an die Blutspuren, die sie beim letzten Mal hier vorgefunden hatten. AB negativ, selten und kostbar. Dachte an Nadeln.
    Ein Auto fuhr vorbei, für Sekunden streifte sie der Scheinwerferkegel, und sie fühlte sich merkwürdig schutzlos, doch dann streifte das Licht noch etwas anderes.
    Einen roten Honda Civic, der schräg gegenüber geparkt stand.
    Keine seltene Marke, natürlich nicht. Trotzdem ein interessanter Zufall. Beatrice überquerte die Straße mit schnellen Schritten und fühlte im Näherkommen bereits, wie die Enttäuschung sich um ihre Schultern legte wie ein kühles Tuch. Fehlschlag. Der Wagen hatte ein ungarisches Nummernschild. Nur

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