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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Zufallsopfer-Theorie so meilenweit danebengelegen hatte. Beatrice registrierte es nicht ohne Befriedigung.
    «Dafür würde auch sprechen, dass er Sigart länger hat leben lassen als die anderen. In seiner Vorstellung müssen sie alle mit der Brandkatastrophe in Verbindung stehen: die fünf Geocacher, die am gleichen Tag die Gegend durchstreift haben, und Sigart, der sich selbst und allen, die es hören wollten, die Schuld am Tod seiner Frau und Kinder gegeben hat.»
    Hoffmann nickte. «Dann haben wir es mit jemandem zu tun, der durch den Brand ebenfalls geschädigt wurde. In welcher Form auch immer.» Sein Blick glitt von einem zum anderen, mied Beatrice und blieb an Florin hängen. «Sie tun sich mit den Kollegen vom Branddezernat zusammen, ja, Florian?»
    Ohne die Antwort abzuwarten, schlug er mit beiden Händen auf den Tisch, als wolle er eine Wirtshausrunde auflösen. «Gut. Dann wird die Sache ja bald abgeschlossen sein.»
     
    Der erste Ermittler, mit dem Sigart ein paar Worte wechselte, war Florin. Er hatte bei seinem Routinebesuch einen günstigen Moment erwischt und ein fünfminütiges Gespräch führen können, während zwei Ärzte danebensaßen, bereit, ihn sofort hinauszuwerfen, falls Sigarts Zustand sich verschlechtern sollte.
    «Ich habe ihn nach dem Owner gefragt, doch er sagte, er kenne ihn nicht. Hat ihn mir aber beschrieben, so gut es ging. Seine Angaben stimmen ziemlich genau mit denen des Hotelpagen überein. Kahl, mit Vollbart, etwa mittelgroß. Bei der Augenfarbe war Sigart unsicher. Blau oder grün, meint er. Spricht fast ohne lokale Einfärbung, die Stimme ist weder besonders hoch noch tief. Er hat die ganze Zeit über Handschuhe getragen. So weit die Ausbeute meiner fünf Minuten.»
    Die Enttäuschung war Florin anzusehen. Hätte Sigart den Mann gekannt und beim Namen nennen können, wäre der Fall in kürzester Zeit abgeschlossen gewesen. Hoffmanns Wunschszenario.
    «Wenn ich ein Mann wäre», sagte Beatrice langsam, «und mich unkenntlich machen wollte, ohne Perücken oder falsche Zähne zu Hilfe zu nehmen, würde ich mir einen Bart wachsen lassen und die Haare abscheren. Jeder, der mich dann sieht, speichert mich als bärtigen Glatzkopf ab, obwohl ich normalerweise ein glattrasierter Kerl mit vollem Haar bin.»
    Durch Florins Gesicht zuckte ein Lächeln. «Hoffmann wird begeistert sein, wenn du dir einen Bart wachsen lässt. Seien Sie doch kein Mädchen, Kaspary.»
    Sie lachten, und es tat gut. «Aber du hast völlig recht», fuhr Florin fort. «Die Beschreibung nützt uns nur sehr bedingt. So leicht macht es der Owner uns nicht.»
     
    Sie saß an Sigarts Bett und wartete, dass er aufwachte. Seit drei Tagen lag er nun im Krankenhaus. Sein Zustand war stabil, erklärten die Ärzte. Sie hatten Beatrice erlaubt, ihm einen Besuch abzustatten, aber nun schlief er, während die Infusion jede Sekunde einen Tropfen Elektrolytlösung in seine Venen laufen ließ. Der Anblick stieß etwas in Beatrice an, etwas wie die Vorstufe zu einer Erkenntnis. Sie wartete, doch es blieb dabei. Die Steinchen im Kaleidoskop brauchten Zeit, um ihren Platz im Gesamtbild zu finden.
    Sigart regte sich. Seine Augenlider flatterten leicht, bevor sie sich öffneten. Er drehte den Kopf, sah sie an, und Beatrice wusste, dass er sie sofort erkannt hatte.
    «Schön, Sie lebendig wiederzusehen, Herr Sigart», sagte sie.
    Er lächelte nicht, blickte sie aber unverwandt an.
    «Können Sie sprechen?»
    Schulterzucken, gefolgt von einem schmerzerfüllten Verziehen des Gesichts. Er räusperte sich. War das Kopfneigen ein Nicken gewesen?
    Beatrice beschloss, es so zu interpretieren. «Das ist gut. Ich will Sie gar nicht lange belästigen, aber mir gehen so viele Dinge durch den Kopf. Es tut mir sehr leid, dass wir nicht rechtzeitig eingetroffen sind, um Ihre Entführung zu verhindern. Wir haben uns beeilt, aber der Täter war erstaunlich schnell.»
    Sigarts Augen schlossen sich wieder. Sein Atem ging schwerer, die Erinnerung machte ihm sichtlich zu schaffen.
    «Es ist nur so», fuhr Beatrice fort, «ich wüsste gern, wieso Sie unsere Warnungen einfach in den Wind geschlagen haben. Wir haben Ihnen Schutz angeboten, und als Sie den nicht wollten, haben wir Sie gebeten, vorsichtig zu sein. Niemandem zu öffnen. Trotzdem ist der Täter zu Ihnen gelangt, und Ihre Tür war nicht aufgebrochen.»
    Sie ließ ihm Zeit, ihre Frage zu verarbeiten. Seine Augen waren nach wie vor geschlossen, und nach einigen Sekunden drehte er den Kopf zur

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