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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Ende.»
     
    Er durchtrennte den Kabelbinder mit Hilfe eines Stanleymessers, was einige Zeit dauerte, da er mit den zwei verbliebenen Fingern seiner linken Hand arbeitete. Die rechte hielt die Pistole. Beatrice fühlte den Stahl, der gegen eine Stelle hinter ihrem Ohr drückte. Sie bewegte sich nicht, atmete flach und wartete darauf, dass Sigart mit dem Messer ausrutschen und es ihr in den Handballen stoßen würde, doch er arbeitete langsam und vorsichtig, bis ihre Hände plötzlich auseinanderglitten. Der Kabelbinder blieb an den wunden Stellen ihres rechten Handgelenks kleben, und Beatrice zog ihn vorsichtig ab. Sie brauchte mehrere Anläufe dafür, denn ihre Finger waren ganz taub.
    Sigart trat zur Seite, die Pistole an ihrem Kopf verschwand. «Geben Sie Bescheid, wenn Sie wieder richtig greifen können», sagte er, «denn Sie werden für die Taschenlampe zuständig sein.»
    «Okay.» Beatrice krümmte und streckte ihre Finger, in die unter Stechen und Ziehen allmählich Gefühl zurückkehrte. Sie massierte eine Hand mit der anderen, wobei sie den Anblick ihrer rohgeschürften Gelenke mied und sich ganz auf Sigart und seine Waffe konzentrierte.
Wenn ich mich schnell wegducke, ihn umremple oder den Tisch nehme und nach ihm werfe …
    Es war zu riskant. Sie würde ihn nicht überraschen können. Die Aufmerksamkeit, mit der er sie im Blick behielt, ließ keine Sekunde lang nach.
    Als ihre Finger sich beinahe wieder so anfühlten, als gehörten sie zu ihrem Körper, nickte Beatrice Sigart zu. «Es geht jetzt.»
    «Gut. Wenn Sie sich umdrehen, sehen Sie eine Wolldecke in der Ecke liegen und darauf eine Taschenlampe. Die Lampe nehmen Sie und gehen dann vor mir die Treppen hinauf.»
    Es war eine LED -Lampe mit schwarzem Aluminiumgehäuse. Nicht schwer und nur eingeschränkt als Waffe verwendbar – dafür aber sehr hell.
Was, wenn ich ihn blende?
    Reine Gedankenspielereien. Sie würde es nicht tun, solange sie nicht sicher sein konnte, dass es ihr gelingen würde, Sigart außer Gefecht zu setzen.
    Mit einer Hand hielt sie die Taschenlampe, mit der anderen drückte sie die Klappe auf, die den Eingang versperrte. Kühle Nachtluft schlug ihr entgegen.
    Jetzt das Licht ausmachen und rennen
. Auch diesen Gedanken verwarf sie sofort. In der Finsternis hatte sie auf diesem Gelände keine Chance, sie würde sich nicht orientieren können, während Sigart hier jeden Baum und jeden Stein kannte.
    «Schwer zu glauben, nicht?», hörte sie ihn hinter sich sagen. «So viel Freiheit um einen herum, und trotzdem sitzt man in der Falle.»
    Sie wusste, dass er nicht nur von ihr sprach. «Was passiert jetzt?», fragte sie. Der Lichtkegel der Taschenlampe fuhr über Baumstämme, Sträucher, suchte den Weg, auf dem Hilfe kommen würde. Falls sie kam.
    «Jetzt füllen wir Ihre Wissenslücken. Erinnern Sie sich, wo Sie den Cache gefunden haben? Die Dose mit der leuchtenden Fünf?»
    «Ja.» Sie richtete die Lampe auf den Holzverschlag. Anders als beim letzten Mal war er heute an einer Seite geöffnet. Dahinter ließ sich etwas Niedriges, Steinernes ausmachen.
    «Hier war der Cache ursprünglich versteckt. Ein Brunnen, wissen Sie? Die Dose war mit Draht umwickelt und hing fast zwei Meter tief in den Schacht hinunter. Deshalb ist sie durch das Feuer nicht zerstört worden.» Sigart trat neben Beatrice, aber nicht nah genug, als dass sie ihn hätte überraschen und entwaffnen können. «An diesem zwölften Juli trafen Nora Papenberg, Herbert Liebscher, Christoph Beil, Melanie Dalamasso und Rudolf Estermann kurz vor sechs Uhr abends hier ein. Es war ein heißer Tag, schon die Wochen zuvor war es sehr warm gewesen. Die fünf waren erschöpft, aber gut gelaunt und hochmotiviert, den Cache zu finden. Nora zeigte ihnen alle die Winkel und Nischen und Bäume, an denen sie schon vergeblich gesucht hatte, darunter auch den Brunnenverschlag, der als Erstes ins Auge sprang. Sie lachten. Dalamasso holte Jausenpakete heraus, verteilte Apfelspalten und Salzstangen an die anderen. Soweit bewegen wir uns auf sicherem Boden, das haben sie alle einhellig berichtet. Leuchten Sie ein Stück weiter nach links.»
    Sie tat, was er sagte, doch da war nichts als dichtes Gestrüpp, Himbeerranken und die Brennnesseln, mit denen sie bereits Bekanntschaft gemacht hatte.
    «Ab jetzt weichen die Erzählungen ein wenig voneinander ab, aber Tatsache ist, jemand hatte einen gut gefüllten Flachmann mit. Beil sagte, es war Estermann, Estermann behauptete, es war Beil. Einig

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