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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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gefunden haben. Einer muss Ihnen wenigstens ein bisschen über die anderen erzählt haben. Das war Herbert Liebscher, nicht? Er war so dumm, nicht aus der Cacherszene auszusteigen und … haben Sie ihn kontaktiert?»
    «Ja. Angemailt, über seinen Geocacher-Account. Descartes, was für ein Scherz. Ich sagte ihm, ich sei neu registriert und würde gern mit einem alten Hasen meine ersten Touren unternehmen. Wir seien beide aus Salzburg und sein Nickname lasse darauf schließen, dass er ein intelligenter Mensch sei. Er hat sofort angebissen.»
    Und Sie haben sich Zeit gelassen, ihn in Sicherheit gewiegt … sieben Caches lang
.
    «Haben Sie ihn niedergeschlagen, um ihn hierherzubringen? Oder ihn medikamentös betäubt?»
    «Letzteres. Wie bei Ihnen. Ich wollte, dass sein Kopf heil bleibt, wollte alle seine Erinnerungen an diesen zwölften Juli, alle Namen.»
    Das Kaleidoskop war zum Stillstand gekommen, das Bild war jetzt deutlich. «Aber damit gab es ein Problem. Er kannte die anderen gar nicht», tastete Beatrice sich weiter. «Er kannte nur – Nora Papenberg.»
    In Sigarts Augen lag echte Anerkennung. «Bravo. Exakt so war es. Die beiden hatten auf einem Cachertreffen vereinbart, sich diese Tour gemeinsam vorzunehmen. Eine ziemliche Strecke, und dann waren sie auch noch erfolglos. Sie waren schon wieder auf halbem Weg zurück, als die anderen drei auftauchten, mit dem GPS -Gerät in der Hand. Gemeinsam sind sie zurückgegangen. Wenig Zeit, sich auszutauschen. Wenn Namen fallen, merkt man sie sich kaum.»
    Aber Liebscher hatte Papenberg gekannt, zumindest ihren Mädchennamen, und vielleicht auch gewusst, in welcher Agentur sie arbeitete. Er hatte es Sigart verraten, voller Angst, wahrscheinlich schreiend vor Schmerzen … und dann hatte Sigart sich Nora geholt. Unter einem Vorwand in der Agentur angerufen, ihren aktuellen Namen erfahren und vielleicht sogar ihre Handynummer. Das alles war nicht schwierig; wenn er geschickt gewesen war, mochte es ihn zwanzig Minuten gekostet haben.
    Die Fotos vom Agenturtreffen standen ihr noch deutlich vor Augen. Noras erschrockene Miene, als die Vergangenheit per Handy wieder lebendig wurde.
    «Was haben Sie ihr gesagt, damals am Telefon?»
    «Dass ich von Herbert Liebscher wusste, was am zwölften Juli vor fünf Jahren passiert war. Dass ich auch wüsste, welche Rolle sie bei der Sache gespielt hat. Dass ich den Mund halten würde, wenn ich dafür 10 000  Euro von ihr bekäme. Das sei eine sehr bescheidene Summe dafür, dass sie weiterhin alles verdrängen dürfe. Falls nicht, hätte ich kein Problem, die Beweise an ihren Mann und ihren Chef zu schicken – und natürlich an die Polizei.»
    «Und sie?»
    «Versuchte, mich zu beschwichtigen. Sie hätte keine 10 000  Euro, und sie glaube nicht, dass es Beweise gäbe, denn sie hätte auch gar nichts getan. Wir haben einen Treffpunkt verabredet, und sie ist erschienen.» Er zuckte mit den Schultern. «Sie hatte so große Angst, all das zu verlieren, was sie sich aufgebaut hatte. Ich sagte ihr, ich könne das verstehen, der Verlust sei hundertmal schlimmer, als sie es sich ausmale. Als sie bewusstlos war, nahm ich ihr Auto, um sie herzubringen.»
    Einfach so. Beatrice atmete tief ein und spürte ein Stechen in den Muskeln ihrer rechten Schulter.
    «War das hier das Gefängnis für Ihre Opfer?», fragte sie. «Die ganze Zeit über, während Sie in Ihrer Wohnung waren oder bei Ihrer Therapeutin?»
    «Ein besseres hätte ich nicht finden können. Die Steinmauern schlucken jeden Schrei, jeden Hilferuf. Und selbst wenn nicht – hierher verirrt sich nur selten jemand. Früher gab es zwei Höfe, nur ein paar hundert Meter entfernt.»
    «Die auch abgebrannt sind, damals.» Beatrice erinnerte sich, es in der Akte gelesen zu haben. Keine Todesopfer, aber ein enormer Sachschaden.
    «Nora», fuhr sie fort. «Die Rätsel, die wir gefunden haben, waren in ihrer Handschrift verfasst.»
    Sigart zuckte die Schultern. «Sie war Texterin. Ich mochte es, wie sie formulierte. Man konnte das Geheimnis zwischen den Worten spüren. Sie wusste auch das meiste über die anderen drei – Frauen merken sich so etwas viel besser als Männer. Zwei Tage lang haben wir intensives Brainstorming betrieben, zu dritt. Liebscher war zu wenig nutze, außer als Druckmittel für Nora.»
    Sie schluckte. «Haben Sie ihm deshalb ein Ohr abgeschnitten?»
    «Es hat die Sache beschleunigt. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an das Muttermal und die Schubert-Messe. Man

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