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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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erzählt sich doch das eine oder andere, wenn man eine Stunde gemeinsam wandert.»
    An ein Muttermal. Ein frisch einstudiertes Chorstück. An eine launig hingeworfene Bemerkung über den ungeliebten Beruf und den Namen eines der Söhne. Im Geiste ging Beatrice die Briefe durch, auch den, der auf Sigart hinwies. Ein Verlierer.
    «Sie selbst zu finden haben Sie uns sehr leicht gemacht.»
    «Wozu Zeit verschwenden? Ich war gespannt auf Sie, Beatrice. Und schon bei unserem ersten Treffen haben Sie mir etwas geschenkt, indem Sie mich gefragt haben, ob ich Christoph Beil kenne. Ich war Ihnen schon vorher gefolgt, als Sie ihn in seinem Haus befragten. Am nächsten Morgen ging ich in seiner Straße auf und ab, wartete, bis er aus der Tür kam, und bat ihn um eine Auskunft, doch ich konnte kein Muttermal bei ihm entdecken. Ich war unsicher, doch als Sie den Namen erwähnten, wusste ich, dass Sie alles überprüft hatten und er der Richtige war. Damit hatte ich die dritte Person identifiziert.»
    Wir haben die Arbeit für ihn erledigt. Die Opfer gesucht
. Allerdings …
    «Was war mit Estermann? Ihn haben wir nicht gefunden, die Angaben waren zu wenig spezifisch – nein, warten Sie. Natürlich. Beil kannte seinen Namen.»
    Sigarts Blick wanderte zu dem Haken, an dem die Schlinge gehangen hatte. «Christoph Beil hat die meisten Lücken gefüllt, die Papenberg und Liebscher noch offengelassen hatten. Er war lose mit Estermann bekannt. Hatte auf zwei oder drei Event-Caches ein Bier mit ihm getrunken. Die beiden haben telefoniert, nachdem Beil von Ihnen befragt worden war, in gewisser Weise war Estermann also gewarnt. Allerdings nur vor der Polizei, nicht vor mir.» Gedankenverloren begann Sigart, an seinem Verband zu zupfen. «Beil hat zum Schluss recht detailliert mit mir über alles gesprochen, was passiert ist.»
    «Sie haben versucht, ihn zu hängen, nicht wahr?»
    «Ihn hochgezogen und wieder runtergelassen. Ich war nie sadistisch veranlagt, ich fand es nicht schön, falls Sie das glauben sollten.»
    «Woher stammten die Schürfwunden an seinen Schenkeln?»
    Sigart lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Mit dem Lauf der Pistole fuhr er über das vernarbte Gewebe auf seinem linken Unterarm. «Er behauptete, den Schlüssel noch nie gesehen zu haben. Da habe ich die beiden miteinander bekannt gemacht.» Er legte eine merkwürdige kleine Pause ein, als müsse er überlegen, ob an dieser Stelle ein Lachen angebracht war. «Er hat seine Frau sehr geliebt, wussten Sie das? Geliebt und betrogen, aber das müssen Sie ihr nicht verraten.»
    Sie begriff nicht, worauf er hinauswollte. Er hat seine Frau geliebt? «Deshalb Tod durch Herzstich? Haben Sie allen Ihren Opfern ein so sinniges Ende verschafft?»
    «Gewissermaßen.»
    Ganz von alleine und mehr als unerwünscht stellte sich die Erinnerung an Rudolf Estermanns Leiche ein, und Beatrice frage sich, ob er auf demselben Stuhl gesessen hatte wie sie jetzt, als ihm Flusssäure ins Auge geträufelt worden war.
    «Warum dann Säure bei Estermann?», fragte sie leise.
    Hatte Sigart sie nicht gehört? Er sah an ihr vorbei, auf den Boden, mit starrem Gesicht.
    «Weil er brennen sollte», sagte er schließlich. «Von innen. Was er auch getan hat.»
    Die Schlüsselfigur. «Hat er die Hütte abgeschlossen?»
    Sigart antwortete nicht. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, starb Estermann gerade ein weiteres Mal, vor seinen Augen.
    «Was ist mit Melanie Dalamasso?» Vielleicht würde dieser Name ihn zum Weitersprechen bringen. «Sie ist schwerkrank, und das wissen Sie. Eine Zerrissene. Was hätten Sie mit ihr gemacht, sie in mehrere Stücke zerteilt?»
    Wo auch immer er in Gedanken gewesen war, das letzte Wort holte Sigart wieder in die Gegenwart zurück. «Zerteilt habe ich nur mich selbst.» Er hob die verstümmelte Hand. «Melanie Dalamasso hätte ich nicht getötet. Ich hatte nicht vor, ihr auch nur ein Haar zu krümmen.»
    «Weil sie bereits durch ihre Krankheit gestraft ist?»
    «Falsch.» Er seufzte. «Tun Sie das nicht, Beatrice. Keine unausgereiften Vermutungen. Bleiben Sie auf sicherem Boden.»
    Wurde er ungeduldig? Das war schlecht, sie brauchte Zeit, das Gespräch konnte die ganze Nacht dauern, wenn sie es richtig anstellte. Ihr Gedächtnis griff nach dem ersten Fetzen Gewissheit, den es finden konnte. «Nora Papenberg hatte Herbert Liebschers Blut an sich. Sie haben sie gezwungen, ihn zu töten? Und ihn …» Ihr Blick zuckte zu der Stelle, an der vor wenigen Tagen noch die

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