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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Drasche. «Wieder Leichenteile. Dann lasst uns mal hoffen, dass sie nicht von einem neuen Toten stammen. Wenn es wenigstens nicht so lange dauern würde, bis die genetischen Tests –»
    Das Klingeln von Beatrices Handy fuhr mitten durch Drasches Satz. Sie holte das Gerät aus ihrer Tasche, im ersten Moment erstaunt darüber, dass sie hier überhaupt Empfang hatte. Die Nummer war ihr völlig unbekannt. Immerhin war es nicht die Schule. Und auch nicht Achim.
    «Kaspary.»
    «Ich … ich habe Ihre Karte gefunden. Ihre Visitenkarte.» Die Stimme einer Frau. Ihre Worte stolperten übereinander, sie klang atemlos.
    «Wer spricht denn?»
    «Beil. Vera Beil. Sie waren am Sonntag bei uns im Garten.»
    «Das ist richtig. Was kann ich für Sie tun, Frau Beil?»
    Ein zitterndes Einatmen. «Christoph ist verschwunden. Seit gestern Abend. Er sagte, er wolle nur kurz weg, aber er ist die ganze Nacht nicht wiedergekommen und … und ich kann ihn auch nicht auf dem Handy erreichen.»
    «Ich verstehe.»
    «Ich habe riesige Angst, dass etwas passiert ist.» Die Stimme der Frau überschlug sich beinahe. «Er ist so verlässlich, er meldet sich immer, wenn er sich verspätet.»
    Die Verbindung wurde schlechter. «Ich komme zu Ihnen, Frau Beil, okay?», beeilte Beatrice sich zu sagen. «Es wird vielleicht eine Stunde oder sogar ein wenig länger dauern, aber ich mache mich sofort auf den Weg. Sind Sie zu Hause?»
    «Ja. Danke.»
    Beatrice legte auf. «Beil ist fort. Das war seine Frau, ich fahre hin.»
    «Ich komme mit», sagte Florin sofort. «Gerd, beeil dich bitte mit der Untersuchung des Behälters. Wir brauchen so schnell wie möglich Fotos der Briefe, es sind hundertprozentig wieder welche drin.»
    Auf dem steilen Anstieg zur Mühle hinauf sprachen sie nicht viel. Beatrice musste ständig an den Augenblick denken, in dem sie Christoph Beil das Foto gezeigt hatte. Das Zucken, das durch seinen Körper gegangen war, ging ihr nicht aus dem Kopf.
    Wenn ich bloß nicht lockergelassen hätte. Wenn ich ihn sofort festgenagelt hätte. Wenn …
    Innerlich schlug sie sich auf die Finger. Das alte Wenn-Spiel brachte sie nicht weiter, sondern nur um den Verstand. Die Zeit ließ sich nicht zurückdrehen. Die Vergangenheit nicht korrigieren.
    Sonst stünde ich heute nicht hier, dachte sie.
     
    «Er hat sich merkwürdig benommen, schon den ganzen Sonntagabend.» Die Tischdecke, auf der Vera Beils ineinander verschränkte Hände lagen, war aus Plastik. Braune und gelbe Blumen stritten um die farbliche Vorherrschaft und erstickten das unter ihnen befindliche trübe Weiß.
    «Wann hat das begonnen? Erst nachdem wir fort waren?»
    «Ja. Ich habe ihn gefragt, was denn los war und worüber er mit Ihnen gesprochen hat, aber er meinte, es sei nichts Wichtiges gewesen. Sie hätten ihn mit einem Zeugen verwechselt.» Der Blick der Frau verdunkelte sich. «Ich habe gespürt, dass er mir nicht die Wahrheit sagt. Dabei lügt er mich sonst nie an.»
    «Ich verstehe», sagte Florin. Er hatte den beschwichtigenden, verständnisvollen Part übernommen und überließ es Beatrice, die Fragen zu stellen. «Dann hat ihn unser Erscheinen also beunruhigt.»
    «Ja, so könnte man es ausdrücken.»
    «Was genau hat Ihr Mann denn am Sonntag noch gemacht? Hat er jemanden getroffen? Oder telefoniert?»
    Vera Beil überlegte und fuhr dabei mit dem rechten Zeigefinger eine braune Blumenranke entlang. «Nein, er war die meiste Zeit im Schlafzimmer, obwohl er eigentlich vorgehabt hatte, sich den Krimi anzusehen. Vielleicht hat er telefoniert, ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall hat er schlecht geschlafen, er ist in der Nacht mindestens vier Mal aufgestanden.»
    «Wie war es dann am Montag? Seit wann, sagen Sie, ist er verschwunden?»
    «Also, zuerst ist er ganz normal zur Arbeit gegangen, aber schon um ein Uhr wieder heimgekommen – da ging es ihm richtig schlecht. Er hat sich hingelegt und ein wenig geschlafen, aber dann, ungefähr um sieben Uhr abends, bekam er einen Anruf und ist davongestürmt. Ja, ich glaube, das kann man so sagen. Richtiggehend zum Auto gerannt.
Dauert nicht lang
, hat er gerufen, sonst nichts.»
    Ein Anruf. Sie wechselten einen kurzen Blick, und Beatrice zog die Papenberg-Fotos aus ihrer Tasche.
    «Wir werden tun, was wir können, um Ihren Mann schnell zu finden», sagte sie. «Könnten Sie sich für uns diese Bilder ansehen und uns sagen, ob Sie die Frau darauf erkennen?»
    Vera Beil nahm das Papiertaschentuch, das Florin ihr reichte, und

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