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Fünf

Fünf

Titel: Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Poznanski
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Tür verschlossen gewesen, wie sich bei der Untersuchung zeigte.
    Sigart erstattete Anzeige gegen sich selbst, er allein hätte den Tod seiner Familie zu verantworten, einen Anwalt lehnte er ab. Doch natürlich war ihm – bei aller Tragik der Umstände – keine Schuld an dem Geschehen zu geben. In dem psychologischen Gutachten, dessen Zusammenfassung der Akte beilag, war von einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung die Rede, von hoher Suizidgefahr. Er bekam therapeutische Hilfe, die er offenbar bis heute in Anspruch nahm.
    Beatrice verstaute die Unterlagen in ihrer Tasche und ging auf den Balkon. Durchatmen. Der Himmel war sternenklar und die Luft kühl, sie prickelte auf ihren bloßen Armen.
    Warum führte der Owner sie zu Bernd Sigart? Worauf wollte er sie damit hinweisen? Konnte es sein …
    Sie setzte sich und barg das Gesicht in den Händen, um besser nachdenken zu können. War es möglich, dass der Owner sie mit der Nase auf eine seiner eigenen Taten stoßen wollte? Seht mal, was ich gemacht habe, und ihr habt mich nicht erwischt!
    Doch das Feuer war nicht durch Brandstiftung entstanden. Es war ein Unglück gewesen, wie es in heißen Sommern manchmal passierte. Wollte er es sich trotzdem auf seine Fahnen schreiben? Aufmerksamkeit heischen? Oder, wie Florin vermutete, nur die Polizei verwirren?
    Vielleicht würden sie morgen mehr wissen. Der Name der Straße, in der Sigart wohnte, hatte ihnen neue Koordinaten geliefert. Beatrice stöpselte das Telefon aus, das Handy ließ sie jedoch an. Sie nahm es mit ins Schlafzimmer und legte es auf ihren Nachttisch.
     
    Doch die Nacht verlief ruhig. Nur in ihren Träumen lief Beatrice durch einen brennenden Wald, zu den Klängen des
Stabat Mater
.

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    N47°48.022 E013°10.910
     
    Der Wasserfall stürzte gut zwanzig Meter in die Tiefe, traf auf ein seichtes Kiesbecken und setzte seinen Weg als ruhiger, flacher Bach fort. An seiner höchsten Stelle, neben einer der vielen alten Mühlen, beugten sich Florin, Beatrice und Stefan über das GPS -Gerät.
    Theodebert
in neue Koordinaten zu übersetzen war eine Sache von Minuten gewesen, den Cache zu heben würde schwieriger werden, denn das Navigationsgerät wies auf die Felsen rund um den Wasserfall.
    «Er könnte in der Mühle versteckt sein, aber dann wären die Angaben extrem ungenau», überlegte Stefan. Sie einigten sich darauf, den Weg zum Bach hinunterzuklettern. Drasche mit seinem Spurensicherungskoffer hielt sich dicht hinter ihnen und machte aus seiner schlechten Laune keinen Hehl. Dass er nicht mit dem Auto bis direkt zum Fundort fahren konnte, empfand er sichtlich als persönliche Beleidigung.
    Sie waren völlig allein hier im Wald. An den Wochenenden waren die Mühlen und der Wasserfall ein beliebtes Ausflugsziel, doch heute teilten sie die herrliche Umgebung nur mit Vögeln und Insekten.
    Von unten wirkten die herabstürzenden Wassermassen noch beeindruckender. Beatrice bedauerte aus vollem Herzen, dass der Eindruck vermutlich gleich von etwas ganz anderem überlagert werden würde.
    «Ein Stück weiter rechts.» Stefan deutete auf die Felswand. Daran schmiegte sich ein steiler, etwa vier Meter hoher Hügel, nur spärlich mit Bäumen bewachsen. «Jemand von uns sollte dort hinaufklettern, die Koordinaten müssten hinkommen.»
    Drasche spähte hoch. «Es hat nur einer von uns da oben Platz, und das bin ich. Gebt mir das GPS .» Ebner stützte ihn von hinten, reichte ihm das Navigationsgerät und den Fotoapparat hinauf und wartete auf weitere Anweisungen.
    Wieder begleitete ein Rauschen ihre Suche; auch wenn es diesmal nicht von der Autobahn kam, war es mindestens ebenso beherrschend. Beatrice fragte sich, ob dahinter System steckte.
    «Ich hab ihn», hörte sie Drasche rufen. «Ist aber kleiner als die letzten.» Der Cache hatte sich in einer Felsnische befunden, verdeckt von hartstieligen Pflanzen mit knotigen Blüten. Drasche schoss Fotos in situ und machte sich dann mit dem Kunststoffbehälter zwischen den behandschuhten Fingern an den rutschigen Abstieg.
    Der Behälter war diesmal kaum größer als eine Zigarettenschachtel, und der Inhalt passte nur mit Mühe und Not hinein. Er war gegen den transparenten Deckel gepresst und zeichnete sich deutlich ab.
    Unverkennbar, worum es sich handelte: ein Ohr, vermutlich sogar zwei, wenn sie übereinanderlagen. Beatrice ertappte sich bei dem unwillkürlichen Versuch, Details zu erkennen, und wandte sich ab.
     
    «Fuck», entfuhr es

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