Fuer alle Faelle Emma
Reichert lächelte. »Das klingt ja interessant. Toll, was die Schüler heutzutage so alles auf die Beine stellen! Das hätte meinem Klaus-Dieter bestimmt gefallen. Auf welche Schule geht ihr denn?«
»Auf die Friedensschule«, antwortete ich, weil Mona immer noch an ihrem Keks kaute.
Frau Reicherts Augen leuchteten auf. »Da ist unser Klaus auch hingegangen.«
»Ihr Mann war auf der Friedensschule?«, fragte ich verwirrt. »Ich wusste gar nicht, dass es die Schule schon so lange gibt ...«
Frau Reichert lachte. »Nein, nein, doch nicht Klaus-Dieter! Klaus – unser Sohn – ist auf die Friedensschule gegangen. Er hat sogar Abitur gemacht«, fügte Frau Reichert stolz hinzu.
»Sie haben einen Sohn, der Klaus Reichert heißt?«, fragte ich verblüfft.
Frau Reichert nickte. »Ich sehe ihn noch vor mir, wie er an seinem ersten Schultag mit dem Tornister auf dem Rücken in die Schule marschiert ist. Und heute ist er fünfundvierzig Jahre alt und arbeitet als Stadtplaner bei der Stadtverwaltung. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht ...«
»Heißt das, Ihr Sohn ist Architekt?«, fragte Mona aufgeregt.
»Allerdings«, antwortete die alte Dame stolz. »Er ist der Erste aus unserer Familie, der studiert hat. Unser Klaus ist ein ganz Schlauer!«
Ich sah Mona an. Ihre Augen leuchteten, und ich wusste, dass sie dasselbe dachte wie ich: Wir waren endlich auf der richtigen Spur! Name, Alter, Beruf – es passte einfach alles!
»Wo wohnt Ihr Sohn denn?«, wollte ich wissen. »Vielleicht könnten wir ihn ja für unser Schulprojekt interviewen.«
»Da würde er sich bestimmt freuen! Er wohnt allerdings etwas außerhalb, in Heckenstedt.« Frau Reichert machte ein bekümmertes Gesicht. »Seitdem sehen wir uns leider nicht mehr so oft.« Sie seufzte. »Er ist eben ein viel beschäftigter Mann.«
Ich trank meinen Tee aus und stand auf. »Vielen Dank, Sie haben uns wirklich sehr geholfen!«
»Wollt ihr etwa schon gehen?«, fragte Frau Reichert enttäuscht. »Das ist aber schade.«
»Wir können ja ein andermal wiederkommen«, sagte Mona.
Frau Reichert stand auf und drückte jedem von uns noch einen Keks in die Hand. »Hier, eine kleine Wegzehrung, damit ihr auf dem Nachhauseweg nicht verhungert.«
Ich steckte den Keks schnell in meine Jackentasche und machte, dass ich aus dem Wohnzimmer kam. Die Porzellanhunde sahen mir mit starren Augen nach.
18. Kapitel
Undercover in
Heckenstedt
astian und ich hatten schon seit Tagen nicht mehr miteinander gesprochen. Eigentlich hatte ich ja gehofft, dass er schrecklich eifersüchtig werden und irgendetwas unternehmen würde, nachdem er mich zusammen mit Daniel gesehen hatte. Aber da konnte ich wahrscheinlich lange warten. In der Schule sah ich ihn kaum noch, und beim Schwimmtraining tat er so, als würden wir uns nicht kennen. Ganz schön ätzend. Ich hatte das dumme Gefühl, dass diese Eifersuchtsnummer im wirklichen Leben nicht so richtig funktionierte. Schöner Mist!
Als ich Bastian am Freitagmorgen auf dem Schulhof sah, wollte ich erst einfach vorbeigehen. Aber dann liefen meine Füße ganz von alleine zu ihm hinüber. Von seinen Freunden war zum Glück weit und breit nichts zu sehen.
»Hallo«, sagte ich. »Wie geht's denn so?«
»Ganz gut. Und dir?«
»Auch. Wir haben uns ziemlich lange nicht gesehen, oder?«
Bastian zuckte mit den Schultern und starrte zu Boden. »Kann schon sein.« Er warf mir einen schnellen Blick zu. »Aber du hast dich ja trotzdem nicht gelangweilt, oder?« Seine Stimme klang eiskalt.
Ich schluckte. »Was soll das denn heißen?«
Bastian zuckte wieder mit den Schultern. »Ich hab dich mit diesem Typen gesehen, diesem Daniel. Mit dem hängst du ja jetzt ständig herum.«
»Bist du etwa eifersüchtig?«, fragte ich hoffnungsvoll. Vielleicht hatte mein Plan ja doch funktioniert!
Aber Bastian schüttelte heftig den Kopf. »Quatsch! Ist mir doch egal, mit wem du Eis essen gehst. Wenn du dich neuerdings unbedingt mit solchen Blassbirnen abgeben willst – bitte.«
»Daniel ist keine Blassbirne!«
»Ach nein? Das klang vor einer Weile aber noch ganz anders.«
»Da kannte ich Daniel eben noch nicht richtig. Eigentlich ist er ganz nett ...«
»Aha – ihr habt euch inzwischen also näher kennengelernt. Ich verstehe. Mal wieder ein neues Kussprojekt, was?« Ein schmieriges Grinsen erschien auf seinem Gesicht, und ich hätte ihm am liebsten eine gescheuert.
»Gar nichts verstehst du, du Idiot!«, zischte ich. »Daniel hat wenigstens kein
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