Fuer den Rest des Lebens
getroffen zu sein schien und nun auf den Zauber wartete, der es von dem Fluch befreite, damit seine Mutter zum Leben und zu ihm zurückkam. Letztlich kam der Zauber, nach zwei Jahren, jedoch in der Gestalt eines neuen Babys, das es ohne Anstrengung schaffte, das Herz seiner Mutter von der Qual zu befreien und ihr Herz mit Liebe zu füllen, etwas, wobei sie, die Erstgeborene, versagt hatte, deshalb war der Überfluss an Liebe nicht für sie bestimmt, sondern für den Neuen.
Und während der ganzen Zeit wartete ihr Mann, schweigend und enttäuscht wie ihre kleine Tochter, ihr Elik, knochig und schön in seiner Fremdartigkeit, die sie gleich angezogen hatte, als er, mit anderen Jugendlichen, aus Europa in den Kibbuz gekommen war, sie hatten die bis zum Überdruss bekannte Luft mit ihrem fremden Akzent gefüllt, mit ihren unbekannten Sprachen, mit Geschichten über Schnee und Kirschen, über Wälder und Straßenbahnen, Geschichten, die bei den Erwachsenen Sehnsucht weckten, verboten wie vergiftete Bonbons, und bei den Kindern hochmütigen Spott, doch sie war fasziniert von ihnen, vor allem von ihm. Elik war eine Ausnahme, einer, der sich weigerte, sich zu assimilieren, er wanderte allein am Rand der Hauptstraße entlang, als warte er auf einen Besucher, der nie kommen würde, und erst, als sie sich schon mit ihm angefreundet hatte, erfuhr sie, dass er tatsächlich treu auf seine geliebten Eltern wartete, die ihn auf das Schiff gebracht und sich weinend von ihm verabschiedet und versprochen hatten, in drei Wochen zu ihm zu kommen, sie müssten nur die notwendigen Papiere besorgen, aber dann war ein Jahr vergangen und er hatte nichts von ihnen gehört, trotzdem wartete er sein Leben lang auf sie, weigerte sich, ohne sie erwachsen zu werden, und erst als sie ein Alter erreicht hatten, in dem sie nicht mehr am Leben sein konnten, erst als er fünfzig wurde, gab er die Hoffnung auf, und als die verzweifelte Flamme erlosch, hielt ihn kaum noch etwas auf dieser Welt, und bald darauf erkrankte er und starb.
Ist diese Geschichte wirklich wahr? Sie seufzt, bis zum letzten Moment wird sie sich Geschichten erzählen, nur sich selbst, denn bis heute interessiert sich keiner für ihre Geschichten, ist sie wirklich berechtigt, das Leben ihres Mannes in wenigen Sätzen zusammenzufassen, es für sie verständlich zu machen? Vielleicht hatte er ja nicht auf seine Eltern gewartet, sondern auf sie, und vielleicht nicht auf sie, sondern auf eine andere Frau, auf ein anderes Leben. Für ihn war es ein Unglück, in ihrem Kibbuz zu landen, für ihn war es ein Unglück, ihr in die Hände zu fallen, hell und zart aussehend, einen Kopf kleiner als sie, sie war ihn nicht wert, das wurde ihr schon bald klar, denn in ihrem Herzen wohnte noch immer ihr Vater, der jedes Anzeichen von Schwäche verachtete, und diesmal war sie es, die den hilflosen Mann auf Eisenbahnschienen über dem Abgrund balancieren ließ, ungeduldig gegen ihn, verächtlich gegen seine Sehnsucht, seine Erinnerungen, seine immer wiederkehrenden Sentimentalitäten, salzige Tropfen, die sie nicht abwischen konnte, brannten auf ihren Wangen, wenn sie unter ihm lag und ihre Schenkel zusammenpresste, sie hatte ihn immer sehr gern betrachtet, war aber vor seinen Berührungen zurückgeschreckt, den heftigen, erschrockenen Berührungen eines heranwachsenden Jungen, dankbar für einen kurzen Moment.
Er hatte ihr damals nicht helfen können, und trotzdem hatte sie es gehofft, sie kam zu ihm in die Verwaltung, sah, wie er düster mit Papieren hantierte, er hatte Jura studieren wollen, aber der Kibbuz hatte es nicht erlaubt, man hatte damals einen Buchhalter gebraucht, keinen Juristen, er schaute sie flehend an, Chemda, sogar ihren Namen konnte er nur schwer aussprechen, gleich gehen wir das Baby besuchen, die Kleine entwickelt sich so gut, und sie nickte traurig, ja, besuchen wir die arme kleine Dina. In ihrer Erinnerung verbanden sich die Geburt ihrer Tochter und der Tod ihres Vaters zu einem einzigen schweren Schlag, bis hin zu den Augenblicken, in denen sie glaubte, die Geburt ihrer Tochter sei es gewesen, die den Tod ihres Vaters verursacht hatte, nicht das Gegenteil, und manchmal sah sie, wie ihr Vater von ihr geboren wurde, während ihre Tochter wie eine Marmorstatue da lag, und wie konnte ihr Elik mit seinem verletzten Bewusstsein auch nur ein bisschen von alldem begreifen, wenn es ihm sogar schwerfiel, ihre Sprache zu verstehen? Er, der ohne ein hebräisches Wort ausgerechnet an sie
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