Fuer den Rest des Lebens
hingefallen, aber alles ist in Ordnung, Papa hat gesagt, dass alles wieder gut wird, soll ich einen Krankenwagen bestellen, wie fühlst du dich? Und Dina nickt, wie schwer es ist, zwischen Realität und Illusion zu unterscheiden, auch wenn man die gleiche Sprache spricht, schließlich sind dies Wörter der Realität: Vater, Krankenwagen, in Ordnung, trotzdem ist das innere Gefühl ein Traum, genau wie damals, als sie ihre Phantasiespiele spielte, versunken in eine Vergangenheit, die es nie gab. Man müsste eine besondere Sprache für Phantasievorstellungen haben, ebenso wie besondere Gliedmaßen für die Liebe, dieses ganze Vermischen ist ihr schon immer falsch vorgekommen, ein Durcheinander von Ausscheidungen und Liebkosungen, sie lächelt ihre Tochter mit geschlossenen Lippen an, Nizan ist so empfindlich gegen Gerüche, ein leichter Hauch von Mundgeruch kann sie dazu bringen, zurückzuweichen.
Aber warum sollte sie sich nicht in eine Vergangenheit versenken, die es gegeben hat? Das ist es doch, was sie hatten, sie beide, es war schön und befriedigend, nebeneinander sind sie gewachsen, nichts hat ihr gefehlt, die Liebe ihrer einzigen Tochter hat ihr gereicht, bis sie ihr den Rücken zukehrte, und obwohl sie die Theorien über die Notwendigkeit einer Loslösung kennt, weiß, dass dies ein Prozess ist, den die Tochter durchmachen muss, um eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln, an ihrer Liebe gibt es keinen Zweifel, die Liebe ist da, kraftvoll und lebendig, auch wenn sie sich hinter Stacheldraht versteckt - trotz alldem kann sie nicht anders, als ihr nachzutrauern, und nun, da Nizan sie auf die Wange küsst und fleht, Mamale, sag was, damit ich weiß, dass du in Ordnung bist, lächelt sie stumm, was hätte sie auch sagen können, ich war schon lange nicht mehr so in Ordnung, das heißt so glücklich wie jetzt, hier auf dem Fußboden vor dem Bett, ihr ist klar, dass ihr dieses Glück, würde sie es bekennen, sofort wieder genommen würde, und dann würde sie nicht mehr in Ordnung sein, alles andere als das, und sie umarmt ihre Tochter. So wundersam ist dieser Moment, dass sie ihn verstecken muss, wie sie ihre wenigen Schätze im Kinderhaus versteckt hat, sie muss ihn sogar vor ihrer Tochter verstecken, Fleisch von ihrem Fleisch, wie gemein, das Mädchen so zu belasten, so zu tun, als hätte sie sich wieder gefasst, um ihr Mitleid zu erwecken.
Mamale, hört sie die etwas kindliche Stimme, wach auf, sag was, ich weiß nicht, was ich tun soll, bis Papa kommt, und sie öffnet vorsichtig ein Auge und betrachtet ihre Tochter, die Haare hängen über ihr Gesicht, als sie sich über sie beugt, ihre Haut ist hell, fast durchsichtig, und ihre Augen sind weich hinter der dünnen Brille, die ihre Verletzlichkeit betont, und ihre Sorge ist so offen, dass sie sich gezwungen fühlt, sie zu beruhigen, mach dir keine Sorgen, Nizani, flüstert sie, mir geht es gut, mir war nur einen Moment schwindlig, aber es ist vorbei.
Ich habe dir Wasser gebracht, bricht es aus dem Mädchen heraus, hier, trink, ich bin so froh, dass es dir besser geht, ich bin furchtbar erschrocken, und als sie sich etwas aufrichtet und einen Schluck Wasser trinkt, meint sie, ein Geräusch aus dem Nebenzimmer zu hören, und plötzlich ist der Anblick wieder da, süß und verwirrend, wie sie umarmt auf dem schmalen Jugendbett gelegen haben, Haut an Haut, und sie fragt vorsichtig, ist er noch da? Als das Mädchen zögert, fragt sie weiter, wie heißt er? Wo hast du ihn kennengelernt? Und sofort tut es ihr leid, warum soll sie diese kostbare Gelegenheit für überflüssige Fragen vergeuden, das weiß sie doch, er heißt Noam und sie haben sich bei Schiri kennengelernt, aber Nizan setzt sich mit verschränkten Beinen neben sie, wirft ihr einen seltsamen Blick zu und fragt, wer?
Nizani, sie stößt verlegen auf, jemand war mit dir in deinem Zimmer, nicht wahr? Ich wollte hineingehen und habe euch schlafen gesehen, und Nizan schüttelt den Kopf, nein, da war niemand, und Dina hebt den Blick von ihrer Tochter zur Zimmerdecke, mitten in dem an den Rändern angesengten Lampenschirm ist die nicht angemachte Glühbirne wie die Pupille eines offenen Auges, das nichts sieht, sie schaut zu dem geschlossenen Fenster, aus dem aus irgendeinem Grund Hitze wie aus einem Ofen dringt, zum Schrank, dessen Schiebetüren aufgeschoben sind und die erstaunlich ordentlich zusammengelegten Kleidungsstücke sehen lassen, das Werk Gideons. Hilflos senkt sie den Kopf, als wäre sie vom
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