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Fuer den Rest des Lebens

Fuer den Rest des Lebens

Titel: Fuer den Rest des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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Namen wird mein Herz schwer, er schaut sich um, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe ist, dann streckt er die Hand aus und streichelt schnell über den Namen des Verstorbenen, über die Namen der Witwe und der verwaisten Kinder, und unter die Liste der Trauernden fügt er mit durchsichtigen Buchstaben, in der Geheimschrift heißer, verschwitzter Haut, seinen Namen hinzu, Avner Horowitz.
    Als er weibliche Stimmen hört, dumpfe Silben, die sich dem Tor nähern, sucht er rasch Schutz in seinem Auto, macht das Radio an und tut, als telefoniere er mit seinem nicht eingeschalteten Handy, und sein Herz klopft vor Schmerz. Die Musik aus dem Lautsprecher packt ihn wie Trauer, es ist, als strecke sie ihre mageren Arme nach ihm aus, mager wie die Arme des Toten, der jetzt einen Namen bekommen hat, in dem Moment, als er sein Leben verlor, Rafael Alon, wie mager er doch war, und wie viel Gewicht hatte seine Anwesenheit dagegen, zornig streicht er sich über die Arme, drückt das zähe Fleisch. Als Kind hat er sich oft so lange gekniffen, bis ihm die Tränen aus den Augen flossen und auf seiner Haut blaue Flecken zurückblieben, und wenn seine Mutter die Flecken erschrocken kontrollierte, behauptete er, die anderen Kinder hätten das getan, weigerte sich aber, ihre Namen zu nennen, und jetzt hört er sich stöhnen, als würden die Klänge, die das Auto erfüllen, versuchen, ihn niederzustrecken. Wie oft werden Liebende von Liebenden weggerissen, was für ein grausamer Appell vollzieht sich jeden Augenblick, während du mit deinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt bist und versuchst, die kleinsten Details in den Griff zu bekommen. Sie sind aus dem Haus gekommen und gehen jetzt an deinem Fenster vorbei, zwei nicht mehr ganz junge Frauen, vermutlich Freundinnen der Witwe, Elischewa, und schon fährt ihr Auto los, beleuchtet dich kurz und entfernt sich, bestimmt sagen sie, wie wird sie bloß ohne ihn zurechtkommen, und wie schön hat sie ihn gepflegt, und die Kinder sind noch so jung, wie traurig, und er stellt sich vor, wie sie zwischen den Trauergästen sitzt, aufrecht und edel, schöner als ihre Freundinnen, vielleicht wischt sie sich mit dem Rand ihrer Bluse eine Träne ab und einen Moment lang ist die glatte Haut ihres Bauchs zu sehen, er sehnt sich so sehr danach, sie wiederzusehen, dass er aussteigt und um das Haus herumgehen will, in der Hoffnung, durch die verschlossene Tür vielleicht ihre Stimme zu hören.
    Aus dem benachbarten Garten ist Hundegebell zu hören, vielleicht auch aus ihrem Garten, in solchen Vierteln kannst du dich nicht sicher fühlen ohne Hund, aber du kannst dich auch nicht sicher fühlen wegen der Hunde, vielleicht ist euer belebtes Viertel wirklich vorzuziehen, und wieder trifft dich Scheinwerferlicht, und du tust, als würdest du schnell die Straße hinauflaufen, links erstreckt sich ein dunkler Wadi, aus dem ein Geruch nach schnellem Verwelken aufsteigt, nach Pflanzen, die von der Sonne besiegt wurden, fast so scharf wie der Blütenduft, den der Wadi im kurzen Frühling verströmt.
    Hinter dem dünnen Stamm eines Granatapfelbaums versteckt, beobachtet er die Ankunft der neuen Kondolenzbesucher, die aus dem Auto steigen, junge Leute, vermutlich Freunde der Kinder, ein Mädchen weint laut, ist sie die beste Freundin der Tochter? Aus der Ferne dringt der Lärm der Stadt an sein Ohr, doch der Wadi ist tief und anziehend, in ihm scheinen andere Gesetze zu herrschen, er nähert sich dem Rand, setzt sich auf einen warmen Stein, Wellen von Trauer zerplatzen auf seinem Rücken, er schwankt, schlägt die Hände vors Gesicht und stößt einen tiefen Seufzer aus.
    Was für eine Tragödie, er war keine fünfzig Jahre alt, hört er jemanden hinter sich sagen, und einen Moment lang kommt es ihm vor, als ginge es um ihn, er wendet das Gesicht zu einer schweren Frau mit wilden, rot gefärbten Haaren, in einer weiten Tunika über einer Flatterhose, in der Hand eine Leine, und sie sagt, halb fragend, halb feststellend, Sie sind auch von der Fakultät, und als er zögernd nickt, fragt sie, sind Sie schon im Haus gewesen?
    Nein, ich werde ein andermal kommen, murmelt er, ich stehe der Familie nicht nah genug, um am ersten Tag hinzugehen, und sie sagt, es ist nicht der erste Tag, die Beerdigung ist verschoben worden, weil es etwas gedauert hat, den Sohn in Südamerika zu finden, und Avner gelingt es nicht, sein Erstaunen zu verbergen, wirklich? Wann ist er denn gestorben?, und sie sagt, vor genau einer Woche, am

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