Fuer den Rest des Lebens
vergangenen Montag, ihr seid dort an der Fakultät wirklich nicht auf dem Laufenden.
Nein, ich bin heute erst aus dem Ausland zurückgekommen, ich war nicht hier, stößt er schnell aus, während er überlegt, am vergangenen Montag hat er ihn doch gesehen, hat er tatsächlich am selben Tag sein Leben ausgehaucht, oder ist von einem ganz anderen Mann die Rede, einem, der ebenfalls ein goldfarbenes Auto besessen hat? Die Stadt ist groß und übervoll, auch voller Toter. Wenn es Ihnen schwerfällt, kann ich mit Ihnen hineingehen, schlägt die Frau vor, ich gehe jeden Tag hin und bringe Kuchen oder einen Auflauf, heute habe ich es noch nicht geschafft, sie stößt einen schrillen Pfiff aus, und aus dem Wadi kommt ein schwarzer Hund heraufgerannt, groß wie ein Schakal, und fletscht vor Avner die Zähne, sodass er erschrocken stehen bleibt.
Alles in Ordnung, Casanova, beruhigt euch beide, sagt sie, als wären sie zwei streitende Brüder, und kichert, während sie die Leine am Halsband festmacht, er tut nichts und Sie tun ihm auch nichts, hoffe ich, los, gehen wir, und Avner weicht vor ihrer Art zurück, bestimmt ist sie in einem Kibbuz geboren, sie erinnert ihn ein bisschen an seine Frau in ihrer grobschlächtigen Art, er hat das Gefühl, als würde sie ihn ebenfalls an einem Halsband hinterherziehen, an seinem Auto vorbei, er könnte sich noch immer aus ihrem Griff befreien, ein Wort des Dankes ausstoßen und von hier verschwinden, bevor er sich offenbart, aber er wartet gehorsam neben ihr, bis die Tür aufgemacht wird, korrigiert sein Aussehen, stopft das Hemd in die Hose, streicht sich die Haare glatt. Und was, wenn sie ihn erkennt, was kann er sagen und wie kann er seine Anwesenheit erklären? Ein Schauer läuft ihm über den Rücken, als er hinter der rothaarigen Nachbarin und ihrem furchteinflößenden Hund den Pfad zur Haustür entlanggeht, vorbei an blühenden Jasminsträuchern, die einen süßen, betäubenden Duft verströmen.
Aber vielleicht handelt es sich ja um einen anderen Mann, um eine andere Familie, vielleicht lebt jener Mann noch durch die Kraft der gegenseitigen Liebe, der Liebe, die er gibt, und der Liebe, die er empfängt, seine Frau hat doch ausdrücklich zu ihm gesagt, gleich wirst du dich besser fühlen, und schon konzentriert er sich auf diese Hoffnung, doch dann, in dem Wohnzimmer voller Menschen, entdeckt er auf dem Tisch sofort das Bild des Verstorbenen, erkennt das feine Lächeln, das ihm bestätigt, dass er am richtigen Ort angekommen ist, dass er auf die richtige Trauer trifft.
Es ist also am selben Tag passiert, er hat ihn an seinem letzten Tag gesehen, ein bewegungsloser Tanz, ein lautloses Lied, und seine merkwürdige Sucherei in der Stadt, um ihn wiederzusehen, hat nach seinem Tod stattgefunden, er lehnt sich an die Wand und lässt zu, dass die Nachbarin ihm ihren Schutz entzieht und ein lebhaftes Gespräch mit einer kleingewachsenen Frau mit kurzen, karottenfarbenen Haaren und einem harten, vierkantigen und müden Gesicht beginnt, und mit einer wachsenden Spannung, die ihm von seinen Auftritten vor Gericht her vertraut ist, schaut er sich um und sucht sie, ihre edle Silhouette, das blasse, von schwarzen Haaren umrahmte Gesicht, mach dir keine Sorgen, gleich wirst du dich besser fühlen, hat sie ihm versprochen, hat sie damit seinen nahen Tod gemeint?, und ausgerechnet er hat dieses Versprechen gehört, ausgerechnet er hat mit ihnen ihre letzten gemeinsamen Stunden geteilt, ein zufälliger Zeuge ihrer Liebe, oder war es kein Zufall?
Weil er sie nirgends entdeckt, späht er die Treppe hinauf zum ersten Stock, vielleicht ist sie hinaufgegangen, um sich auszuruhen, sein Blick wandert über die Stufen, die vermutlich zu den Schlafzimmern führen, verweilt einen Moment auf dem Fußboden, der in blassen Pastellfarben gestrichen ist, und wieder blickt er sich um, betrachtet die hellen Sofas, die großen Fenster zum Garten, und dann wagt er es, die Versammelten anzuschauen, die in kleinen Gruppen zusammensitzen, sie sind etwa in seinem Alter, nur dass ihn keiner erkennen wird, sein Blick gleitet über das Gesicht der Nachbarin, er senkt sofort die Augen, aber zu seinem Schrecken erinnert sie sich bereits an ihn. Ich habe dir ein Findelkind mitgebracht, Elischewa, sagt sie scherzend zu der Frau mit den kurz geschnittenen Haaren und deutet auf ihn, er ist von der Fakultät, ich habe ihn draußen aufgegabelt, er hat sich nicht getraut, einzutreten, und er findet sich selbst, wie er erschauernd
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