Fuer dich mein Glueck
angerufen. Sie sagte, dass es ihr heute sehr schwerfiele, zu essen.“
„Und warum hat sie dich dann angerufen?“ Sonnet sah ihn verblüfft an.
„Weil ich etwas habe, das ihr vielleicht helfen kann.“ Er holte eine kleine Plastiktüte aus seiner Hosentasche.“
„Oh mein Gott.“ Entsetzt trat Sonnet einen Schritt zurück. „Ist das etwa Haschisch? Wo um alles in der Welt hast du Haschisch her?“
„Das ist gutes Zeug. Mach dir keine Sorgen.“
„Das war nicht meine Frage.“
„Lass uns doch erst einmal sehen, ob es deiner Mutter hilft.“
Sonnet hatte vor Wochen mit Orlando darüber gescherzt, aber das hier war eindeutig kein Witz. „Wag es ja nicht.“
„Hast du eine bessere Idee?“
„Hat sie dich nach Gras gefragt? Sie kann jederzeit ein Rezept von ihrem Arzt bekommen.“
„Klar, aber sie hat mich angerufen.“
„Und warum sollte sie das tun? Bist du ein Kiffer, und ich bin die Einzige, die es nicht weiß?“
„Jetzt halt mal die Luft an“, erwiderte er genervt. „So gut solltest du mich kennen und deine Mom übrigens auch.“
„Wieso hast du dann einen Beutel Gras bei dir?“
„Weil ich gewisse Leute kenne.“
„Das ist doch lächerlich.“
„Nina ist übel, und sie kann nichts essen. Selbst einer ihrer Ärzte hat gesagt, dass Marihuana ihr vielleicht helfen kann. Nina wollte das eigentlich nicht, aber jetzt ist sie an einem Punkt angelangt, an dem sie alles ausprobieren will, was dem Baby nicht schadet. Also entschuldige mich bitte, ich will sie nicht unnötig lange warten lassen.“ Er schob sich an Sonnet vorbei und ging ins Haus.
„Ich will damit nichts zu tun haben“, rief Sonnet wütend und rannte runter zum See. Sie wollte einfach nur weg. In die Dunkelheit. Im Hinterkopf fragte sie sich, warum sie wegen des Haschischs so ausflippte. Und sie musste zugeben, dass es vermutlich an ihrem Vater lag und an seinem Wahlkampf. Wenn jemand herausfände, dass ihre Mom mit ihrem Wissen Haschisch zu sich nahm, würde das seine Chance auf den Sitz im Senat erheblich beeinträchtigen.
Bei dem Gedanken daran blieb Sonnet abrupt stehen. Auf gar keinen Fall würde sie die Ambitionen ihres Vaters über die Gesundheit ihrer Mutter stellen. Sie drehte sich auf dem Absatz um und lief zum Haus zurück. Drinnen spielte ein alter Song von Jennifer Rush. Greg döste in einem Sessel im Wohnzimmer vor sich hin. Zach fummelte an seiner Kamera herum.
Und ihre Mom saß kichernd auf dem Sofa und aß Cheetos aus einer großen, knisternden Tüte.
Zach stand allein in dem großen Konferenzraum vom Camp Kioga, den das Produktionsteam als Lager- und Schneideraum nutzte. Die Dreharbeiten für den Tag waren schon lange abgeschlossen, und alle waren nach Hause gegangen. Nur er war geblieben, um das Rohmaterial zu schneiden. In letzter Zeit verbrachte er den Großteil seiner Freizeit mit Arbeit. Es gab aber auch immer viel zu tun, weil jeder Tag neues Material für die Sendung hervorbrachte. Später würden Storyliner und Cutter sich um den Feinschliff kümmern, aber die Vorauswahl lag ganz in Zachs Händen.
Trotz seiner ursprünglichen Vorbehalte gegen dieses Projekt sah er langsam, wie die Geschichte Gestalt annahm. Die Kinder waren toll. Sie waren vollkommen natürlich und hatten keine Probleme damit, sich vor den allgegenwärtigen Kameras so zu zeigen, wie sie waren. Jezebel nahm jede Szene, in der sie mitspielte, zwar komplett für sich ein, aber Zach bemerkte, dass auch sie sich ganz langsam veränderte. Sie begann, Beziehungen zu den Kindern zu entwickeln, und zwar echte, ehrliche Beziehungen inmitten dieses künstlichen Umfelds. Einigen Mädchen und Jungen gelang es, ihren Zorn zu erregen, während andere ihre gut verborgene mütterliche Seite zum Vorschein brachten.
Zach sah sich einen Wortwechsel zwischen Jezebel und Anita an, einem kräftig gebauten Mädchen, das sehr schüchtern und ständig darauf erpicht war, anderen zu gefallen. „Mach dich nicht immer so klein“, sagte Jezebel während dieser Szene auf dem Bogenschießplatz. „Du hast weit mehr Talent, als du uns zeigst. Jetzt visier das Ziel an und schieß den Pfeil ins Schwarze.“
Es gab auch ein paar herausgeschnittene Szenen vom Schießplatz. Er schaute sich eine an, auf der Sonnet mit ihrem stets präsenten Klemmbrett in der Hand versuchte, eine Gruppe grasender Rehe aus dem Hintergrund zu verscheuchen. Die Rehe waren jedoch an die Gegenwart von Menschen gewöhnt und machten keine Anstalten, zu fliehen. Zach grinste. Sonnet
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