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Fuer dich mein Glueck

Fuer dich mein Glueck

Titel: Fuer dich mein Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Avalon einfuhr. Einen Moment lang war sie orientierungslos. In ihrem Kopf tummelten sich Bilder aller möglichen Heimfahrten der letzten Jahre. Als frischgebackene, heimwehkranke Collegestudentin war sie immer erleichtert nach Hause zurückgekehrt, um sich in die tröstenden Arme ihrer Mutter zu kuscheln. Während ihrer verschiedenen Praktika in Übersee waren ihre Besuche seltener gewesen, doch nicht weniger heiß ersehnt. Doch je mehr Zeit verging, desto kleiner erschien ihr die Stadt, in der sie geboren und aufgewachsen war. Immer weniger verband sie mit diesem malerischen Flecken am See. Während ihre Welt sich immer weiter ausdehnte, blieb Avalon stets gleich.
    Dieses Mal jedoch hatte sie das Gefühl, sie würde in eine Welt zurückkehren, in die sie nicht mehr hineinpasste und in die sie nicht mehr gehörte.
    Sie schnappte ihre Taschen von der Gepäckablage und verließ den Zug. Auf dem Bahnsteig schaute sie sich um. Avalon war noch immer die gleiche kleine Stadt mit ihrem pittoresken Marktplatz, den alten Backsteingebäuden, die sich eng aneinanderdrängten, und den gestreiften Markisen, die den Läden und Bürogebäuden, an denen sie während ihrer Kindheit und Jugend jeden Tag vorbeigegangen war, Schatten spendeten.
    Ihr fiel ein kleiner Tumult an einem anderen Waggon auf, als eine Gruppe von Leuten große Hartschalenkoffer und dicke Kabelrollen auslud und auf Handkarren verstaute. Die meist schwarz gekleideten Männer und Frauen schauten sich um, als seien sie mit ihrem Raumschiff auf einem fremden Planeten gelandet. Einer der Männer trug eine schwarze Kappe mit dem Logo MFP, und auf den Koffern und Kisten stand Mickey Flick Productions .
    Sonnet vermutete, dass es sich um ein Kamerateam handelte. Als ihre Mutter Bürgermeisterin von Avalon gewesen war, hatte sie eine Filmkommission ins Leben gerufen, um die Stadt attraktiver zu machen. In einem Örtchen wie Avalon passierte nicht viel, doch ab und zu kam ein Filmteam vorbei, um das idyllische Städtchen, das bunte Laub im Herbst oder die wilde Landschaft von oben zu filmen. Weil in Avalon die Zeit stehen geblieben zu sein schien, bildete die Stadt die perfekte Kulisse für historische Filme oder die typische amerikanische Kleinstadtidylle. Vor ein paar Jahren hatte eine Fernsehdokumentation über das jährliche Weihnachtsschauspiel den ganzen Ort in Aufregung versetzt.
    Doch die Kameracrew von PBS damals hatte mit diesen Leuten hier nichts gemeinsam. Diese Menschen hier sahen aus, als kämen sie von der Ost- oder Westküste. Sie hantierten mit ihren Smartphones und zündeten sich Zigaretten an, bevor sie gemeinsam zu dem großen Lieferwagen gingen, der auf dem Besucherparkplatz stand.
    Der Anblick der Kameracrew erinnerte Sonnet an Zach, obwohl er der Letzte war, an den sie jetzt denken wollte. Aber diese Küsse, diese Hände und diese Worte, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte. Selbst jetzt noch überlief sie beim Gedanken daran ein ungebetener Schauer der Lust. Es war lächerlich, sich von einem Mann so angeturnt zu fühlen, an den sie nicht einmal denken sollte.
    Sie straffte die Schultern und holte ihr neues Handy heraus, um ihrem Stiefbruder Max Bellamy eine SMS zu schicken. Er hatte angeboten, sie abzuholen. „Ich stehe auf dem Parkplatz“, antwortete er. „Brauchst du Hilfe beim Gepäck?“ Sie schrieb zurück, dass sie das alleine schaffe, und machte sich auf den Weg zu Max’ leicht verbeultem Subaru.
    Max trug Hemd und Jeans und hatte seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Er lehnte lässig an seinem Subaru und stützte einen Fuß gegen den Autoreifen. Max ging in Hamilton aufs College, wo er, wie er sagte, seinen Abschluss im Biertrinken und Mädchen flachlegen machte. Mit seinem surferblonden Haar und seinem unverschämt guten Aussehen kam er ganz nach seinem Vater Greg, aber sein Charme war einmalig. Sonnet mochte Max, aber sie würde ihn nie verstehen. Er kam aus einer so tollen Familie und schien dennoch keine Eile zu haben, seinen Platz im Leben zu finden.
    „Hey du“, sagte sie und umarmte ihn. Max war über einen Meter achtzig groß und packte nun mit lockerer Leichtigkeit ihre Taschen in den Kofferraum. „Danke, dass du mich abholst.“
    „Kein Problem. Deine Mom wird durchdrehen, wenn sie dich sieht.“
    „Sie ist bereits durchgedreht. Ernsthaft, Max, sie ist schwanger!“ Es fühlte sich komisch an, das laut auszusprechen. Ihre über vierzig Jahre alte Mutter war schwanger. Als Nina ihr davon erzählt hatte, war

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