Fuer dich mein Glueck
schüttelte Zach den Kopf. Selbst damals schon . Schon im Alter von fünf Jahren hatte Sonnet genau gewusst, wohin sie wollte. Und sie hatte erwartet, dass er ihr folgte.
Er trank einen Schluck Kaffee und betrachtete stirnrunzelnd das Display seines Handys. Er sollte sich eigentlich auf den Tag vorbereiten und nicht in Erinnerungen schwelgen. Mit großer Anstrengung konzentrierte er sich wieder auf die Gegenwart.
Denn die Gegenwart war gar kein so schlechter Ort. Das Hier und Jetzt, wo die Zukunft wie ein Sonnenaufgang am Horizont schimmerte. Das war die Richtung, in die er gehen musste.
Durch das Fenster des Cafés sah er zu, wie die Stadt langsam erwachte. Ladenbesitzer rollten ihre Markisen heraus und stellten ihre Waren auf den Bürgersteig. Lieferanten fuhren vor Restaurants vor, und Passanten eilten zum Bahnhof. Wie in jeder kleinen Stadt herrschte eine Atmosphäre von Vertrautheit. Das hatte Zach an Avalon schon immer gefallen. Teil dieser Gemeinschaft zu sein, ersetzte ihm seine nicht vorhandene Familie.
Er war seit der Highschool auf sich allein gestellt. Damals hatte man seinen Vater in Handschellen abgeführt. Zach musste zusehen, wie sein Elternhaus zwangsversteigert wurde. Er sah sich mit einem Haufen unbezahlter Rechnungen konfrontiert und mit einem Ruf, der schlimmer nicht hätte sein können. Matthew Alger hatte die Stadt Avalon betrogen. Er hatte Menschen bestohlen, die sich kaum etwas zu Essen leisten, geschweige denn ihre Steuern zahlen konnten.
An diesem Tag hatte Zach einen Schwur geleistet. Er würde wiedergutmachen, was sein Vater den Menschen angetan hatte. Das würde vermutlich Jahre dauern, aber er würde tun, was er konnte. Über die Jahre hatte er jeden Cent, den er erübrigen konnte, an die Stadt überwiesen und so angefangen, Stück für Stück die Schulden seines Vaters abzuzahlen.
Die Stadt würde ihm fehlen. Aber er musste hier weg. Und zwar bald. Wie sonst sollte er sein Leben und seine Schulden finanzieren? Hochzeiten, Bar-Mizwas und Abschiedsfeiern zu filmen, reichte auf Dauer nicht. Wenn er ein echter Filmemacher wäre, würde es gehen. Das war sein Leben. Und dieses Ziel konnte er in Avalon nicht erreichen. Sicher, die Stadt war so märchenhaft schön, dass man Herzschmerzen bekam. Aber mit Schönheit bezahlte man keine Rechnungen. Um das tun zu können, musste er dorthin gehen, wo Arbeit zu finden war. Das war die Zwickmühle, in der er steckte. Er hatte aus Mangel an Geld seine Träume bisher nicht verfolgt.
Sein Handy klingelte, und Zach sah zweimal aufs Display. Mit dem Namen, der dort aufblitzte, hatte er nun gar nicht gerechnet. Es war Mickey Flick.
„Wer ist Mickey Flick?“, fragte Glynnis, die ihm genau in diesem Moment über die Schulter schaute. Sie hatte nicht nur einen großen Vorbau, sondern sie war auch die neugierigste Kellnerin der Welt.
Er ignorierte ihre Frage und strich mit dem Finger über das Display, um den Anruf anzunehmen. „Zach Alger“, sagte er.
„Mickey Flick hier.“ Die Stimme war vertraut. Der Kerl klang, als wenn Zach und er jede Woche miteinander telefonieren würden.
Zach hielt den Atem an. Mickey Flick leitete eine Produktionsfirma in Century City, die für ihre erfolgreichen Realityshows mit mehr oder weniger berühmten Personen bekannt war. Zach war kein Fan des Genres. Es machte ihm keinen Spaß, ehemalige Schauspieler in irgendwelchen skurrilen Situationen zu sehen. Dennoch bewunderte er den Erfolg dieser Shows. Zach hatte Kontakt zu Mickey Flicks Firma aufgenommen, wohl wissend, dass das ein ziemlicher großer Schuss ins Blaue war. Seitdem hatte er zwar mit verschiedenen Assistenten gemailt, aber nie erwartet, dass irgendetwas dabei herauskommen würde. Und jetzt rief dieser Typ ihn aus heiterem Himmel an.
„Hey.“ Zach versuchte, locker zu klingen. „Danke, dass Sie zurückrufen.“
„Kein Problem. Wir haben uns gefreut, von dir zu hören. Ich habe mir deine Rolle angeschaut, die du uns geschickt hast.“
Zach hatte das Gefühl, am Abgrund zu balancieren. Er wusste einfach, dass sein Leben sich in diesem Moment ändern würde. „Tja“, sagte er. „Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Ich hoffe, was Sie gesehen haben, hat Ihnen gefallen.“
„Ja. Es hat uns sogar sehr gefallen. Du verfügst definitiv über die technische Expertise und das Auge, nach dem wir suchen, also wollte ich fragen, ob du für eine neue Produktion zur Verfügung stehen würdest, die demnächst losgehen
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