Fuer dich mein Glueck
Einander nicht hätten näherkommen sollen? Wieder und wieder und wieder?“
„Das war’s.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um. „Ich gehe.“
Zach griff ihren Arm. Allein bei dieser Berührung, bei diesem ungebetenen Druck, durchzuckte sie eine Woge der Lust. Es fühlte sich viel zu gut an. Sonnet riss sich los. „Zach!“, rief sie entrüstet.
„Warte bitte einen Moment. Es tut mir leid, Sonnet. Ich bin nicht hergekommen, um das alles noch mal durchzugehen. Wir können ein andermal darüber sprechen.“
„Nein, können wir nicht. Für mich ist das Thema erledigt.“
„Steig ins Boot.“ Er warf ihr eine Rettungsweste zu und hielt dann beim Einsteigen ihre Hand.
Etwas in seiner Stimme oder vielleicht auch sein Gesichtsausdruck überzeugten Sonnet. Sie kannte ihn so gut. Sie wusste den eindringlichen Blick in seinen blauen Augen und das seltsam angespannte Kinn zu deuten. Ohne ein weiteres Widerwort stieg sie in das hölzerne Ruderboot und setzte sich. Als Kinder waren sie im Sommer beinahe jeden Tag auf den See hinausgefahren. Sie waren Piraten, Entdecker, Händler gewesen und hatten ihre Fantasien ausgelebt. Damals war es so leicht gewesen, der Tatsache zu entfliehen, dass Sonnets Mom den ganzen Tag lang arbeiten musste und Zachs Dad emotional so abwesend war, als weilte er auf einem anderen Planeten. Damals konnten sie sich ohne Worte verständigen. Eine schlichte Geste, ein Blick hatte gereicht, um einander zu verstehen. Damals hatte Sonnet nicht erkannt, was für ein Geschenk das war, einem anderen Menschen so nahe zu sein, doch heute wusste sie es zu schätzen.
Doch diese Zeit war lang vorbei. Sonnet, aber auch Zach hatten sich verändert. Sonnet wusste nicht, welche Rolle Zach noch in ihrem Leben spielte und welche Rolle sie für ihn.
Sonnets Freundschaft zu Zach hatte sich mehr als nur verändert. Sie war implodiert. Dennoch saßen sie nun einander zugewandt im Boot. Er nahm die Paddel in die Hand und begann zu rudern. Sonnet bewunderte die langen, kräftigen Muskeln an seinen Armen und die fließende Bewegung seiner Schultern, mit der er sie immer weiter vom Ufer wegbrachte.
„Wo ruderst du hin?“, fragte sie.
„Einfach weg. Es fällt mir leichter zu reden, wenn meine Hände beschäftigt sind.“
„Dann rede.“ Ein Anflug von Feindseligkeit flackerte in ihr auf. Worüber wollte er jetzt noch reden?
„Es ist nicht das, was du denkst. Ich möchte mit dir über deine Mom reden.“
Damit hatte sie nun gar nicht gerechnet. „Was ist mit meiner Mom?“
„Sie ist der Grund, warum du zurückgekommen bist.“
„Natürlich ist sie das. Ich hatte sogar vor, sie nach ihrem Arzttermin zum Mittagessen zu treffen, also hoffe ich, dass das hier nicht allzu lange dauern wird.“
„Du hast vor, das Wochenende über zu bleiben.“
„Nicht, dass dich das was angeht, aber ja.“
„Deine Mom hat mir erzählt, dass du ein ziemlich großes Stipendium bekommen hast und nach Übersee gehen wirst.“
„Auch das geht dich nichts an, aber du hast recht.“ Danke Mom, dachte Sonnet genervt. „Worauf willst du hinaus, Zach?“
„Es gibt da etwas, das deine Mom dir nicht erzählen möchte. Etwas, dass du meiner Meinung nach aber wissen solltest.“
„Und du bist derjenige, der es mir erzählt?“
„Das will ich weiß Gott nicht sein, aber wenn die Situation andersherum wäre, würde ich erwarten, dass du mir reinen Wein einschenkst. Die Wahrheit ist die Wahrheit. Sie ist krank, Sonnet.“
„Sie ist schwanger, Zach. Meines Wissens ist das keine Krankheit.“
„Nein, ich meine es ernst.“ Er hörte auf zu rudern und hob die Paddel an. „Nina hat Krebs. Das hat sie mir heute Morgen erzählt.“
Während Sonnet Zach abschätzend musterte, lief ein eiskalter Schauer über ihren Rücken. Ihr Magen verkrampfte sich. Trotz allem, was zwischen ihnen geschehen war wusste sie, dass er sie niemals anlügen würde.
„Oh mein Gott“, wisperte sie.
Das Wasser schwappte leise und rhythmisch gegen den Rumpf des Bootes.
„Zach?“
„Mist. Was würde ich nicht dafür geben, diese Unterhaltung nicht führen zu müssen. Ich habe Nina beschworen, dass sie es dir selbst erzählen muss, aber sie weigert sich, auf mich zu hören.“
„Krebs? Oh mein Gott, Zach. Meine Mom hat Krebs ?“ Das war einer ihrer schlimmsten Albträume.
„Es fällt mir nicht leicht, ihr Vertrauen zu missbrauchen, Sonnet, aber ich weiß ein paar Sachen, die sie nicht weiß. Ich weiß sie wegen meiner Mom. Sie haben mir ihre
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