Fuer dich mein Glueck
johlten und klatschten sich ab. „Du hast recht“, sagte einer, „sie ist echt cool.“
C. Bomb erzählte den Rest der Geschichte. Nachdem sie eine Zeit in Bedford Hills gesessen hatte, wurde die als Jezebel bekannte Betty Lou Watkins mit der Auflage entlassen, den Staat nicht zu verlassen. Eine elektronische Fußfessel überwachte, dass sie sich daran hielt.
„Heiliger Strohsack“, sagte der DP und klatschte mit C. Bomb ab. „Nette Geschichte. Und was hast du jetzt vor? Willst du sie auf die nichts ahnenden Bürger von Avalon loslassen?“
Zach blickte zu Sonnet. Sie saß ganz still da und starrte das Foto auf der Leinwand an, auf dem Jezebel gerade ein Gerichtsgebäude verließ und wütend auf einen pechschwarzen Hummer zulief.
„Noch besser“, sagte der Producer. „Ich habe jede Menge Trümpfe im Ärmel.“
Als das Meeting zu Ende war, verließen alle den Raum mit ihren jeweiligen Aufgaben, die ihnen schnell und effizient von Sonnet übergeben worden waren. Zach sah, dass sie für den Producer schon jetzt unersetzlich war. Es war eines ihrer großen Talente, schon im Voraus zu wissen, was zu tun war und es zu erledigen. Als sie noch Kinder gewesen waren, hatte ihn dieses Talent verrückt gemacht. In der Schule hatte sie ihre Hausaufgaben schon erledigt, bevor die anderen Kinder auch nur wussten, dass sie überhaupt welche aufbekommen sollten. Im letzten Jahr an der Highschool hatte man sie zur Absolventin mit den größten Karrierechancen gewählt, obgleich Zach sie damit aufzog, dass sie das Mädchen mit dem größten Drang war, anderen auf die Nerven zugehen.
Ihr Ehrgeiz hatte ihr gutgetan. Während das Kamerateam sich bereitmachte, um zum Bahnhof zu fahren, um Jezebels Ankunft in Avalon zu filmen, fing Zach Sonnet ab.
„Ist das dein Ernst?“, fragte er.
Sie drückte ihr Klemmbrett gegen die Brust. Es kam ihm vor, als hätte sie nie was anderes gemacht. „Ich brauchte einen Job“, verteidigte sie sich.
„Bist du hierfür nicht ein wenig überqualifiziert?“ Er dachte an die Jahre auf dem College und der Uni, die Praktika in Übersee, die Arbeit bei der UN.
„Es ist eine Möglichkeit, bei meiner Mom zu sein. Das ist alles, was jetzt zählt.“ Ein Schatten huschte über ihr Gesicht.
Zachs Verärgerung löste sich auf. Diese Macht hatte sie schon immer über ihn gehabt. Sonnet verstand es, sein Herz an dieser einen Stelle zu berühren, die nur sie erreichen konnte.
„Los, gehen wir“, rief jemand aus dem Team. „Wer kennt den Weg zum Bahnhof?“
„Ich zeige ihn euch.“ Sonnet sah Zach noch einen Augenblick lang an, dann hastete sie zu dem ersten Van und stieg ein. Zach folgte ihnen zusammen mit Perla Galleti, seiner frisch angeheuerten Assistentin. Sie hatten sich erst vor ein paar Tagen kennengelernt, nachdem sie aus der Stadt hierhergekommen war. Obwohl Perla sich anzog wie ein katholisches Schulmädchen, hatte sie das Mundwerk eines Hafenarbeiters. Perla hatte die New Yorker Tisch Film School besucht und unzählige Musikvideos gedreht.
Perla war ein echter Technikfreak. Zach hatte sich schon immer selbst für ziemlich multitaskingfähig gehalten, aber Perla war in dieser Hinsicht einfach nur begnadet. Während sie auf ihrem Smartphone twitterte, konnte sie einen Anruf entgegennehmen, ein Konzept auf ihrem Tablet vorbereiten und ein Video im Internet hochladen. Dafür bewunderte er sie.
„Hast du schon mal mit Jezebel gearbeitet?“, fragte er und fuhr los. „Worauf muss man sich bei ihr einstellen?“
„Ich habe bei dem Dreh zu ‚Hell Hath No Fury‘ assistiert. Das ist schon ein paar Jahre her. War mal das MTV Video des Jahres.“
„Wie ist sie so?“
„Oh, warte ab. Du wirst sie lieben.“
„Geh mir verdammt noch mal aus dem Weg“, keifte Betty Lou Watkins. Die Hip-Hop-Ikone war nur noch unter ihrem Künstlernamen bekannt, der gleichzeitig ihr Image war. Mit dem Gestus einer Königin rauschte sie neben einem Mann in schwarzem Sweatshirt, der scheinbar ihr Leibwächter war, durch den Zug. Dann betrat sie den Bahnsteig, stemmte die Hände in die Hüften und betrachtete abschätzig ihre Umgebung. Sie setzte ihre riesige schwarze Sonnenbrille auf und warf die zu kleinen Zöpfen geflochtenen Haare über die Schulter. Ihre ganze Haltung drückte aus, dass man sich besser nicht mit ihr anlegen sollte. Trotz der bunt zusammengewürfelten Armbänder, die sie trug, und der gut sichtbaren Fußfessel an ihrem Knöchel wirkte sie wie eine Herrscherin, die gnädig ihr Reich
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