Fuer dich mein Glueck
Wahlkampfdebatte wird in Avalon ausgetragen werden.“
„Was?“ Die Nachricht traf Sonnet wie ein Schlag. „Das Rededuell findet hier statt?
„Zu meiner Zeit als Bürgermeisterin hätte ich die Senatorendebatte nur zu gerne in meiner Stadt austragen lassen“, sagte Nina. „Die Publicity ist für den Ort Gold wert.“
„Aber du bist keine Bürgermeisterin mehr“, erwiderte Sonnet. „Sag mal, Orlando, kannst du das nicht irgendwie abwenden?“
„Das war Delvecchios Entscheidung. Er weiß, dass er in Ulster County hinterherhinkt, also haben seine Leute sich für diese Stadt entschieden.“
„Lass mich raten. Sie haben Avalon gewählt, weil sie hoffen, dass sie hier ein wenig Staub aufwirbeln und Stimmung machen können gegen meinen Vater. Mein Gott, Orlando, wie konntest du das zulassen?“
„Es lag nicht in meiner Macht. Wenn wir dagegen protestieren, würden sie behaupten, wir hätten etwas zu verbergen. Wir sollten überlegen, wie wir Delvecchio zuvorkommen können. Er sucht verzweifelt etwas, das er deinem Vater anhängen kann, und das Einzige, was er bisher gefunden hat, ist der Fehltritt, der deinem Vater als dummem, siebzehnjährigem West-Point-Kadetten unterlaufen ist.“
„Entschuldige bitte, aber als Ergebnis dieses sogenannten Fehltrittes würde ich das ganze gerne anders nennen.“
„Guter Einwand.“ Die unterschwellige Ironie in ihren Worten entging ihm völlig. „Sollte dieses Thema aufkommen, werden wir ihn in seine Debatte einbauen, sollte das Thema aufkommen. Er wird ihn als Segen bezeichnen.“
„Oh, jetzt bin ich von einem Fehltritt zu einem Segen aufgestiegen. Vielen Dank.“
„Für dich brauchen wir auch eine Geschichte. Wir können nicht einfach sagen, dass du deinen Direktorenposten bei der UNESCO aufgegeben hast, um Skriptgirl zu werden.“
„Wie bitte? Skriptgirl?“
„Oder wie auch immer du das nennen willst. Wir werden es als vorübergehende Position bezeichnen, die du nur angenommen hast, um deiner Mutter während ihrer schweren Krankheit beistehen zu können.“
„Du benutzt die Krebserkrankung meiner Mutter, um das Ansehen meines Vaters bei den Wählern zu steigern?“
„Ganz und gar nicht. Dein Vater muss doch einfach nur die Wahrheit sagen. An der Geschichte gibt es nichts zu deuten.“
„Abgesehen davon, dass sie privat ist.“
„Sobald dein Vater sich um ein öffentliches Amt bewirbt, ist nichts mehr privat. Das wirst du noch verstehen Sonnet, da bin ich mir sicher.“
„Haltet nur bitte meine Frau und meine Familie aus dieser Angelegenheit heraus.“ Greg sprach zwar leise, aber so entschlossen, dass Sonnet wieder einmal froh war, ihn als Stiefvater zu haben.
„Ich werde es versuchen“, versprach Orlando, „und General Jeffries natürlich auch.“
Sonnet musterte Orlando mit einer Mischung aus Verzweiflung und Verwirrung. Er ist ein sehr komplizierter Mensch, dachte sie. Einerseits war er mit einem ganzen Stapel Informationen hierhergekommen, die ihrer Mom wirklich helfen könnten. Andererseits nutzte er seinen Besuch bei ihr, um sich um Wahlkampfthemen zu kümmern. Mit Orlando war es niemals einfach, allerdings wurde es so auch niemals langweilig mit ihm.
Genau das sagte sie ihm, als sie später am Abend zu Bett gingen. Zum Glück hatte ihre Mom nie ein Problem damit, wenn Sonnet Freunde mit nach Hause brachte. Nina war immer höflich und unvoreingenommen. Sonnets Dad war da ganz anders. Vermutlich hatte sie ihm deshalb nie jemanden vorgestellt.
„Was meinst du damit, mit mir ist es nie einfach?“ fragte er, während er sein Jackett sorgfältig über die Rückenlehne eines Stuhls hängte.
Sie betrachtete ihn nachdenklich. „Ich frage mich nur, warum du hergekommen bist. Ich fände es einfach schön, wenn dich die Sehnsucht nach mir dazu bewogen hat oder der Wunsch, meiner Mutter zu helfen.“
„Natürlich hast du mir gefehlt. Und natürlich will ich auch deiner Mom helfen. Warum ist das so wichtig?“
„Weil ich beginne mich zu fragen, ob du nicht auch aus Sorge um den Erfolg eures Wahlkampfes hier bist. Du fürchtest offenbar, es könnte Vater Wählerstimmen kosten, wenn sein Gegner sich auf meine Mom und mich einschießt.“
„Ich bin sein Wahlkampfleiter, Sonnet. Es gehört zu meinen Aufgaben, mir um alles Sorgen zu machen.“
Das war nicht die Antwort, die sie hatte hören wollen, auch wenn sie nicht genau wusste, wie sich die angehört hätte.
„Ich glaube nicht, dass wir Schwierigkeiten haben werden, die Privatsphäre
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