Fuer dich mein Glueck
noch nie erlebt.
Die Menschen strömten mit ihren Geschenken und Gaben zum Haus wie Pilger nach Lourdes. Gregs Mutter Jane zauberte köstliche Aufläufe, und sein Bruder Philip, der gerade einen marokkanischen Kochkurs absolviert hatte, kam mit einer afrikanischen Tajine vorbei. Jenny Majesky Mc Knight, die Besitzerin der Sky River Bakery, brachte ihre berühmte irische Sahnetorte sowie eine neue Köstklichkeit, eine Pavlova mit frischen Früchten, mit. Olivia Bellamy Davis, die Managerin vom Camp Kioga, kam jeden zweiten Tag vorbei, um Nina langsam wieder an den Sport heranzuführen und ihr bei den Übungen zu helfen, die den Heilungsprozess unterstützen sollten.
Doch je mehr Freunde und Familie sich um Nina kümmerten, desto schlechter ging es ihr.
Wie gelähmt vor Angst surfte Sonnet nachts stundenlang im Netz auf der Suche nach Informationen. Sie bombardierte das Ärzteteam mit Anrufen, in denen sie nach Möglichkeiten fragte, ihrer Mutter zu helfen.
Das Schlimmste war, dass Nina kein Essen bei sich behalten konnte. Vor allem nach der Chemo stocherte sie nur in ihrem Essen herum oder starrte teilnahmslos aus dem Fenster.
Sie wirkte immerzu erschöpft, obwohl sie behauptete, bester Laune zu sein. An ihrem verkniffenen Gesicht und ihren langsamen Bewegungen erkannte Sonnet jedoch, wie angespannt Nina war und wie unwohl sie sich fühlte. „Sie sagen, meine Haare werden in spätestens zwei Wochen beginnen, auszufallen“, sagte Nina.
Sonnet zuckte innerlich immer noch zusammen, wenn sie daran dachte, wie sie mit ihrer Angst vor dem Haarverlust ihrer Mutter einfach so herausgeplatzt war. Es kam ihr so oberflächlich vor, dass sie sich bei all dem, was vor ihnen lag, um die ausfallenden Haare ihrer Mutter sorgte. Doch sie wusste, warum sie sich davor fürchtete. Es würde für alle sichtbar machen, dass ihre Mutter krebskrank war und, was viel schlimmer war, allen vor Augen halten, dass Nina eine von denen sein konnte, die den Kampf verloren.
Sonnet versuchte, ihre Angst abzuschütteln. „Nonna hat dir dein Lieblingsessen gebracht.“ Sie stellte den Teller liebevoll auf den Tisch. „Insalata Caprese und Pasta mit Butter-Tomaten-Soße. Dazu Rosmarin-Focaccia.“
Mit einem Ausdruck purer Entschlossenheit setzte sich Nina hin. „Das ist vermutlich jedermanns Lieblingsessen. Ich werde wirklich extrem verwöhnt. Die ganze Stadt verwöhnt mich.“
„So, wie du es für jeden anderen tun würdest“, sagte Sonnet.
„Das Gleiche hat sie auch für meinen Onkel getan“, erinnerte sich Greg. Er lächelte Nina zärtlich an. Der abenteuerlustige George Bellamy war alt und todkrank an den Willow Lake zurückgekehrt, um hier sein letztes Abenteuer zu erleben. Er wollte sich mit der Vergangenheit aussöhnen und seine Familie ein letztes Mal um sich versammeln. „Sie hat ihm einen ganzen Sommer lang einmal in der Woche ihre umwerfende Lasagne gebracht.“
„Die mit dieser umwerfend leckeren Béchamelsauce?“, fragte Sonnet? „Die sollten wir auch mal wieder machen, Mom. Wenn du die verschmähst, weiß ich auch nicht mehr weiter.“
Nina pickte in ihrem Salat herum. Sonnet merkte, dass Nina Greg und ihr keine Sorgen bereiten wollte, was sie nur noch mehr ängstigte.
„Lasagne klingt gut. Oh, und ich habe etwas für dich gemacht.“ Sie reichte Sonnet eine Geschenktüte.
„Was ist das? Außer ein weiterer Versuch, vom Thema Essen abzulenken?“
„Nur eine kleine Aufmerksamkeit, Miss Klugscheißerin. Ich habe mit dem Sticken angefangen, damit meine Hände während der Chemo etwas zu tun haben.“
Sonnet griff in die Tüte und holte ein buntes schickes Kissen hervor. Auf der Vorderseite stand in schöner Schrift: „Sei niemals zu beschäftigt, um dich zu verlieben.“ Sonnet las es laut vor. „Ich kann nicht glauben, dass du dich daran noch erinnerst. Das hast du am Tag von Daisys Hochzeit zu mir gesagt.“
„Ich sage nur selten derart Tiefgründiges“, gab Nina zu. „Deshalb konnte ich es mir so gut merken. Es scheint mir auf viele Menschen zu passen.“
„Aber vor allem auf mich“, sagte Sonnet und steckte das Kissen langsam in die Tüte zurück. „Ich werde daran denken, Mom.“
„Erzähl mir von deiner Woche. Ich fühle mich, als wäre ich auf einem anderen Planeten gewesen. Was habt ihr in der Sendung gemacht?“
„Wir haben uns unseren Ängsten gestellt“, erwiderte Sonnet.
„Wirklich? Und wie lief das so?“
„Ganz gut, schätze ich. Die Szenen sind im Moment im Schnitt. Wir haben
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