Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
sie und wir quetschten uns zur Tanzfläche vor. Dort nahm er mich in seine Arme. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter, ließ ihn führen und passte mich seinen Bewegungen an. Er hielt mich leicht und doch fest, ich spürte sein Gesicht an meinen Haaren. Ab und zu sah ich zu ihm auf und unsere Augen gaben sich tausend Versprechen.
Auf dem Weg zurück zu unserem Wagen nahmen wir eine Abkürzung über eine steile Treppe aus Naturstein, die zwischen den betagten Hafenhäusern hindurchführte. Sie war krumm und abgenutzt von tausenden und abertausenden Füßen.
Bald hatten wir den Lärm und den Trubel hinter uns gelassen. Um uns herum wurde es dunkel, nur eine einzige, fast schon antike Straßenlaterne spendete den Anschein von Licht.
Ich klammerte mich an Johannes wie eine Ertrinkende, während wir uns in der schmalen Gasse küssten.
10
Auf der Fahrt in unsere Villa sprachen wir kein Wort. Wir wagten es nicht einmal, uns an den Händen zu berühren.
Endlich parkten wir vor dem Strandhaus. Johannes sprang aus dem Wagen. Bevor ich meine Tür ganz offen hatte, stand er neben mir und zerrte mich ungeduldig in seine Arme. Seine Augen wirkten im Mondlicht noch dunkler als sonst. Sie beherrschten sein ganzes Gesicht, während er mich gegen den Wagen presste.
Durch die Wucht unserer Umarmung schloss sich die Beifahrertür mit einem metallenen Knall. Aufgeschreckt flogen einige Möwen davon. Ihr lauter Schrei, der einem Wehklagen glich, weckte in meinem Kopf das Bild meines gestrigen Abends mit Asmodeo, als wir am Atlantik am Meer spazieren gegangen und Möwen über uns hinweggeflogen waren. Ich dachte an das Versprechen, dass mir Asmodeo nach unserem Opernbesuch abgerungen hatte. In der Nacht, als er unsere Umarmungen abbrach, weil ich ihm nicht sagen konnte, dass ich nur ihn allein liebte. Ich versuchte, dieses Versprechen zu verdrängen, mein Gewissen zu ignorieren. Doch es gelang mir nicht.
Benommen löste ich mich von Johannes und lehnte mich an ihn, während ich darum kämpfte, meine Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Ich vermied es, ihm in die Augen zu sehen, als ich zu ihm sagte: „Lass uns hineingehen, Johannes, es ist schon spät.“
Johannes rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen nahm er mein Gesicht in seine Hände und blickte mich an. „Was ist los?“
Ich hielt meine Augen gesenkt, als ich ihm antwortete. „Nichts ist los, Johannes. Gar nichts. Ich bin nur müde, das ist alles.“
Johannes ließ seine Hände sinken, wandte sich um und lief zum Haus. Ich folgte ihm mit einem gewissen Abstand. Der Bewegungsmelder der Außenleuchte reagierte auf uns. Die Lampe sprang automatisch an und erhellte Johannes Gesichtszüge, als er im Begriff war, aufzuschließen. Er wirkte wie versteinert.
Immer noch stumm stiegen wir die Holztreppe zu unseren Schlafzimmern hinauf. Oben angekommen drehte ich mich zu ihm. „Danke, Johannes. Das war ein wundervoller Tag.“
Johannes hob nur den Kopf und ich schaffte es nicht, seinem Blick standzuhalten. Ich drehte mich ab, öffnete meine Tür, und schloss sie hinter mir.
Im Dunkeln ließ ich mich auf mein Bett fallen, wo ich mich zusammenkrümmte. Mein Verlangen nach Johannes wurde unermesslich groß. Es schmerzte bei jedem Atemzug.
Ich hasste mich für das, was ich ihm antat. Ich hasste mich, weil es mir nicht gelang, zwischen Johannes und Asmodeo zu wählen. Ich verabscheute meine Unfähigkeit, mich zu entscheiden. Allein in dem dunklen Zimmer machte ich mir die heftigsten Vorwürfe. Ich war nichts wert, ich taugte nichts. Ich brachte den beiden Männern in meinen Leben nichts als Unglück und Leid. Tränen liefen über mein Gesicht und auch dafür hasste ich mich.
11
Durch den Spalt der Verbindungstür drang ein schwacher Lichtschein aus Johannes Zimmer in meine Dunkelheit. Ich vernahm Geräusche, die ich zunächst nicht deuten konnte. Dann blieb mein Herz fast stehen, als mir bewusst wurde, dass er packte.
Ein lautes Schluchzen entwich mir, das ich nicht unterdrücken konnte. Die Geräusche im Nebenzimmer stoppten. Ohne weiter darüber nachzudenken, lief ich zur Verbindungstür und riss sie auf. Die Helligkeit blendete mich im ersten Moment, doch dann erkannte ich im Gegenlicht die Silhouette von Johannes, der auf mich zukam.
Ich schrie fast auf vor Erleichterung, als er mich erreichte. Meine Arme umschlangen ihn. Er hob mich hoch und trug mich zu meinem Bett, seine Lippen hart auf meinen Mund gepresst.
Und dann lag er bei mir. Alles war,
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