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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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in sein Schloss.
    Doch bedauerlicherweise war das Glück nicht von langer Dauer. Die Nixe trauerte, sie vermisste ihr Element. Jeder Schritt, den sie auf Land gehen musste, bereitete ihr unsägliche Qualen. Jeder Tag vermehrte ihre Schmerzen, jede Nacht vertiefte ihre Pein. Oft saß sie trauernd am Fenster des Schlosses und blickte hinaus auf den See.
    Als Arturo sah, wie sehr sie litt, gab er sie frei und bat sie, ins Wasser zurückzukehren. Doch sie wollte ihn nicht verlassen. Da griff er zu einer List und erklärte ihr, dass er sie nicht mehr liebte und dass er genug von ihrer Gegenwart habe. Er brach ihr damit das Herz. Aber auch sein Herz brach, als sie ihn verließ.
    Mit seiner ganzen Willenskraft strengte er sich an, aber er konnte sie nicht vergessen. Seine Liebe war stärker als seine Vernunft und sein Wunsch, am Leben zu bleiben. Deshalb beschloss er, ins Wasser zu gehen, um für immer bei ihr zu sein. Er ruderte nachts mit einem Boot hinaus und stürzte sich in die Mitte des Sees, dort wo er am tiefsten war.
    Nichesa liebte ihn aber so sehr, dass sie es nicht hätte ertragen können, wenn er gestorben wäre. Sie rettete ihn im letzten Augenblick, in dem sie erkannte, wie groß seine Liebe für sie war.
    Nixen haben Macht über das Wasser. Also beschloss sie, den Nebel zu schaffen, um sich nachts mit ihm zu treffen. Fortan kam sie jede Nacht zu ihm, umhüllt von den weißen Schleiern. Und als er alt wurde und zu sterben drohte, nahm sie ihn mit zu sich.
    Dort leben sie jetzt zusammen und manchmal, wenn sich die Wellen des Sees an den Steinen des Ufers brechen, kann man ihre Stimmen hören. Und jede Nacht, wenn der Nebel an Land kommt, sind sie wieder vereint und lieben sich.“
    Wir schwiegen beide, als er geendet hatte.
    Und dann sagte ich: „Mit solchen … Geschichten hielt dein Vater deine Mutter bei Laune?“
    Er lachte. „Er hatte auch andere Methoden, sie bei Laune zu halten. Dessen bin ich mir ganz sicher.“
    Jetzt musste auch ich lachen. Ich fühlte mich wohl in seiner Gegenwart.
    „Mir gefällt die Geschichte. Vor allem mag ich diese Nichesa. Arturo würde heute noch dasitzen und sich selbst bemitleiden.“
    „Da liegst du höchstwahrscheinlich richtig. Aber mach dich bitte nicht zu sehr über meine Vorfahren lustig!“
    Während ich darüber nachdachte, was ich jetzt Schlagfertiges antworten könnte, meldete sich sehr laut und deutlich mein knurrender Magen. Vor lauter Motorradbasteln und gebrochene Herzen Kurieren hatte ich das Essen glatt vergessen. Ich war zwar nicht mehr im Wachstum, aber ich brauchte schon mehr als ein paar trockene Butterkekse zum Überleben.
    Er schien das Knurren gehört zu haben. „Was meinst du, wenn wir zu den anderen zurückgehen? Vielleicht können wir ein Steak ergattern? Ich bin wirklich hungrig.“
    Er nahm meine Hand.
    Seine Hand war groß, warm und seltsamerweise auch hart. Ich hatte sie mir anders vorgestellt. Seine Nähe löste höchst widersprüchliche Gefühle in mir aus. Ich fühlte mich auf der einen Seite magisch zu ihm hingezogen, auf der anderen Seite ging mir das alles viel zu schnell.
    Von wegen Wassernixe!
    Ich zog meine Hand zurück, löste unsere Verbindung und war erstaunt darüber, dass sich in mir heftiges Bedauern regte.
     
    11
     
    Er lief auf sie zu und der Kies unter ihm knirschte bei jedem Schritt. Er musste sich regelrecht zwingen, nicht zu  rennen, sondern bedächtig und langsam auszuschreiten.
    Der Nebel war nahezu undurchdringlich – er hatte die gleiche Konsistenz wie in ihrem Traum. In ihrem täglich wiederkehrenden Traum, den er mit ihr teilte, in dem er sie zu ergründen suchte.
    Und wieder war es da. Er konnte es nur nicht fassen und doch spürte er diese seltsame Nuance, diese geheimnisvolle Note in ihrem Wesen.
    Jede Nacht hatte er bislang versucht, dahinter zu kommen, was sie so geschickt vor ihm und wahrscheinlich auch vor sich selbst verbarg, was verschüttet in den Abgründen ihrer Seele schlummerte. Doch er war erfolglos geblieben. Denn  jedes Mal, wenn er die unsichtbare Schutzmauer, die sie umgab, durchbrechen wollte, sträubte sie sich und kämpfte gegen ihn an.
    Jetzt konnte er ihren Umriss im milchigen Dunst erkennen und er fragte sich, ob sie sich ihm erneut widersetzen würde.
    Als Antwort auf seine stummen Überlegungen wirbelte sie herum, kaum dass sie seine Schritte vernahm – ihre gesamte Körperhaltung signalisierte harsche Abwehr.
    Er sprach sie an, bemüht, ihre Furcht zu zerstreuen und dabei voller

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