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Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)

Titel: Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxann Hill
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beobachtet worden.
     
    9
     
    Er hatte das Warten so satt!
    Es zermürbte ihn, fraß sich wie ein eiserner Parasit in sein Inneres.
    Dennoch zwang er sich, passiv zu bleiben und den Dingen ihren Lauf zu lassen.
    Das Einzige, was ihn wenigstens teilweise auf andere Gedanken brachte, waren seine Vorbereitungen. Alles, jede Kleinigkeit, durchdachte er akribisch genau.
    Seit vier Jahren ließ er keine Nacht aus, um mit Lilith zu träumen. Nicht, dass er es davor nicht auch versucht hätte – häufig sogar, doch seltsamerweise war er stets gescheitert. Es war, als hätte sie zuvor nicht existiert.
    In ihren Träumen hatte Lilith ihm Manches offenbart. Er kannte ihre Freunde und ihre Familie, sah ihre kleinen Hoffnungen.
    Deshalb brauchte er nicht lange nach einem geeigneten Opfer zu suchen. Es war ihm ein Leichtes, einen jungen Mann namens Leon dazu zu bewegen, eine Dummheit zu begehen und schon wurde Lilith von einer ihrer besten Freundinnen an den Platz gebracht, an dem er sie kennenlernen wollte.
    Er war mit einer Gruppe von Studenten zu dem Weiher gekommen. Seine Kleidung, sein Haarschnitt, sein Motorrad, selbst die Richtung, aus der er sich auf sie zubewegen würde, hatte er mit großer Sorgfalt ausgewählt und festgelegt. Er wollte sich ihr von seiner allerbesten Seite zeigen.
    Sobald er an den See kam, suchte er sie in der Menge. Doch sie war nicht da. Noch nicht – beschwichtigte er sich, aber er konnte es dennoch nicht verhindern, dass in seinem Inneren eine zerstörerische Unruhe zu toben begann.
    Er hatte Mühe, den Schein aufrechtzuerhalten, Interesse zu heucheln und den belanglosen Gesprächen zu folgen.
    Es war ihre Energie, die er zuerst wahrnahm und dann, endlich, sah er sie ankommen. Sie setzte ihren Helm ab und ihre roten Haare leuchteten als wären sie lebendig.
    Er zwang sich, in eine andere Richtung zu schauen, dabei verfolgte er jede ihrer Bewegungen aus den Augenwinkeln. Sie spürte ihn, drehte sich mehrmals suchend um, konnte ihn in der Menge aber nicht ausfindig machen.
    Und erneut musste er warten, musste sich gedulden, bis sie vom Liebeskummer ihrer Freunde endlich genug hatte und hinaus zum Weiher ging.
    Damit gab sie ihm sein Stichwort.
    Er hatte den Wunsch, sie zu treffen, wie er sie bisher immer getroffen hatte.
    Er wollte mit dem Nebel kommen.
     
    10
     
    Ich schlenderte Richtung Grillplatz und fühlte mich ausgelaugt. Die vielen Menschen gingen mir auf die Nerven. Ich war nicht in der Laune, mich zu unterhalten. Die Leute redeten und lachten, es wurden Witze gerissen, der Typ mit der Gitarre war zu den Rolling Stones gewechselt und ich hatte das Gefühl, dass ich einfach allein sein musste.
    Ich ging hinunter zum See, ein Stück den Kiesweg entlang, vorbei am Schilf in Richtung Wald. Ich weiß nicht, was mich trieb. Aber ich wollte einfach fort von den anderen. Schließlich blieb ich stehen und blickte hinaus.
    Am gegenüberliegenden Ufer ging gerade die Sonne unter. Ihre dunkelroten Strahlen flossen ins Wasser, als würde sie ausbluten.
    Ich dachte an Johannes und malte mir aus, wie ich ihn dazu bringen würde, mich zu küssen. In meinem Kopf lief ein ganzer Film ab und ich liebte romantische Filme mit Happy End.
    Die Sonne war mittlerweile verschwunden, es wurde kühler. Ich fröstelte und verschränkte meine Arme. Ich vermisste meine Lederjacke, aber ich wollte nicht zurückgehen, um sie mir zu holen.
    Da bemerkte ich, dass vom See her Nebel aufzog. Zuerst waren es nur einzelne fast durchsichtige Schleier, dann, beinahe schlagartig, war ich von den Schwaden umschlossen.
     Ich atmete die feuchte Luft und blickte zum Grillplatz. Ich konnte die Anderen kaum mehr sehen. Nur ihre Stimmen drangen gedämpft und verzerrt durch den immer dichter werdenden Dunst bis zu mir vor.
    Ich vernahm Schritte. Knirschend kamen sie über den Kiesweg auf mich zu. Unwillkürlich verkrampfte sich alles in mir. Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
    Eine Gestalt löste sich aus dem Nebel. Kalter Schweiß stand mir auf der Stirn und ich fühlte mich wie paralysiert. Ich riss mich zusammen und ballte die Fäuste, bereit, mich zu verteidigen. Bereit, mich meinem ewigen Albtraum vom Nebel zu stellen.
    „Guten Abend, ich hoffe, ich habe dich nicht erschreckt. Ich musste einfach einmal alleine sein, dort drüben war es mir zu laut.“
    Die Stimme war sympathisch und samtweich. Sie gehörte zu einem jungen Mann. Er wirkte ziemlich groß. Sein Haar war hell, alles andere konnte ich im Moment nicht genau

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