Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
im Sportzentrum gesehen?“
„Ich war längere Zeit … im Ausland und bin erst seit kurzem wieder in Deutschland.“ Diesmal sah er weg.
Ich wusste gleich, dass er mir etwas verschwieg. Doch seine Vergangenheit war seine Angelegenheit. Wenn er darüber nicht sprechen wollte, musste er das nicht.
Seine Stimmung hatte sich schlagartig verdunkelt. Ich ließ ihm etwas Zeit, vielleicht wollte er darüber sprechen. Und für einen Augenblick hatte ich den Eindruck, dass er tatsächlich nah dran war, sich zu öffnen. Aber dieser Moment verstrich und er schwieg weiter.
Ich wollte nicht, dass der Abend so zu Ende ging. Spontan sagte ich: „Was zu essen wäre jetzt nicht schlecht.“
Er schaute mich an, wie den ersten Menschen.
Ich grinste. „Gibt’s bei dir etwas Essbares?“
Er grinste zurück, stellte ich erleichtert fest. „Ich bin häufig in der Mensa und dann gehe ich manchmal in ein Restaurant.“
„Du hast wirklich nichts zuhause?“
Er dachte nach. „Es gibt da die Tiefkühlschränke im Wirtschaftsraum. Da müsste eigentlich etwas sein.“
„Wollen wir uns auf die Suche machen?“, fragte ich.
„Aber nur unter der Bedingung, dass du keine abfälligen Bemerkungen über den Zustand meiner Küche machst. Die Zugehfrau hat Urlaub und kommt erst Ende nächster Woche zurück“, mahnte er im Aufstehen.
Ich hob meine rechte Hand zum Schwur. „Großes Indianerehrenwort.“
14
Er führte mich in den hinteren Teil des Hauses. Die Küche war riesig – was hatte ich anderes erwartet? – hochmodern und verfügte über alle nur erdenklichen Geräte und Küchenutensilien, wie ich sie bislang nur von Fernsehköchen kannte. Und in ihr sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Benutzte Teller und Tabletts stapelten sich abenteuerlich, Gläser und Tassen standen herum - er hatte nicht übertrieben.
„Mann, hast du viel Geschirr!“, stellte ich mit großen, unschuldigen Augen fest.
Er runzelte die Stirn, packte meine Hand und zerrte mich in den nächsten Raum. Ich tat lachend so, als würde ich mich widersetzen und er zog ruckartig etwas fester. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel gegen ihn. Zusammen krachten wir gegen eine der Kühlschranktüren. Das daneben liegende Geschirr klapperte bedrohlich.
Reflexartig hatte er mich aufgefangen. Plötzlich standen wir nah beieinander. Sehr nah. Ich konnte seine Wärme spüren, seine Arme, die mich festhielten. Ich sah ihn an, sah in seine dunklen Augen. Die Sekunden tickten dahin. Wir standen völlig regungslos. Die Luft schien wie aufgeladen.
Ich kratzte meine letzte mir verbliebene Willenskraft zusammen und stieß mich von ihm ab - nur ein kleines bisschen, denn eigentlich wollte ich nicht, dass er die Umarmung löste.
„Das hier ist aber nicht der Wirtschaftsraum, oder?“, fragte ich und meine Stimme war rau.
Er hielt mich weiter fest und nahm sich Zeit mit seiner Antwort. Wir blickten uns in die Augen, konnten uns nicht voneinander trennen.
„Der Wirtschaftsraum ist weiter hinten“, sagte er schließlich.
Immer noch sahen wir uns an. Mein Herz klopfte furchtbar laut, dass ich befürchtete, er müsse es hören.
„Wollten wir da nicht eigentlich hingehen?“, meinte ich.
„Ja“ Er räusperte sich. Langsam löste er seine Umarmung und strich mir über den Oberarm. Seine Berührung hinterließ eine brennende Spur auf meiner Haut.
Er nahm meine Hand, die ich ihm nur zu bereitwillig gab, und führte mich in das angrenzende Zimmer. Dort befanden sich mehrere Tiefkühlschränke und zahlreiche Regale, die bis auf einige einsame Dosen leer waren.
Er öffnete den ersten Gefrierschrank. Auf der Suche nach etwas Essbarem durchstöberte er jede einzelne Schublade. Er stieß auf einen Beutel Tiefkühlerbsen. Das war alles.
Erst im dritten und letzten Schrank wurden wir fündig. Johannes ergriff zwei Pizzen und hob sie hoch.
„Der Abend ist gerettet!“
Wir kehrten in die Küche zurück, heizten einen der schicken Edelstahlbacköfen hoch, der vorher vermutlich noch nie benutzt worden war, und legten die Teigfladen auf teflonbeschichtete Backbleche, die wir im Herd vorgefunden hatten.
Wir hatten es vermieden, uns in die Augen zu sehen. Das ging auch ganz gut, während wir beschäftigt waren. Aber mit dem Schließen der Backofentür und nachdem es mir gelungen war, das Teil vorzuprogrammieren, hatten wir keine Ausrede mehr. Verlegen standen wir herum.
Johannes steckte seine Hände in seine rückwärtigen Hosentaschen. Allein diese Geste
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