Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
deinen Rat von vorhin zu Herzen. Morgen rufe ich meinen Lebensmittelhändler an und lasse mir neuen Proviant schicken.“
Er war ein hoffnungsloser Fall.
Ich dachte kurz nach, überlegte mir, wie ich meine Frage möglichst unauffällig verpacken konnte, die schon seit Tagen in meinem Kopf herumgeisterte. “Was sagt denn deine Freundin dazu, wenn du hier – wie soll ich mich ausdrücken – bitte entschuldige… derartig abhaust ?“
„Du kannst mich auch direkt fragen, ob ich eine Freundin habe“, lachte er, aber sein Blick blieb ernst.
„Gut, hast du eine Freundin?“ - auch ich war ernst.
„Nein, obwohl ich im Moment intensiv darüber nachdenke, eine Beziehung einzugehen.“
Mein Herz schlug Purzelbäume.
„Und wie ist das bei dir?“, fragte er.
„Bei mir ist es aufgeräumt. Gerti, meine Oma, würde mich umbringen, wenn es bei uns zu Hause so aussehen würde“, meinte ich mit perfektem Augenaufschlag.
„Das geschieht mir recht“, grinste er, „Wie ist es mit dir, bist du momentan in festen Händen?“
Ich dachte für einen kurzen Moment an Asmodeo. Aber da war nichts weiter – ich war mir ganz sicher. „Nein, ich bin solo.“
Als ich meinen Blick hob, wusste ich, dass er mein kurzes Zögern registriert hatte. Er las in mir, wie in einem offenen Buch.
„Du hast hier viele Zeichenutensilien liegen. Stammen die von deinem Großvater?“, wechselte ich das Thema. Darin war ich gut.
„Teils, teils. In seinen letzten Jahren hat mein Großvater viel gemalt. Stressbewältigung, nehme ich an. Und… na ja, ich studiere Kunst an der Akademie in N.“
Das überraschte mich. Als ich aber daran dachte, mit welcher – mir fiel kein besseres Wort ein – Ästhetik er sich bei Taekwondo bewegte, passte alles zusammen.
„Du musst wirklich gut sein“, sagte ich. „Ich weiß, dass die Akademie nur die Besten nimmt.“
„Entweder hatte ich Glück, oder sie hatten Mitleid mit mir“, wiegelte er ab. „Und du, was machst du gerade? Studierst du auch?“
„Bald, hoffentlich. Ich mache gerade mein Abi … und ich muss dir sagen, das ist eine wirklich stressige Zeit.“ Zur Verdeutlichung ließ ich mich in die Sofakissen zurückfallen und hielt mir die linke Hand leidend an die Stirn.
„Das stimmt. Ich kann mich gut an mein Abitur erinnern.“
„Wirklich, du kannst dich so lange zurückerinnern? Verstehe mich bitte nicht falsch, du hast dich ganz gut gehalten...“
„Ich bin dreiundzwanzig, das wolltest du doch wissen“, unterbrach er mich.
Ich kicherte. „Exakt. Ich bin übrigens gerade achtzehn geworden. Und nachdem … nachdem wir jetzt deine Küche … eingeweiht haben: mein Nachname ist Stolzen. Ich heiße Lilith Stolzen.“
Johannes winkte mir zum Gruß zu. „Du kennst meinen Namen.“
„Du heißt Johannes, studierst an der Kunstakademie und wirst später Pizzabäcker“, zählte ich an meinen Fingern ab.
„Das stimmt, bis auf den Pizzabäcker, obwohl mir die Art der Zubereitung wirklich sehr zusagt.“
Ich merkte wie ich rot wurde.
„Ich heiße Johannes Hohenberg“, sagte er, legte den Kopf zur Seite und beobachtete mich mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck, wie vorhin auf dem Parkplatz, als er davon ausging, dass ich seine Adresse kannte.
Welche Reaktion erwartet er jetzt von mir? Sein Name ist wie jeder andere.
Dann dämmerte es mir langsam. Das riesige Grundstück, das protzige Haus, alles passte plötzlich zusammen.
„Du bist doch nicht mit den Hohenbergs verwandt? Ich dachte, die sind schon längst ausgestorben.“
Er lächelte. „Wie du siehst, ist zumindest einer von ihnen quicklebendig und sitzt neben dir.“
Die Familie Hohenberg, oder besser gesagt, Werner Hohenberg, hatte in den dreißiger Jahren mit einem Kompagnon eine Elektrofirma in unserer Stadt gegründet, aus der mittlerweile ein weltweit agierender Großkonzern geworden war.
„Cool! Ich hab‘ einen Föhn von euch zuhause. Jetzt weiß ich, wo ich ihn reparieren lassen kann, wenn er mal das Zeitliche segnet.“
Johannes sah mich durchdringend und gleichzeitig fassungslos an. Dann begann er zu lachen. Ich verstand seine Reaktion gut. Ich konnte mir vorstellen, dass manche seine Nähe nur aufgrund seines Namens oder seines Vermögens suchten.
„Das macht dir nichts aus?“, fragte er.
„Nun, es ist schon etwas umständlich, wenn ich meinen kaputten Föhn bis zu dir nach Hause bringen muss. Und wenn du dann mit meinem Föhn umgehst wie mit deiner Küche - na ich weiß nicht, ob ich das
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