Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
wünschen, aber nichts geschah. Also musste ich mich dieser völlig erniedrigenden Peinlichkeit stellen.
„Du hast mir auch nicht gesagt, Gerti, dass du … ähm … Asmo kennst“, säuselte ich. „Dann hätte ich mich nicht in Schale schmeißen brauchen. Es hat wirklich Stunden intensivster Arbeit gebraucht, um mich derartig herzurichten.“
Gerti hob nur verständnislos ihre Augenbrauen und Asmodeo sagte mit seiner samtweichen Stimme: „Nanah, du hast vollkommen untertrieben, als du von deiner Enkelin sprachst.“
Bevor ich mir überlegen konnte, warum es sich dieser eingebildete Mensch leisten konnte, meine Oma Nanah zu nennen und was er mit untertrieben meinte, fügte Asmodeo hinzu: „… und Lilith, ich finde deinen Aufzug hinreißend.“
Er sagte das ohne eine Spur von Ironie in seiner Stimme und ohne den geringsten Anflug von Humor. Stattdessen sah ich etwas anderes in seinen Augen aufleuchten, und mein Zorn verrauchte.
„Aber Lilith, jetzt steh hier nicht so herum, bitte unseren Gast doch ins Haus und hilf ihm beim Tragen“, beförderte mich Gerti von meiner Gefühlswolke herunter.
„Danke, das schaffe ich auch alleine“, winkte Asmodeo ab.
Denkt er etwa, ich komme ohne ihn nicht zurecht?
„Nein, ich helfe gerne .“ Ich betonte das Wort ‚gerne‘ und riss ihm dabei zumindest Gertis große Reisetasche aus der Hand. Sollte er sich doch einen Leistenbruch an dem Koffer heben. Ich wusste, wie schwer der war, denn ich hatte ihn vor ein paar Tagen in Tante Karins Auto hieven müssen.
Gerti hatte uns gerade den Rücken zugewandt und rief von innen. „Asmo, jetzt schau mal, was für ein tüchtiges Mädchen! Sie hat sogar Kaffee und Kuchen gemacht - und abgesaugt!“
Asmodeo hatte sich nicht vom Fleck gerührt.
„Worauf wartest du?“, fragte ich. Ich wurde aus seinem Verhalten nicht schlau. Gerade noch hatte er absolut überlegen auf mich gewirkt und jetzt schien er unschlüssig, beinahe unsicher zu sein.
„Auf deine Einladung“, antwortete er.
Hallo???
„Schalt einen Gang runter, Asmodeo!“, sagte ich. „Wir leben nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert. Heutzutage braucht vermutlich nicht mal der Teufel eine Einladung, um ein Haus zu betreten.“
Sein Lächeln schien einzufrieren und das Blau seiner Augen loderte stichflammenartig auf. In seiner Stimme schwang ein kaum wahrnehmbarer wehmütiger Unterton mit, als er seine Aufforderung wiederholte. „Bittest du mich jetzt herein, oder soll ich bis in alle Ewigkeit hier draußen stehen?“
Warum hing er sich nur an einer solchen Lappalie auf? Man hätte meinen können, es gehe hier um Leben oder Tod.
Ich gab auf. „Dann komm schon herein“, seufzte ich, „damit die Ewigkeit ein Ende hat.“
Er sah mich an, als hätte ich etwas ausgesprochen, was nicht ausgesprochen werden sollte. Wortlos ging er vor mir ins Haus. Gertis schweren Koffer trug er, als wäre er ein Luftpostbrief ohne Inhalt.
Angeber! – dachte ich, während ich Omas Reisetasche hochangestrengt mit beiden Händen in den Flur zerrte.
„Kinder! Kommt und setzt euch“, rief Gerti aus dem Wohnzimmer und klopfte mit einem Löffel an ihre Kaffeetasse. Ich hasste es, wenn sie das tat.
Während sie in der Küche verschwand, um ein weiteres Gedeck unseres guten Geschirrs für Asmodeo zu bringen, blieben wir alleine zurück.
Asmodeo saß an unserem Esszimmertisch, als wäre er hier zuhause. Ich wollte mir nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht streichen, doch dann beherrschte ich mich und führte meine Bewegung betont langsam aus. Asmodeo beobachtete mich aufmerksam und ich merkte, wie mein Puls schneller wurde.
„Ich freue mich sehr, dich wiederzusehen, Lilith“, sagte er und mir fiel auf, dass seine Stimme um Nuancen tiefer war, wenn er leiser redete. „Ich habe dich vermisst.“
Das klang so ehrlich, was er sagte, das passte gar nicht zu dem teuren Auto und zu seinen Designerklamotten. Das war einfach nur nett.
Ich lächelte zaghaft und gab mein Bestes, um die Ladung kleiner Gummibälle, die jetzt in meinem Bauch wie wild herumhüpften, zu ignorieren.
Meine Oma stellte Asmodeos Gedeck auf den Tisch und schnitt den Kuchen an. Uns Mädels legte sie jeweils ein großes Stück auf den Teller, Asmodeo bekam zwei – er bedankte sich wieder sehr höflich dafür.
Ich schenkte uns allen Kaffee ein und gab Gerti und mir jeweils zwei Stück Zucker.
Gerti merkte, dass ich Asmodeo keinen Zucker angeboten hatte und sie war nicht dumm. „Ihr beide kennt euch
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