Für ein Ende der Ewigkeit (Lilith-Saga) (German Edition)
Rücksitz nicht bemerkt, obwohl sie dem Wagen wie zwei Rohrspatzen hinterhergeschimpft hatten. Und ich hütete mich, ihnen von meinen Beobachtungen zu erzählen. Mir war klar, dass das Fahrzeug nicht zufällig unseren Weg gekreuzt hatte.
Es hatte auf uns gewartet.
Es hatte auf mich gewartet.
4
Der schwarze Wagen war allerdings nicht das Einzige, was mich den Vormittag über beschäftigte. Meine Gedanken wanderten wie von selbst immer wieder zu Johannes. Stück für Stück wiederholte sich der gestrige Abend in meinem Kopf und setzte sich schließlich zu seiner einzigartigen Gesamtheit zusammen.
Vanessa und Katharina beäugten mich wie zwei Schießhunde und stießen sich gelegentlich kichernd in die Rippen, nur Ute beteiligte sich nicht an dem Spiel. Auch sie war geistig abwesend. Sie wirkte niedergeschlagen und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Vanessa lag wohl richtig mit ihrer Skepsis gegenüber tiefgehenden Beziehungen, zumindest in Utes Fall.
5
Und dann war ich wieder zuhause. Mittagszeit, und mir blieben lächerliche vier Stunden bis zu Gertis Rückkehr.
Ich schmiss meine Sachen in eine Ecke, griff mir hastig Geldbeutel und Wagenschlüssel.
Gerti fuhr einen uralten Karmann Ghia, den sie sich von ihrer ersten größeren Gage als Fotografin gekauft hatte. Ich liebte dieses Ding. Das Auto sprang immer noch zuverlässig an, fuhr für sein Alter schnittig und mittlerweile konnte man damit richtig Aufsehen erregen. Es hatte ganz einfach Stil.
Ich brauste in den größten Supermarkt der Stadt. Eiligst kurvte ich mit meinem Einkaufswagen durch die Gänge und warf Gemüse, Salat, Pasta, Fleisch, Getränke, Backmischung für Schokoladenkuchen, Eier, Milch, Butter, Waschpulver und was wir sonst brauchten in den Korb. An der Kasse angekommen, war ich fix und fertig, dabei war das im Vergleich zu dem, was mich zuhause erwartete, ein reiner Spaziergang gewesen. Ich blickte auf meine Uhr. Noch drei Stunden, der Countdown tickte.
Daheim sprang ich in meine älteste Jeans und in ein uraltes, verwaschenes T-Shirt und legte los. Ich musste den gesamten Einkauf in Kühlschrank und Vorratskammer verstauen, Kuchen backen, die Küche aufräumen und die gesamte Wohnung putzen. Besonders das Bad hatte meine Aufmerksamkeit dringend nötig.
Ich saugte ab, füllte den frisch gebrühten Kaffee in unsere gute Kaffeekanne um und nahm den heißen Kuchen mehr schlecht als recht aus der Backform. Die Schokoglasur musste aus Zeitgründen entfallen. Puderzucker tat‘s auch.
Schließlich hatte ich es geschafft. Ich strich mir die Haare aus der Stirn und sah an mir herunter. Gottseidank würde mich in diesem Aufzug nur Gerti zu sehen bekommen.
Keine Minute später hörte ich einen Motor vor der Türe leise surren. Gerti war mit der Bahn zurückgefahren und hatte sich wie immer vom Bahnhof mit einem Taxi nach Hause bringen lassen. Es dauerte ein wenig und dann schellte es an der Tür.
Gerti klingelte immer, wenn sie von einer Reise nach Hause kam. Sie nahm nie den Schlüssel. Sie fand es offensichtlich einfach schöner, wenn ich ihr die Tür aufmachte und ihr um den Hals fiel.
Das hatte ich auch jetzt vor. Ich riss die Tür auf, rief „Gerti!“ und drückte sie, als wären wir Jahre getrennt gewesen und nicht ein paar Tage. Sie nannte mich „mein kleiner dummer Findling“ und tätschelte meinen Rücken.
Dann sah ich auf.
6
Vor unserem Haus stand kein Taxi, sondern ein niedriger dunkelblauer Sportwagen mit Mercedes-Stern. Und zwei Schritte hinter Oma erblickte ich zu meinem absoluten Entsetzen …
… Asmodeo.
Er trug einen perfekt geschnittenen nachtblauen Anzug, dessen Farbton seine saphirfarbenen Augen optimal in Szene setzte. Sein schneeweißes, am Kragen leicht offenes Hemd schien ebenfalls maßgeschneidert zu sein.
Gerti fühlte, dass ich in ihren Armen erstarrte. Sie ließ mich los und nahm mich an der Hand als wäre ich ein Kleinkind. Ich hatte nicht einmal mehr Zeit, die Reste des Puderzuckers von meinem T-Shirt zu klopfen.
„Darf ich dir unseren Gast vorstellen, Lilith?“ Sie wies auf Asmodeo.
„Hallo Asmodeo“, brachte ich heraus.
Asmodeo lächelte, als wäre mein Aufzug das Normalste der Welt. „Guten Tag, Lilith.“
Gerti hatte unsere Begrüßung leicht erstaunt verfolgt. „Ach, ihr kennt euch bereits! Asmo, das hättest du mir doch sagen sollen, bevor ich die ganze Heimfahrt über von Lilith geschwärmt habe!“
Ich versuchte, mich mit aller Kraft auf eine einsame Insel zu
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